Apokalypse in Mittelitalien

Seite 2: Die Gefahr ist nicht gebannt, besonders die Gebirgskette des Apennins ist extrem erdbebengefährdet

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Alberto Michelini, Senior Researcher des INGV, betont, dass die Gefahr keineswegs gebannt ist und höchste Vorsicht geboten ist. Die Experten erfassen mit Hilfe der Seismographen und der Satelliten zeitgleich alle Daten zur Auswertung und Lokalisierung der Folgebeben.

Fest stehe, laut Michelini, dass das Risssystem genügend elastische Energie in den Felsen angesammelt hat, die jetzt freigegeben wird.

Castelluccio di Norcia. Foto: Jenny Perelli

Die italienische Regierung schätzte die Erdbebenschäden zuletzt auf rund vier Milliarden Euro. Regierungschef Renzi versicherte vor einigen Stunden während einer Pressekonferenz in Rom: "Wir werden alles wieder aufbauen. Die Häuser, die Kirchen, die Betriebe." Er fügte hinzu, dass die obdachlose Bevölkerung in den ersten Wochen in Hotels aufzunehmen ist, da der Winter vor der Tür stehe und eine Unterbringung in Zeltstädten einfach undenkbar sei.

Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella, der sich in Jerusalem auf Staatsbesuch befindet, bittet um eine weitreichende Zusammenarbeit und den Zusammenhalt aller Politiker.

In der Hauptstadt waren die U-Bahnlinien A,B und B1 zur technischen Überprüfung vorübergehend geschlossen worden. In einem Palazzo der Innenstadt ist ein menschenleerer Aufzug abgestürzt. Das Kolosseum sowie das gesamte archäologische Areal wird derzeit minuziös kontrolliert. Der Quirinalpalast, Dienstsitz des Präsidenten der Republik, ist für Besucher einstweilig geschlossen; auch wurden einige öffentliche Veranstaltungen abgesagt.

Der Präsident der Region Marken, Luca Ceriscili schlägt wegen der Situation der Obdachlosen Alarm: "Sollten die Nachbeben weiter anhalten, kann die Zahl der Hilfesuchenden von 10.000 auf 100.000 ansteigen."

Italien ist insgesamt ein tektonisch komplexes Gebiet und die Gebirgskette des Apennins ist extrem erdbebengefährdet. Die umbrische Geologin Cristina Caldarella stimmt mit anderen Geologen darin überein, dass die dortige Risslandschaft sich nach dem Dominoprinzip verzweigt und weiterentwickelt. Seit dem Erdbeben im August sollen sich allerdings 3 neue Risse aufgetan haben, die zwar zur bereits bestehenden Risslandschaft gehören, aber nicht unbedingt einem klaren Süd-Nord Muster entsprechen. Es sei daher unmöglich, die Epizentren der nächsten Beben vorauszusehen.

Apokalypse in Mittelitalien (8 Bilder)

Luftaufnahme der Feuerwehr, Castelluccio di Norcia