Aus dem Westen nichts Neues: Inwiefern die Wahl der neuen RBB-Intendantin Probleme nicht löst

Seite 2: Was Katrin Vernau mit dem Sendegebiet zu tun hat – und was mit dem WDR

Dabei gab es zwar einen stetigen Anstieg, allerdings von extrem niedrigem auf niedriges Niveau. Nachdem 2004 zwei Ostdeutsche (17 Prozent) und 2016 drei (27 Prozent) gezählt wurden, sind aktuell vier Ostdeutsche (31 Prozent) auf diesen wie zuvor erwähnt 13 Top-Positionen zu finden. Dabei gelten laut Studie mehr als 80 Prozent der Menschen in diesen Sendegebieten als Ostdeutsche – Ostdeutsche bleiben also auch in dieser Hinsicht deutlich unterrepräsentiert.

Was hat das mit dem Fortgang beim RBB zu tun? Nun, die neue Übergangs-Intendantin Katrin Vernau, am Mittwoch erst im zweiten Wahlgang mit der nötigen Zweidrittelmehrheit vom RBB-Rundfunkrat gewählt, war die einzige Kandidatin, welche eine vierköpfige Findungskommission nominiert hatte.

Bemerkenswert: Frau Vernau ist mit Ausnahme ihrer Promovierung an der Uni Potsdam nicht nur eine lupenreine Westfrau mit entsprechenden offenbar guten Vernetzungen und vom WDR, Medienberichten zufolge war sie auch eine Vertraute des dortigen Intendanten Tom Buhrow.

Frau Vernau ist bezüglich der strukturellen Kopplungen in Richtung Wirtschaft zudem auch eine in Wirtschaftskreisen anscheinend hoch angesehene Managerin, die viele Jahre als Partner in der Unternehmensberatung Roland Berger tätig war.

Hinzu kommt, dass sie mit Blick auf die strukturellen Kopplungen in Richtung Regierungspolitik, was die SPD-geführten Landesregierungen in Berlin und Brandenburg angeht, 2011 als Parteilose beinahe für die SPD in Baden-Württemberg Ministerin geworden wäre, dank ihres Platzes im Schattenkabinett von Nils Schmid.

Dorette König (amtierende Vorsitzende des RBB-Verwaltungsrats und eines der drei Mitglieder der Findungskommission, die Frau Vernau favorisierten) würdigte die neue Intendantin geradezu euphorisch als "exzellente Managerin" – ohne anscheinend auch nur ansatzweise darüber reflektiert zu haben, dass journalistisch-publizistische Kompetenz mit Blick auf die Region Berlin-Brandenburg und eine damit verbundene größtmögliche wirtschaftlich-politische Unabhängigkeit ja vielleicht auch Auswahlkriterien hätte sein können.

Stattdessen scheint nun Katrin Vernau auf ihre Weise sogar noch mehr als ihre Vorgängerin das Problem struktureller Kopplungen zwischen Medien und Politik/Wirtschaft zu verkörpern – Akkumulation verschiedener Kapitalsorten sozusagen auf erweiterter Stufenleiter.

Im Interview in der Sendung Brandenburg Aktuell am Mittwochabend machte die Auserwählte relativ klare Management-Ansagen:

Ich habe mich angeboten, mich hier zu engagieren und den RBB aus der Krise herausführen.

Sie kokettierte dabei, mit der Region und dem Sender bisher kaum etwas zu tun (gehabt) zu haben:

Alles, was ich weiß über den RBB, weiß ich aus der Presse.

Auch ihr offenbar strikt wirtschaftsliberales Verständnis von Transparenz verhehlte sie nicht – Whistleblower sollten aufhorchen:

Die Gremien (sind auch) in gewisser Weise disfunktional. Beispielsweise ist ja gestern aus einer vertraulichen Sitzung auch alles (sic!) an die Presse (sic!) durchgestochen worden. Das zeigt mir, dass es da auch Schwierigkeiten gibt.

Last but not least scheint sie auf ihre bewährten Netzwerke zurückgreifen zu wollen:

Dann werde ich mir ein Team zusammenstellen, auf das ich bauen kann.