Alle Männer sind Schweine - auch beim BND?

Bei einem Abteilungsleiter wurden Pornos auf seinem Dienstrechner gefunden - Wie steht es um die Sicherheit der Daten beim BND?

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"Baupläne weg - Pornos gefunden" titelte Die Welt online süffisant. Sicherlich ein Grund für Gelächter - aber nicht nur. Der Frage, wie in Sicherheitsbehörden mit den dort vorhandenen, also mit unseren Daten umgegangen wird, lohnt der Nachfrage.

Geht man davon aus, was die Menschen im BND sonst so treiben Der BND ist ein Geheimdienst …, ist es vielleicht sogar eher beruhigend festzustellen: Beim BND scheinen ganz normale Männer zu arbeiten.

Nun weiß man beim Geheimdienst möglicherweise auch, dass man dienstliche Rechner mit sensiblen, vielleicht sogar geheimen Daten nicht unbedingt so einfach mit dem Internet verbinden sollte. Wenn aber sogar ein Abteilungsleiter die "streng geheimen Daten" des BND dem eBay-Netz und der Porno-Industrie nahe bringt, dann stellt sich die Frage, was seine Untergebenen so alles anstellen. Denn auch beim BND sind Abteilungsleiter natürlich Vorbilder. Abgesandte dieser Behörde sitzen sogar, und spätestens da wird es komisch, im Cyber-Abwehrzentrum in Bonn (Im Kampf gegen das Böse aus dem Cyberspace sollen alle Kräfte gebündelt werden). Dieses Zentrum soll uns alle und besonders die Sicherheitsbehörden vor Attacken der bösen Hacker schützen.

BSI sagt nichts zum BND

Die Pressearbeit für dieses Zentrum macht das Bundesamt für Sicherheit in Informationstechnik (BSI). Dort mochte man aber Fragen zur Datensicherheit beim BND nicht beantworten. Auch die Frage, ob für den BND die Sicherheitsanforderungen und Richtlinien des BSI gelten, blieb unbeantwortet. Ausweichend erklärte ein BSI-Sprecher, jede Behörde sei selbst für ihre Datensicherheit verantwortlich.

Auch das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA) mochte nicht inhaltlich antworten. So blieb auch die Frage unbeantwortet: "Wieso die Bundesregierung die gute Arbeit des BSI in Bonn durch den Zugang des BND zur Zentrale der Netzsicherheit aller Bundesbehörden gefährdet?" Der Chef vom Dienst des BPA beschied den Fragesteller: "Die Beantwortung Ihrer Fragen fällt in die Zuständigkeit des BND. Ich muss Sie daher bitten, sich an die dortige Pressestelle zu wenden."

Aber beim BND, wer hätte das gedacht, ist alles geheim. Die Presse- und Öffentlichkeitsabteilung des BND im Gardeschützenweg 71 - 101 in Berlin reagierte knapp: "Auskünfte über die EDV-Infrastruktur kann der Bundesnachrichtendienst aus grundsätzlichen sicherheitlichen Erwägungen nicht erteilen. Dennoch kann ich Ihnen versichern, dass der BND die einschlägigen Sicherheitsvorkehrungen entsprechend den gegebenen Erfordernissen anzuwenden weiß."

Wie der Abteilungsleiter beim Surfen auf Pornoseiten sicherlich eindrucksvoll dokumentiert hat. Dabei ist es BND-Mitarbeitern laut Welt streng untersagt Dienstcomputer für private Zwecke zu nutzen.

Teil einer Kampagne gegen SPD-Uhrlau?

Und noch ein interessantes Detail weiß man bei Springer, nämlich dass der unter Verdacht stehende Abteilungsleiter "bereits im März bei einer Routineüberprüfung ins Visier der hausinternen Techniker geraten" war. Im März 2011? Und bekannt wird es erst im Juli, zum Auftakt der Nachrichten armen Zeit, just in einem Moment, wo dem bei einigen Personalstrategen der CDU/CSU als BND-Präsident in Ungnade gefallenen Sozialdemokraten Uhrlau auch die verschwundenen Baupläne des Berliner BND-Neubaus um die Ohren fliegen?

Da drängen sich Frage auf. Zum Beispiel die, ob man mit der Veröffentlichung des Monate alten Pornofunds genau auf diesem Rechner nicht nur dessen Nutzer treffen wollte, sondern auch den Chef, der diesen Mann aus dem Kanzleramt nach Pullach beholt hat? Kaum jemand, der sich mit Pullach beschäftigt, geht davon aus, dass es nur einen Pornofund auf BND-Dienstrechern gegeben hat.

Die Welt weiß genau, was jetzt zu tun ist. Sie lässt es aber einen "hochrangigen Nachrichtendienstler" sagen, dass "der Beschuldigte wohl nicht zu halten sein werde. So, wie sich der Fall darstellt, muss Präsident Uhrlau umgehend handeln, um weiteren Schaden vom BND abzuwenden." Genau, der Mann muss weg - und der Chef gleich mit.

Probleme mit der Sexualität gehören beim BND offenbar zum Alltag. Denn, so berichtete der Stern mit Bezugnahme auf Bild:

Ein wegen sexueller Übergriffe vom Dienst freigestellter Beamter des Bundesnachrichtendienstes (BND) empört den Bund der Steuerzahler. Der Regierungsdirektor darf wegen verschiedener Übergriffe auf Mitarbeiterinnen das Dienstgebäude seit einem Jahr nicht mehr betreten, er kassiert aber gleichwohl 5000 Euro monatlich, wie die "Bild"-Zeitung am Samstag berichtete. Der BND verwehrt dem früheren Referatsleiter wegen Sicherheitsbedenken demnach Zutritt zu all seinen Dienststellen...

Stern

Immerhin kann dieser Mann somit keine Pornos mehr auf Dienstrechner laden.

Abgestufte Internetnutzung bei der Polizei

Anders als der BND achten Polizeidienststellen - zumindest den Angaben ihrer Pressestellen zufolge - etwas sorgsamer auf ihre bzw. unsere Daten und zeigen eine gewisse Vorsicht beim Internetzugang. Vorbildlich verhält sich demzufolge Brandenburg. Dort haben

einzelne Dienstcomputer Zugang zum Internet, diese sind jedoch nicht Bestandteil des Sicherheitsnetzwerkes der Polizei.(...) Aufgrund der unterschiedlichen polizeilichen Nutzung sowie aufgrund des Schutzbedarfes und der daraus resultierenden technischen Schutzmaßnahmen wird unterschieden, ob ein Computer ins interne Netz eingebunden wird oder nicht. Die jeweiligen Netze - intern und extern (Internet)sind technisch getrennt?

In Nordrhein-Westfalen scheint die Trennung zwischen dem internen Netz und dem Internet nicht ganz so rigide wie in Brandenburg. Das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW teilte auf Anfragen von Telepolis mit: "Ein Zugang zum Internet erfolgt immer nur über entsprechende Sicherheitsmechanismen." Wie diese "Mechanismen" ausschauen, mochte man nicht erklären.

Bei der Bundespolizei, erst jüngst Ziel eines Hackerangriffs, werden "dienstlich notwendige Internetzugänge den Mitarbeitern der Bundespolizei gemäß Empfehlungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik nach Einzelprüfung bereitgestellt". So die Auskunft vom Bundespolizeipräsidium in Potsdam.