Barcelona und Cambrils trauern - "ohne Angst"!

Seite 2: Verbindungen zwischen den Anschlägen in Barcelona und Cambrils

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Die katalanische Polizei sieht "klare Verbindungen" zwischen den Vorgängen in Barcelona und Cambrils zu einer Explosion in Alcanar. Dort ist schon in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag vermutlich einer der Bombenbauer in die Luft geflogen, wobei das Haus in der kleinen Gemeinde komplett zerstört wurde. Dort, wo die Ermittler den zentralen Stützpunkt der Islamisten vermuten, wurden inzwischen etwa 20 Gasflaschen gefunden, die als Sprengstoff dienen sollten.

Es gäbe "wenige Zweifel", dass die Vorgänge in Barcelona und Cambrils mit der Explosion in Alcanar in Verbindung stünden, erklärte der Polizeichef Josep Lluís Trapero. Er meint, eine Gruppe junger Islamisten aus Katalonien hätte den Anschlag "seit Monaten" vorbereitet. Die Explosion in Alcanar habe dann aber dazu geführt, dass die Attentäter einen verzweifelten improvisierten "Plan B" durchgezogen hätten.

Seinen "Mossos d'Esquadra" ist es jedenfalls zu verdanken, dass sich die Vorgänge aus Barcelona auf der Strandpromenade in Cambrils am Abend nicht wiederholen konnten. Ihnen fiel ein Wagen mit fünf Insassen auf. Der habe nach seiner Entdeckung vor einer Kontrolle improvisiert versucht, noch Menschen zu überfahren. Einem dieser Attentäter, die mit falschen Sprengstoffwesten ausgerüstet waren, gelang es noch, eine Frau mit einem Messer schwer zu verletzen, bevor auch er niedergeschossen wurde. Die Frau erlag am Freitag allerdings noch den schweren Verletzungen.

Der Fahrer des Lieferwagens aus Barcelona ist als einer der Toten in Cambrils identifiziert, schreibt El Pais mit Bezug auf die Ermittler. Damit ist nun der Zusammenhang aus beiden Anschlägen klar. Bestätigt ist nicht, ob es Moussa Oukabir ist.

Experten hatten längst davor gewarnt, dass sich auch in Spanien geborene Islamisten radikalisieren. Das zeigte schon die Tatsache, dass sich etliche dem Kampf des IS in Syrien angeschlossen hatten, der sich schnell zu den Anschlägen bekannt hat. Man hatte aber vor allem die Anwerbung von IS-Kämpfern in Spanien und Rückkehrer im Blick. Dabei wurde ganz offensichtlich vernachlässigt, dass im eigenen Land radikalisierte junge Terroristen heranwachsen, die zwar marokkanischer Herkunft sind, aber in Spanien geboren wurden. Es entwickelt sich offenbar etwas ganz ähnliches wie in Belgien, Frankreich und Großbritannien.

Noch wird die "Einheit aller Demokraten" demonstriert

Nach dem Schock war am Freitag der Zeitpunkt noch nicht gekommen, an dem auch über das massive Versagen der Sicherheitskräfte debattiert wird. Dazu brauchte es vor 13 Jahren auch etwas Zeit. Damals blieben allerdings viele Hintergründe im Dunklen. Es wurde nicht geklärt, wer die Hintermänner waren, und es wurde auch nur wenig Licht in die Verwicklungen der Sicherheitskräfte und deren Spitzel gebracht, die sogar den Sprengstoff geliefert hatten, für die das ziemlich glimpflich ausging.

Man versucht nun aber, anders als 2004, über alle politischen Widersprüche hinweg, Einheit zu zeigen, während damals kurz vor den Wahlen von den Konservativen versucht wurde, die Vorgänge für sich zu instrumentalisieren, was zum totalen Rohrkrepierer wurde (Lügen haben kurze Beine). Obwohl katalanische Politiker wegen des ankündigten Referendums über die Unabhängigkeit am 1. Oktober selbst von spanischen Gefängnisstrafen bedroht sind, wird derzeit ein Bild der Einheit gegen den "gemeinsamen Feind" gezeigt.

Die katalanische Parlamentspräsidentin Carme Forcadell hat die Einheit "aller Demokraten in der Verteidigung der Demokratie und im Kampf gegen die Gewalt" beschworen, die schon dafür angeklagt wird, weil sie für eine demokratische Volksabstimmung eintritt und von einer Knaststraft bedroht ist, weil Spanien mit allen Mitteln die Abstimmung verhindern will.

Gemeinsam mit König Felipe und Regierungschef Mariano Rajoy zeigte sich auch der katalanische Präsident Carles Puigdemont im Gespräch nach der Schweigeminute in Barcelona. Normalerweise herrscht zwischen beiden sonst eine gespannte Funkstille, die nur durch Drohungen aus Madrid gebrochen wird. Sogar Militäreinsatz wurde schon ins Spiel gebracht. Doch von diesen Widersprüchen war heute in Katalonien nichts zu hören. Man stand zusammen gegen den "faschistischen Terror", wie die linksradikale CUP die Anschläge nennt. Die Bevölkerung soll gegen alle "Formen des faschistischen Totalitarismus zu kämpfen, woher sie auch kommen", erklärte die Parlamentarierin Anna Gabriel mit Blick auf die Repression der spanischen Konservativen in Katalonien.