Bayern will Stromtrasse umleiten
Nach Plänen der Wirtschaftsministerin Aigner soll die SuedLink-Trasse nach Westen verschoben werden. Für ihren hessischen Amtskollegen ist das an Dreistigkeit nicht zu überbieten
Bis 2022 sollte Sued.Link stehen. Windstrom aus Schleswig-Holstein sollte über HGÜ-Fernleitungen in die Verbrauchsregionen Bayern und Baden-Württemberg transportiert werden, um dort die Energieversorgung zu sichern, wenn Kohle-und Atomkraftwerke vom Netz gehen. So lautete der Plan zur Energiewende (vgl. Ab in den Süden). Schon bald war allerdings klar, dass es bei der Festlegung der Stromtrassen Widerstände geben wird. Vor allem, aber nicht nur, aus Bayern, wo die Regierung Proteste gegen die Trassenführungen fürchtet (vgl. Wer braucht die neuen Stromtrassen?).
Immer wieder äußerte Seehofers Regierung Einwände gegen die Notwendigkeit der SuedLink-Trasse, wie übrigens auch die CDU und die Grünen in Hessen. Die Bundesnetzagentur hielt dem entgegen, dass insbesondere die drei großen Nord-Süd-Verbindungen weiterhin als energiewirtschaftlich notwendig und vordringlich einzustufen sind" (Bundesnetzagentur hält neue Stromtrassen weiter für unabdingbar). Bayern riskiere mit seiner Politik, dass die "Lichter ausgehen", hieß es Ende April (Blackout in Bayern?).
Am Wochenende machte der bayerische Rundfunk die neuesten Strom-Trassen-Pläne der Regierung in München bekannt. Sie offerieren eine aus bayerischer Sicht einfache Lösung:
Wenn neue Stromtrassen von Nord nach Süd tatsächlich nötig sein sollten, will die CSU-Staatsregierung davon nur eine auf eigenem Gebiet. Aigner verlangt, dass die geplante SuedLink-Trasse nach Westen verschoben wird - statt durch Bayern soll sie dann hauptsächlich durch Hessen und Baden-Württemberg verlaufen (Karte). Unterfranken bliebe dadurch eine weitere Belastung jenseits der bereits im Bau befindlichen Thüringer Strombrücke erspart.
Man wolle "ein Übermaß an infrastruktureller Belastung durch Leitungen vermeiden", heißt es in einer Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums, aus welcher der BR zitiert. Für neue Trassen müsse eine Notwendigkeit erst nachgewiesen werden. Aigner setze weiterhin auf Gaskraftwerke, bestehende und neue, anstatt den Strom aus entfernten Kraftwerken zu beziehen. Die Wirtschaftsministerin soll in ihrer Stellungnahme indirekt mit einer bayerischen Blockade der Netzausbaupläne drohen. Sie bringe Naturschutz-Argumente ins Spiel sowie eine Änderung des bayerischen Landesentwicklungsplans.
In Hessen hat man wenig Verständnis für die "Verlegung der Kegelbahn in Nachbars Garten, weil ich meinen eigenen Rasen nicht zerstören will", wie Hubert Aiwanger, Vorsitzende der Freien Wähler, den neuesten CSU-Winkelzug nennt. Der hessische Wirtschaftsminister Tarel al-Wazir bezeichnete die Pläne aus München als "unverschämt", "wahnwitzig" und "an Dreistigkeit nicht zu überbieten".Weil SuedLink erst am Ende auf bayrischem Gebiet verlaufe, würden andere die Last tragen.
Auch der Umweltminister Baden-Württembergs, Franz Untersteller (Grüne), lehnt den Vorschlag aus Bayern mit dem Hinweis ab, dass dadurch Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen zusätzlich belastet würden.