Atomenergie: Vereinigte Arabische Emirate wollen in europäische Kraftwerke investieren

Kernkraftwerk Mochovce Kühltürme bewölkter Himmel

Symbolbild: Die Kühltürme des Kernkraftwerks Mochovce in der Slowakei.

(Bild: Stefan_Sutka / Shutterstock.com)

Der Bau neuer Atommeiler ist teuer. Die VAE werden deshalb als mögliche Investoren umgarnt, wie Großbritannien vormacht. Das Beispiel des AKW Sizewell C.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) beabsichtigen, in den europäischen Energiesektor einzusteigen. Einem Bericht von Reuters zufolge interessieren sie sich insbesondere für Kernkraftwerke in Großbritannien, an denen sie sich beteiligen wollen.

Die Emirates Nuclear Energy Company (ENEC) verfolgt demnach das Ziel, ein internationaler Akteur im Bereich der Kernenergie zu werden. Über Minderheitsbeteiligungen will sich das Unternehmen an Anlagen und Infrastruktur in verschiedenen Ländern beteiligen, ohne diese zu verwalten oder zu betreiben.

VAE streben Investitionen im Vereinigten Königreich an

ENEC gehört zum Staatsfonds ADQ von Abu Dhabi, mit dem sich das Land unabhängiger von den Einnahmen aus dem Gas- und Ölgeschäft machen will. Dies trifft sich mit den Bemühungen Großbritanniens, zusätzliche private Investitionen für das Kernkraftprojekt Sizewell C zu gewinnen, das vom französischen Energieriesen EDF im Südosten Englands gebaut wird.

Die VAE und Großbritannien haben bereits im Dezember eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit im Bereich der zivilen Kernenergie unterzeichnet. Darin verpflichten sich mehr als 20 Länder, ihre Kernkraftkapazitäten bis 2050 zu verdreifachen.

Blick auf das AKW Sizewell C

"Sizewell C ist ein wichtiger Teil des britischen Programms für neue Kernenergie, das für unsere Pläne für ein kostengünstiges, sauberes und sicheres Stromsystem von zentraler Bedeutung ist", sagte ein Sprecher des britischen Ministeriums für Energiesicherheit und Net Zero gegenüber Reuters.

Die kommerzielle Struktur des Projekts sei Gegenstand laufender Entwicklung und kommerziell sensibler Diskussionen, fügte der Sprecher hinzu.

ENEC arbeitet nach eigenen Angaben mit verschiedenen Partnern zusammen, um Kooperationen bei neuen zivilen Nuklearprojekten und zivilen Nukleartechnologien auszuloten. Dazu gehören auch saubere Energietechnologien wie sauberer Wasserstoff.

Finanzierung von Sizewell C

Die Regierung in London und EDF müssen rund 25,2 Milliarden US-Dollar für das Kernkraftwerk Sizewell C aufbringen. Nachdem chinesische Investoren aus Projekten gedrängt wurden, ist man auf der Suche nach neuen. Im Januar erklärte der britische Minister für Energiesicherheit gegenüber der Financial Times, dass man "auf dem besten Weg" sei, dieses Ziel bis Ende des Jahres zu erreichen.

Obwohl der Minister keine Namen von Investoren nannte, berichteten britische Medien, dass Investoren aus Abu Dhabi für Sizewell C in Betracht gezogen würden.

Dies wurde nun auch von mehreren Quellen gegenüber Reuters bestätigt. ENEC sei ein Kandidat, obwohl das Unternehmen erst in jüngster Zeit Erfahrungen mit der Entwicklung von Kernkraftwerksprojekten gesammelt habe.

So beaufsichtigte es den Bau des einzigen Atomkraftwerks der VAE, das von der Korea Electric Power Corp in Abu Dhabi gebaut wird und 2021 in Betrieb gehen soll.

Europäische Länder setzen auf Kernenergie

Mehrere europäische Länder forcieren den Ausbau der Kernenergie, um ehrgeizige Klimaziele zu erreichen und Alternativen zur russischen Energieversorgung zu entwickeln. Allerdings ist die Nutzung der Kernenergie in der Europäischen Union umstritten und hat nach dem Reaktorunfall in Fukushima 2011 an Popularität verloren.

Hinzu kommen mangelnde Investitionen, explodierende Kosten und Verzögerungen bei den jüngsten Projekten. Die Hoffnungen ruhen daher auf kapitalkräftigen Investoren aus den Golfstaaten.

Doch noch ist das Geschäft nicht in trockenen Tüchern. Es könnte auch auf politischen Widerstand stoßen, da es sich um eine Investition in einen so sensiblen Bereich wie die Energieinfrastruktur handelt.

Politische Bedenken in Großbritannien

Staatliche Investitionen aus den Emiraten haben in Großbritannien in jüngster Zeit für Unruhe gesorgt. Eine staatliche Übernahme der renommierten konservativen Zeitung The Telegraph wurde blockiert. Die britische Regierung stellte auch fest, dass eine kürzlich getätigte Investition des staatlichen Telekom-Unternehmens E& Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit aufwarf, genehmigte die Transaktion jedoch.

Trotz des Streits um The Telegraph erwägen die VAE weitere Großinvestitionen in Großbritannien, darunter in den Flughafen Heathrow und das Kernkraftwerk Sizewell C. Großbritannien hofft auch auf den Abschluss eines Freihandelsabkommens mit den sechs Golfstaaten, die den Golfkooperationsrat bilden.

Der Anteil der VAE an den gesamten ausländischen Direktinvestitionen in Großbritannien lag 2021 bei 0,4 Prozent. Nach Angaben der Regierung in London sind die VAE nach wie vor ein relativ kleiner Investor im Land.

Die Region wird jedoch zunehmend als wichtiger Partner für Großbritannien und andere westliche Regierungen bei großen Infrastruktur- und Energieprojekten gesehen. Hintergrund sind die zunehmenden geopolitischen Spannungen mit China und der Krieg in der Ukraine, der Investitionen aus Russland einschränkt.

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