Big-Brother-Preise in Österreich und Schweiz
FPÖ unangefochten Spitzenreiter in AT, Preis für Zivilcourage in CH
In drei von sechs Kategorien gewann die Haider-Partei FPÖ bei der Big-Brother-Preisverleihung in Wien, und zwar in der Sektion Politik durch ihre Polizistengewerkschaft AUF, den Lifetime Award bekam Herr Justizminister Dr. Dieter Böhmdorfer und in der Kategorie People's Choice, dem von den Netizens verliehenem Preis, gewann die Gesamtpartei FPÖ. In der Schweiz verdient das Mini-Echelon-System besondere Hervorhebung, ebenso wie ein Preis der für Zivildourage im Widerstand gegen Überwachung verliehen wurde.
Wie nicht anders zu erwarten, war niemand von den Preisträgern bereit, den Preis persönlich in Empfang zu nehmen, der für Schädigung der Grundrechte, Bespitzelung und mangelnden Schutz der Privatsphäre verliehen wird.
Die sogenannte Spitzelaffäre war durch ein Buch des ehemaligen, freiheitlichen Polizeigewerkschafters Josef Kleindienst ins Rollen gekommen. In seinem Buch beschreibt Kleindiesnt wie die "Aktion Unabhängiger und Freiheitlicher" Polizeikritiker einzuschüchtern versuchte und Informationen aus Polizeicomputern an die FPÖ weiterleitete, die damit ihre politischen Gegner diskreditieren konnte. Als einer der tatkräftigsten AUF-Leute, weiß Kleindienst, wovon er spricht, doch es gibt guten Grund anzunehmen, dass die Praxis nach seinem Abgang weitergeführt wurde. Daher erhielt die AUF, vertreten durch ihren heutigen Boss Michael Kreißl den Big-Brother-Preis in der Kategorie "Politik".
Den Hauptpreis für sein Lebenswerk, ein, wie die Jury sagte "Leben, das im Zeichen der Bemühung steht, die Rechtssprechung als Großen Bruder gegen Kritik und freie Meinungsäußerung zu mobilisieren", bekam der FP-Politiker, ehemalige Parteianwalt und heutige Justizminister Dieter Böhmdorfer.
Auch bei dem via Internet-Umfrage vergebenem Publikumspreis konnte sich die Freiheitliche Partei Österreichs durchsetzen. Im Bereich "Business und Finanzen" wurde das Elektronikunternehmen "Saturn" mit einem Preis ausgezeichnet, weil beim Zahlen mit der Geldkarte ihre Kunden der "unwiderruflichen" Ermächtigung zur Weitergabe persönlicher Daten" zustimmen. Diese Information findet sich allerdings nur kleingedruckt auf der Rückseite des Kassabons.
Eine weitere Variante des Spitzelwesens lag der österreichischen Jury scheinbar ebenfalls im Magen, denn in der Kategorie "Behörden/Verwaltung" entschied sie sich für einen nur als "Helmi" bekannten Mann, der als Informant der Polizei in Drogenprozessen immer nur mit Helm oder Strumpfmaske auftritt und dessen Zeugenbaussagen bereits zu mindestens einer Verurteilung geführt haben.
Wie fast nicht anders zu erwarten "siegte" im Bereich "Kommunikation" das European Telecom Standards Institute (ETSI), das gemeinsam mit der Industrie in Arbeitsgruppen an Abhörschnittstellen für digitale Kommunikationsnetzwerke wie ISDN, GSM und auch UMTS arbeitet.
Big-Brother-Preis Schweiz
Auch die Schweiz feierte ihre Sieger gebührend. Ebenso wie in Deutschland wurde in .CH der Preis zum ersten Mal ausgelobt.
In der Kategorie Staat gewann das VBS, ehemals Militärdepartement, vertreten durch Bundesrat Adolf Ogi, für den Aufbau und den Betrieb der Satellitenabhöranlage SATOS-3. Dieses System ließe sich kurz als ein Schweizer Mini-Echelon beschreiben, das scheinbar hauptsächlich zum Abhören von Menschen in der Schweiz eingesetzt wird.
Die Chemiefirma Hoffmann-La Roche erhielt den "First Swiss Big Brother Award" in der Kategorie Business in "Anerkennung ihrer Leistungen zum Schutz der Jugend", nämlich für ihre systematischen Urintests bei Lehrlingen zum Nachweis von Drogenkonsum.
In der Kategorie Telekommunikation bekam das Unternehmen SWISSCOM, Nachfolger der Post und Telekom, den Preis für die systematische Aufstellung von Bewegungsprofilen ihrer Mobiltelefonkunden. Mit bürokratischen und technischen Argumenten hatte sich das Unternehmen gegen Einwände des Datenschutzbeauftragten durchgesetzt und somit den Preis "verdient" gewonnen.
Für sein "Lebenswerk" wurde Herr Urs von Däniken, langjähriger Chef der Bundespolizei, geehrt. Die Jury hat ihm nicht vergessen, wie er als "Troubleshooter" das angeschlagene Vertrauen in den Staatsschutz wiederhergestellt und eine "moderne, effiziente Datensammlung" aufgebaut hat.
Zum Unterschied von Österreich und Deutschland gab es auch einen positiven Preis, den sogenannten Winkelried-Award für besonders lobenswerten Widerstand gegen Überwachung und Kontrolle. Diesen gewann ein Herr F., der zur Zeit des Golfkriegs darauf aufmerksam gemacht hatte, wie im Rechenzentrum der Bundespolizei widerrechtlich Listen von IrakerInnen erstellt wurden, die in der Schweiz wohnten. Herr F. wurde daraufhin entlassen und zieht es seither vor, anonym zu bleiben.
Damit haben sicherlich einige Preisträger eine "schöne" Überrasschung erlebt und wie die Dinge stehen, wird es sicher auch im nächsten Jahr viele gute Gründe für weitere Big Brother Awards geben.