Besitz des Unabombers wird versteigert

Schreibmaschine des Unabombers. Bild: U.S. Marshals Service

Wer will, kann nun Reliquien des Maschinenstürmers und Terroristen Ted Kaczynski vom US-Justizministerium erwerben

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Der Mathematiker Ted Kaczynski, zunächst Unabomber genannt, hatte 18 Jahre lang die USA vor dem islamistischen Terrorismus in Angst und Schrecken gehalten. Allerdings verursachte er vergleichsweise geringen Schaden. Durch seine Anschläge wurden 3 Menschen getötet, 24 wurden teils schwer verletzt.

Zurückgezogen als Eremit in die Wildnis, wo er ein primitives Leben in einer winzigen Holzhütte in Montana verbrachte und mit Pfeil und Bogen auf die Jagd ging, hatte er Briefbomben an Angehörige der technischen und wissenschaftlichen Elite und von Fluggesellschaften versandt, um die Menschen von dem seiner Ansicht nach fatalen Gang in eine mehr und mehr von Technik abhängigen und vom einfachen, natürlichen Leben entfremdeten Gesellschaft abzuhalten. Als anarchistischer Maschinenstürmer versuchte er seine Ansichten, die ihn zu seinen Anschlägen trieben, in Schriften zu rechtfertigen (Bomben aus der Wildnis).

1996 war er durch einen Hinweis seines Bruders an die Polizei verhaftet worden und ist seitdem wohl neben Charles Manson einer der bekanntesten Menschen in den USA, die eine lebenslängliche Strafe absitzen müssen. Seit 1998 sitzt er im Supermax-Gefängnis in Colorado ab. Die Holzhütte in Montana wurde bereits in ein Museum verfrachtet, sein Gründstück wurde vor kurzem versteigert (Grundstück des Unabombers zu verkaufen).

Original des Unabomber-Manifests. Bild: U.S. Marshals Service

Nun hofft man, dass auch der Rest der von der Polizei beschlagnahmten Hinterlassenschaften als Reliquien dem Staat Geld einbringen – einschließlich seiner Schriften. Jahre hatte Kaczynsnki darum gekämpft, dass seine Originalschriften, beispielsweise sein bekannt gewordenes Manifest "Industrial Society and it's Future", nicht verkauft, sondern ihm ausgehändigt werden. Das verwehrte ihm das Gericht, er erhielt lediglich digitale Kopien.

Das Geld, das man in der letztes Jahr vom Gericht angeordneten Online-Auktion durch den Verkauf der Texte, Notizbücher, Dokumente wie die Promotionsurkunde, Kleider, Werkzeuge oder Fotos erzielen will, soll den Opfern oder ihren Angehörigen zugute kommen. Aber das ist ein ambivalentes Vorhaben, schließlich werden durch die Aktion die Gegenstände, die der Unabomber einmal besessen hat, zu wertvollen Memorabilien geadelt. Der Wert entstammt der Berührung durch einen Menschen, dessen Prominenz sich dem von ihm ausgeübten Terror verdankt. Wie viel mehr wert wären wohl die Hinterlassenschaften Bin Ladens, die man während der Tötungsaktion in seinem Haus eingesammelt hat?

Mit Pfeil und Bogen auf der Jagd. Bild: U.S. Marshals Service

Marshal Albert Najera vom Eastern District of California hat jedenfalls eine Rechtfertigung für die Auktion, die ein wenig an den Haaren herbeigezogen erscheint: "Wir werden die Technik nutzen, die Kaczynski in seinen Manifesten beschimpft hat, um Gegenstände aus seinem Leben zu verkaufen." Soll das dann eine nachträgliche Rache sein? Am Mittwoch beginnt die Auktion, Mindestgebote gibt es nicht.