Auf den wohl bislang ältesten Felsbildern von Hunden sind einige angeleint
Vor vermutlich 8000 Jahren haben Menschen auf der arabischen Halbinsel aufgezeichnet, wie sie mit Hunderudeln auf die Jagd gehen
Saudi-Arabien ist nicht nur das Land einer reichen sunnitisch-islamistischen Diktatur, die auf Kriegskurs ist und um das Überleben kämpft, sondern auch eine Region, durch die der moderne Mensch aus Afrika ausgewandert sein könnte und in der er sich früh niedergelassen hat. Entdeckt wurden hier auf einer Klippe an einem längst ausgetrockneten Flussbett in Shuwaymisdie und auf Hügeln an den Ränder ehemaliger Seen in der Oase Jubbah die vermutlich frühesten Felsmalereien von Hunden, die vor etwa 8000 Jahren entstanden sein dürften. Bislang waren auf der arabischen Halbinsel nur 4000 Jahre alte Hundeknochen gefunden worden.
Hunde sollen die Menschen schon, wie manche vermuten, seit 40.000 Jahren begleitet haben, vielleicht aber auch erst seit 15.000 Jahren. Ungelöst bzw. umstritten ist auch, wo es die ersten domestizierten Hunde gegeben hat. Manche vermuten, das sei in Ostasien geschehen (Ziemlich beste Freunde), andere gegen vom Nahen Osten oder von Europa aus (Auf den Hund gekommen). Wie weit sie zum Erfolg von Homo sapiens beigetragen haben, ist spekulativ. Die Gemeinschaft von Hund und Mensch könnte die Jagderfolge vergrößert haben, zudem könnten Hunde die ersten domestizierten Tiere gewesen sein, die im Notfall auch geschlachtet werden konnten. Die Hunde haben auch die Schlafplätze der Menschen gesichert, vor Feinden gewarnt oder diese abgewehrt (Vom Anteil des Wolfes an der Menschwerdung des Affen).
Die Hundedarstellungen im nordwestlichen Inland Saudi-Arabien zeigen Erstaunliches, wie die Wissenschaftler in ihrem Beitrag für das Journal of Anthropological Archaeology ausführen. Offenbar haben die Menschen vor ungefähr 8000 Jahren, so alt sind die Bilder nach Analysen, Hunde bereits an Leinen auf der Jagd geführt. Erstmals dokumentiert wurden die Felszeichnungen 2001.
Aber es bleibt eine Spekulation der Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte und am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, ob in einer Zeichnung ein von 13 Hunden begleiteter Jäger tatsächlich zwei Hunde an einer Leine geführt hat, was die Zeichnung nahelegt, während er Pfeil und Bogen in den Händen hält.
Auch auf anderen Bildern sind Hunde an solchen Leinen zu sehen. Stets handelt es sich um Jagdszenen mit einem mehr oder weniger großen Rudel von Hunden, bei denen nur einer oder zwei angeleint sind, während die übrigen frei laufen. Danach wären die Hunde mit der Hüfte der Jäger verbunden. Wenn es sich um angeleinte Hunde handelt, hätten die Menschen Hunde bereits seit langem ausgebildet und trainiert. Das liegt allerdings in der Geschichte der langen Symbiose nahe, von der beide Parteien profitieren. Daher sind die Bilder zwar frühe Darstellungen, dass Menschen Hunde zur Jagd einsetzen, aber das ist nicht so wirklich erstaunlich.
Die Felsmalereien kommen aus Shuwaymis und Jubbah, einer Region im nordwestlichen Saudi-Arabien, wo es seinerzeit nach einer langen Dürrezeit, die bis vor 10.000 Jahren anhielt, Flüsse und dichte Vegetation gab. Maria Guagnin vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte hat mehr als 1400 Felsenzeichnungen mit Tieren und Menschen katalogisiert.
Vor 10.000 Jahren lebten in der saudi-arabischen Region Jäger und Sammler, die vor 7000 bis 8000 Jahren zu Viehhaltern von Rindern, Schafen und Ziegen wurden und dann zunehmend diese domestizierten Tiere abbildeten. Irgendwann dazwischen entstanden über Bildern von Frauen mit großen Brüsten und ausladendem Unterleib und den Nutztieren die Felszeichnungen von den Jaghunden. Das Neben- und Übereinander von Darstellungen von Jägern und Sammlern und Nomaden oder Siedlern, die Herden halten, zeugt mit der Ähnlichkeiten von Menschendarstellungen wie etwa der Haartracht von einer kulturellen Identität, also davon, dass die Jäger und Sammler allmählich zu Hütern von Herden wurden.
Unterschiedliche Jagdstrategien mit Hunderudeln
156 Hundezeichnungen sind es in Shuwaymis und 193 in Jubbah. Die Hunde sind mittelgroß, mit gespitzten Ohren, kurzen Schnauzen und eingedrehten Schwänzen, wie dies bei gezähmten Hunden üblich ist. Daher handelt es sich nicht um Wölfe oder Hyänen. Die Hunde ähneln für die Wissenschaftler vielmehr heutigen Kanaan-Hunden, einer Rasse aus Israel, die von Beduinenhunden und in der Region zuvor wild lebenden Hunden abstammt.
Es mutet seltsam an, dass einige Hunde in einem Rudel auf der Jagd an Leinen gehalten werden. Bislang stammen die ersten Darstellungen von angeleinten Hunden aus einem ägyptischen Wandbild vor 5500 Jahren. Aus den Bildern geht hervor, dass unterschiedliche Jagdstrategien gehandhabt wurden, die mit der Topographie und der Umwelt in dem Wadi und der Oase zu tun haben. In der Oase zeigen die Bilder größere Rudel, in einem sind 21 Hunde zu sehen, während im Wadi die Menschen mit weniger Hunden auf die Jagd gingen.
Unklar bleibt aber, warum mit angeleinten Hunden gejagt wurde. Wollten die Menschen wichtige Hunde damit schützen oder wollten sie diese zu ihrem eigenen Schutz bei sich führen? Sollten damit junge Hund zur Jagd trainiert werden? Dass sie an der Hüfte der Jäger angeleint sind, könnte damit zu tun haben, dass die Hände für das Verwenden von Pfeil und Bogen frei blieben. Aber vielleicht sind es ja auch nur symbolische Verbindungen der Jäger zu Hunden, die ihnen sehr wichtig sind.