Beim Ukraine-Krieg geht es nicht um die Ukraine
Seite 3: Auf zur neuen Weltordnung
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Frederik Kempe, Präsident des Think Tanks Atlantic Council, erklärte kürzlich, dass eine neue Weltordnung im Entstehen sei und sie durch den Ukraine-Krieg befördert werden könne:
Die Schlussfolgerung ist verlockend: Sollte die Ukraine als unabhängiges, souveränes und demokratisches Land überleben, werden die von den USA und Europa unterstützten Kräfte gegen die zuvor aufstrebenden russisch-chinesischen Kräfte des Autoritarismus, der Unterdrückung und (zumindest im Falle Putins) des Bösen wieder an Kraft gewinnen.
Frederik Kempe, Atlantic Councel
Kempe erklärt dazu, die Welt sei auf die neue von Washington kontrollierte Weltordnung – die von Austin beschworene "regelbasierte internationale Ordnung" – noch nicht vorbereitet. Es stehe Großes auf dem Spiel:
Die Frage ist nicht, wie die neue Weltordnung aussehen wird, sondern vielmehr, ob die USA und ihre Verbündeten durch die Ukraine die Erosion der Errungenschaften des letzten Jahrhunderts rückgängig machen können, um so einen ersten Schritt zur Schaffung der ersten wirklich "globalen" Weltordnung zu tun.
Frederik Kempe, Atlantic Councel
Versuche dazu habe es nach dem Ersten Weltkrieg, nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Ende des Kalten Kriegs gegeben. Die nach dem Kalten Krieg etablierte internationale Ordnung wurde durch die Nato-Osterweiterung und durch im Westen nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichtete Institutionen wie Weltbank, IMF oder EU begründet. Aber dann setzte eine Erosion ein, bedingt durch ein Nachlassen von Washington, die internationale Ordnung, also die amerikanische Ordnung, zu stützen und zu verteidigen. Das soll jetzt anders werden:
Der russische Außenminister Sergej Lawrow besuchte diese Woche Neu-Delhi, um Indien für seine Weigerung zu danken, sich den Sanktionen gegen Russland anzuschließen, eine Haltung, die von Brasilien, Mexiko, Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten geteilt wird. "Wir sind bereit, Indien mit allen Waren zu beliefern, die es kaufen möchte", sagte Lawrow.
Um die künftige Weltordnung zu gestalten, müssen die USA und Europa zunächst die Entwicklung des westlichen und demokratischen Niedergangs in der Ukraine umkehren. Der Rest wird folgen müssen.
Frederik Kempe, Atlantic Councel
In der Ukraine wird die Schlacht um die globale Kontrolle ausgefochten. Aber darüber wird nicht gesprochen, weil angeblich der Westen nur auf Russland reagiert und die Ukraine schützen will. Jetzt ist man immerhin schon so weit, dass es nicht um einen Waffenstillstand oder Friedensverhandlungen geht, sondern um einen nicht näher ausformulierten "Sieg" der Ukraine als Handlanger der westlichen Interessen, die eine multipolare Welt zugunsten einer amerikanischen Vorherrschaft bekämpfen.
Nach Russland, sollte es keinen dritten Weltkrieg geben, geht es gegen China. Dumm nur, dass man mit Waffen und Kriegen die Klimaerwärmung, die Umweltzerstörung und das Artensterben nicht lösen kann. Das würde globale Kooperation, keine US-amerikanisch dominierte internationale Ordnung erfordern.
Der Artikel erschien zuerst auf Krass & Konkret