Aufrüstung ist Terror

F-16 Fighting Falcon. Bild: Luhai Wong, CC BY-SA 2.0

Weltweit geben wir jedes Jahr mehr als zwei Billionen Euro für Rüstung aus. Zugleich verhungern Millionen. Notwendig ist Abrüstung, vor allem nuklear. Ein Kommentar.

In einem Fernsehinterview hat mir der Friedenspolitiker Michail Gorbatschow einmal die Frage gestellt: "Wie könnte die Welt heute aussehen, wenn wir nach 1945 die vielen Milliarden Dollar statt in Rüstung und Kriegsvorbereitung in die Überwindung der Armut und in Bildung gesteckt hätten?"

Fachleute haben heute die Antwort: Ein Zehntel der globalen Rüstungsgelder würde ausreichen, um den Hunger in der Welt zu überwinden, ein zweites Zehntel würde ausreichen, um allen Kindern der Welt endlich eine Schulbildung zu ermöglichen.

Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten

Seit mehr als 2.000 Jahren gilt der altrömische Grundsatz "Wer Frieden will, muss den Krieg vorbereiten." Ergebnis: 2.000 Jahre immer wieder Kriege, Massenelend und Millionen Tote.

Solange Kriege vorbereitet werden, werden sie auch geführt. Das erleben wir alle schmerzlich beim Ukraine-Krieg. Präsident Putin hat diesen Krieg lange vorbereitet. Wie wäre es, wenn wir künftig nach dem Motto leben würden: "Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten"? Und wie ginge das konkret und praktisch?

Unser Bestreben muss sein, in Zukunft den Frieden zu gewinnen und nicht mehr den Krieg.

Eine neue Politik beginnt mit neuem Denken

Das hat uns Michail Gorbatschow erfolgreich vorgemacht, ein Realpolitiker mit Visionen. Das Ergebnis seiner Politik hat uns dreißig Jahre Frieden in Europa geschenkt.

Warum? Weil einer den Mut hatte voranzugehen und in einem Umfeld von Hardlinern auf realisierbare Visionen zu setzen, konnten erstmals in der Menschheitsgeschichte ganze Waffensysteme einfach verschrottet werden – kontrolliert verschrottet. 80 Prozent aller Atomwaffen wurden vor etwa 30 Jahren verschrottet. Das zeigt am 78. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August: Atomare Abrüstung ist möglich, wenn sie wirklich gewollt ist.

Was wäre ein Atomkrieg, frage ich den Fachmann Gorbatschow in unserem gemeinsamen Buch: "Kommt endlich zur Vernunft – Nie wieder Krieg". Seine Antwort: "Ein Atomkrieg wäre wahrscheinlich der letzte Krieg der Menschheitsgeschichte, weil es danach keine Menschen mehr gäbe, die noch einen Krieg führen könnten."

Gorbatschow in unserem Buch: "Auch der Westen hat nach 1990 mit der NATO-Osterweiterung große Fehler gemacht."

1990 hatte die NATO noch 16 Mitglieder, heute 30. Und weitere wollen dazu. Das war und ist für uns im Westen natürlich kein Problem, aber wir müssen uns doch auch fragen: Wie wirkt unsere Sicherheitspolitik auf die andere Seite.

Keine Frage: Jedes Volk hat das Recht, sich einem Militärbündnis anzuschließen. Aber spätestens im Atomzeitalter muss kluge Politik verstehen, dass Sicherheit für uns auch immer die Sicherheit des anderen sein muss. Denn wir alle wären die Opfer eines Atomkriegs.

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