Ärmere Länder zahlen höheren Preis für Klimaschutz

Seitenansicht der Arbeitnehmerin, die in der Nähe von Trockentabellen in der Kaffeewaschstation in Afrika steht

(Bild: Yaroslav Astakhov / Shutterstock.com)

Klimaschutz in der Landwirtschaft ist unverzichtbar. Eine neue Studie zeigt alarmierende Zahlen. Besonders für Menschen in Entwicklungsländern könnte es dramatisch werden.

Klimaschutz ist in der Landwirtschaft unverzichtbar. Mehr als 40 Prozent der globalen Emissionen von Treibhausgasen stammen aus Agrar- und Ernährungssystemen, heißt es beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Aber Klimaschutz ist auch für die Landwirtschaft unverzichtbar, wenn die Ernährung der Weltbevölkerung langfristig gesichert werden soll. Schon heute wird die Nahrungsproduktion durch Überschwemmungen, Dürren und veränderte Regenzeiten – alles Folgen des Klimawandels – belastet.

Vor diesem Hintergrund sind Klimaschutzmaßnahmen auch in der Landwirtschaft notwendig. Allerdings bergen sie die Gefahr, die Preise für Lebensmittel in die Höhe zu treiben. Das belegt eine aktuelle Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Je nach Region können die Preise demnach unterschiedlich stark steigen.

Moderne Lieferketten dämpfen Preisanstieg in Industrieländern

Das liegt daran, dass in Industrieländern wie Deutschland oder den USA immer weniger von den Lebensmittelpreisen auch bei den Landwirten landen. Der Löwenanteil fließt in Verarbeitung, Transport und Vermarktung.

"In reichen Ländern kaufen wir zunehmend verarbeitete Produkte wie Brot, Käse oder Süßigkeiten, bei denen die Rohstoffe nur einen kleinen Teil des Preises ausmachen", erklärt PIK-Wissenschaftler Benjamin Bodirsky.

Diese langen Lieferketten wirken demnach wie ein Puffer: Selbst wenn die Erzeugerpreise durch Klimaschutzmaßnahmen um das 2,73-fache steigen, erhöhen sich die Verbraucherpreise bis 2050 nur um das 1,25-fache, so die Modellrechnungen.

Ärmere Länder stärker von Preisanstiegen betroffen

In ärmeren Ländern sieht es dagegen ganz anders, etwa in Afrika südlich der Sahara. Hier fließen immer noch über 70 Prozent der Verbraucherausgaben direkt an die Landwirte. "Diese Kluft unterstreicht, wie unterschiedlich die Ernährungssysteme in den verschiedenen Regionen funktionieren", sagt PIK-Wissenschaftler David Meng-Chuen Chen, Hauptautor der Studie.

Das bedeutet: Maßnahmen zum Klimaschutz schlagen hier deutlich stärker auf die Verbraucherpreise durch. Laut dem Modell steigen die Erzeugerpreise bis 2050 um das 3,3-fache, die Preise, die für Lebensmittel bezahlt werden müssen, wachsen immerhin noch um das 2,45-fache. Für viele Menschen wäre es dann noch schwieriger, sich ausreichend und gesund zu ernähren.

Einnahmen aus CO2-Preisen für sozialen Ausgleich nutzen

Dennoch müssen ärmere Haushalte nicht zwangsläufig die Leidtragenden des Klimaschutzes sein, betonen die Forscher. Entscheidend sei, wie die Einnahmen aus Maßnahmen wie einer CO2-Bepreisung verwendet werden.

"Klimapolitik mag kurzfristig eine Herausforderung für Verbraucherinnen, Landwirte und Lebensmittelproduzierende sein, aber sie ist für die langfristige Sicherung der Agrar- und Ernährungssysteme unerlässlich", sagt Hermann Lotze-Campen, Leiter der Forschungsabteilung Klimaresilienz am PIK.

Er plädiert für einen sozialen Ausgleich: "Die Klimapolitik sollte Mechanismen vorsehen, die allen eine schonende Transformation ermöglichen". Das könnten etwa faire CO2-Preise sein, eine finanzielle Unterstützung für besonders vulnerable Regionen und Bevölkerungsgruppen oder Investitionen in nachhaltige Anbaumethoden.