Al-Qaida bietet Europa Waffenruhe an
Wahl des neuen spanischen Ministerpräsidenten von neuen Drohungen überschattet
In seiner Rede vor dem Parlament stellte José Luis Rodríguez Zapatero heute die Grundlinien seiner Politik vor. Der designierte sozialistische Ministerpräsident Spaniens räumte dem Kampf gegen den Terror höchste Priorität ein und bestätigte indirekt, die Truppen aus dem Irak zurückzuziehen, wenn die UN das Mandat nicht übernehme ("Spanien in eine Hölle verwandeln"). Es war sicher kein Zufall, dass kurz zuvor erneut das Bild von Osama bin Laden über die Fernsehschirme flimmerte. Zunächst sendeten al-Arabija und al-Dschasira die mutmaßliche neue Tonbandaufnahme des al-Qaida-Führers. Die Stimme, die als echt eingeschätzt wird, bot Europa aber auch eine Waffenruhe an.
Ich biete ihnen (Europa) einen Waffenstillstand mit der Zusage an, Einsätze gegen jeden Staat einzustellen, der Angriffe auf Muslims oder die Einmischung in ihre Angelegenheiten stoppt. Die Erklärung des Waffenstillstands beginnt mit dem Abzug des letzten Soldaten aus unserem Land, und die Tür ist offen für drei Monate mit Beginn des Tages der Verbreitung dieser Erklärung.
Auf dem Band machte der Sprecher die Waffenruhe davon abhängig, dass die Staaten Angriffe auf Moslems unterließen, damit wäre ein Abzug aus dem Irak und aus Afghanistan unerlässlich. Die Bombenanschläge am 11. März in Madrid wurden als Vergeltung bezeichnet:
Was am 11. September und am 11. März geschah, ist eine Heimzahlung an Euch, damit Ihr wisst, dass Sicherheit eine Notwendigkeit für alle ist.
Der Kampf gegen die USA gehe dagegen unter allen Umständen weiter. Auch wurde Israel Rache für die Tötung des Hamas-Mitbegründers Scheich Ahmed Jassin angedroht.
Präsident (George W.) Bush und die Anführer in seinem Bereich, große Medieneinrichtungen und die Vereinten Nationen...sie alle sind eine tödliche Gefahr für die Welt, und die zionistische Lobby ist ihr gefährlichstes und schwierigstes Mitglied, und wir bestehen darauf, so Gott will, sie weiter zu bekämpfen.
EU und viele europäische Regierungen haben das Angebot bin Ladens zurück gewiesen. Auch der künftige spanische Außenminister Miguel Angel erklärte, man soll ihm keine Beachtung schenken. Ein deutscher Regierungssprecher erklärte, dass man "mit Terroristen und Schwerverbrechern wie Osama bin Laden" nicht verhandeln könne.
Für Spanien wiederholt sich die Nachricht, welche die Islamisten auf einem Video aufgezeichnet haben, die sich Anfang des Monats in Madrid selbst in die Luft gejagt haben, als ihre Wohnung gestürmt wurde ("Spanien in eine Hölle verwandeln"). Auf dem erst am Mittwoch wiederhergestellten Band, das bei der Explosion beschädigt worden war, fordern drei maskierte und mit Maschinenpistolen bewaffnete Männer den Abzug der Truppen aus Afghanistan, die Zapatero zur Besänftigung der USA aber verstärken will.
Ihr neuer Regierungschef beginnt sein Mandat mit dem Kampf gegen die Muslime und der Entsendung weiterer Kreuzritter-Einheiten nach Afghanistan.
Die Drohung der Gruppe, einigen Mitglieder gelang die Flucht, war deutlich:
Blut für Blut. Zerstörung für Zerstörung.
Wieder einmal warten die spanischen Ermittler mit Neuigkeiten auf. Neben weiteren Verhaftungen von drei Marokkanern am Mittwoc, soll es plötzlich doch wieder einen Chef über dem Tunesier Abdelmajid Fajet gegeben haben, der beim Suizid ums Leben kam. Nun werden plötzlich Amer el Aziz oder Otman Al Andalusí ins Spiel gebracht. Gesucht wird auch der 33jährige Ägypter Rabei Osman El Sayed, der Sprengstoffexperte bei der Armee gewesen sein soll und in Afghanistan trainiert worden sei.
Insgesamt sollen drei Kommandos die Anschläge in Madrid ausgeführt haben, deren Kern allerdings zerschlagen sei, so das Resümee des noch im Amt befindlichen Innenministers Angel Acebes. Das ist angesichts der Tatsache, dass noch nach 18 Personen gefahndet wird, wohl nicht ganz korrekt. Ohnehin wurden schon diverse Drahtzieher der Anschläge von Acebes präsentiert, von denen längst nicht mehr die Rede ist (Terroristenjagd auf spanisch). Um die offensichtliche Verbindung zwischen den Anschlägen und der Entsendung spanischer Truppen in den Irak zu leugnen, behauptet der scheidende Ministerpräsident José María Aznar nun, die Anschläge in Madrid seien schon im Herbst 2002 geplant worden.
Ob die neuen Drohungen die morgige Wahl Zapateros zum Ministerpräsidenten beeinflussen werden, ist unklar. Deutlich wurde bei seiner Rede vor dem Parlament heute nur, dass seine Position zum Abzug der Truppen aus dem Irak aufweicht. Zwar hat er den Abzug erneut bestätigt, doch bisher hatte er stets den 30. Juni genannt, wenn bis dahin die UNO das Mandat nicht übernommen habe. Dieses Datum nannte er nun nicht mehr, was als Zeichen gewertet wird, dass der Druck der USA seine Position verändert haben könnte. Dass sich spanische Verbände derzeit an den Angriffen auf die Stadt Nadschaf beteiligen, weist auch in eine neue Richtung.