Atomkraft: Auf nimmer Wiedersehen

Seite 2: Einstürzende Neubauten: Unwirtschaftlich, hohe Kosten, gefährlich

Schließlich gibt es immer noch eine kleine Atomlobby, die einen Neubau von AKW fordert und dabei – wenn auch wenig glaubwürdig – auf entsprechende Bauvorhaben in Großbritannien, Finnland und Frankreich verweisen kann. Auf den wenigen dortigen Baustellen gehören Kostenexplosion, allerlei Pannen und jahrelange Verzögerungen zum Alltag.

Mit den Träumen einer nuklearen Renaissance, wie sie Konservative, Rechtsradikale und ein Teil der Liberalen immer noch hegen, hat sich dieser Tage das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin auseinandergesetzt. Das Ergebnis in Kürze: unwirtschaftlich, unausgereift, hohe Kosten, große Verzögerungen bei Planung und Bau, weltweit nur wenige Neubauten und im Falle der schnellen Brüter ein hohes Risiko, Atomwaffen fähiges Material zu verbreiten. Christian von Hirschhausen, DIW-Forschungsdirektor der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt dazu:

Atomenergie war, ist und bleibt technologisch riskant und unrentabel. Daran ändern auch angeblich innovative Reaktorkonzepte nichts, die in Wirklichkeit ihren Ursprung in der Frühzeit der Atomenergie in den 1950/60er Jahren haben.

Untersucht wurden drei Reaktortypen: Leichtwasserreaktoren, SMR genannte Minireaktoren (Small Modular Reactors) und schnelle Brüter. Letztere wären eine wichtige Voraussetzung für eine langfristige Nutzung der Atomkraft im größeren Stil.

Der Brennstoff Uran ist nämlich nur noch sehr begrenzt verfügbar und im Prinzip könnten die sogenannten schnellen Brüter Abhilfe schaffen. Diese können nämlich in der Theorie mehr spaltbares Material erzeugen als sie verbrauchen.

In der Praxis hat sich das bisher allerdings als äußerst schwierig und unwirtschaftlich erwiesen. In Deutschland ging der schnelle Brüter in Kalkar nie in Betrieb. Außer zwei Anlagen in Russland gibt es heute keinen kommerziell arbeitenden Reaktor. Daran hat bisher auch die Entwicklungsgemeinschaft Gen IV nichts ändern können, in der die USA, China, Russland, Südafrika, die Schweiz, Frankreich und einige andere Länder an neuen Konzepten arbeiten.

Ähnlich sieht es bei anderen Anlagentypen aus. Seit mehreren Jahrzehnten hat die Atomwirtschaft keine Reaktorlinien anbieten können, die wirklich in der Lage wären, im Wettbewerb zu bestehen. Auch für die Minikraftwerke gebe es trotz des Hypes, der zeitweise um sie gemacht wurde, kaum Abnehmer.

Die Idee, Atomkraftwerke mit geringer Leistung zu bauen, habe sich bereits in den 1950er-Jahren als zu teuer erwiesen. In den größeren Anlagen war der Strom deutlich günstiger zu produzieren.

So wird es also aller Voraussicht nach dabei bleiben, dass in den nächsten Jahrzehnten einige 100 AKW aus Altersgründen stillgelegt werden, ohne dass sie durch neue Reaktoren ersetzt würden. Es bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass es rechtzeitig geschieht und nicht erst der eine oder andere Methusalem-Reaktor in die Luft fliegen muss.

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