Bilanzkosmetik: Verstecken deutsche Banken die wahre Immobilienkrise?

(Bild: Who is Danny / shutterstock.com)

Bilanzkosmetik vermutet: Steckt mehr hinter den Zahlen? Warum deutsche Banken in den Sog der Immobilienkrise kommen könnten.

Der Markt für Gewerbeimmobilien ist in den USA ins Wanken geraten und auch in Europa steht er unter Druck. Die deutschen Banken geben sich gelassen. Sie betonen, dass der Großteil ihrer Kredite in heimische Immobilien investiert sei. Doch inzwischen warnen Experten: Die Lage könnte ernster sein als bisher angenommen.

Undurchsichtige Bilanzen: Ein Pulverfass im Immobilienmarkt

Eine schnelle Marktkorrektur, wie sie die USA erschüttert hat, ist Deutschland bisher erspart geblieben. Das könnte an undurchsichtigen Bilanzierungspraktiken liegen, warnen Experten laut dem Finanzdienst Bloomberg.

Kreditgeber und Investoren sollten durch solche Maßnahmen vor unmittelbaren Auswirkungen geschützt werden. Relativ bescheidene Wertberichtigungen und milde Rückstellungen würden die Tatsache verschleiern, dass deutsche Kreditgeber stark in Gewerbeimmobilien investiert seien. Laut einer Studie hätten sie Kredite aggressiver vergeben als ihre europäischen Konkurrenten.

Homeoffice-Revolution: Der schleichende Tod der Büroimmobilien

Banken und Investoren sehen sich heute mit einem erheblichen Preisverfall bei Gewerbeimmobilien konfrontiert. Nach wie vor arbeiten viele Beschäftigte von zu Hause aus, eine Rückkehr ins Büro ist nicht in Sicht. Fast zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland erlauben ihren Mitarbeitern, von zu Hause aus zu arbeiten.

Die Folge: Büroimmobilien stehen leer und verlieren deutlich an Wert. Nach Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) verzeichnete der Markt den stärksten Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003.

Die Illusion der Stabilität: Warum deutsche Banken Risiken unterschätzen

Im vierten Quartal des vergangenen Jahres sanken die Preise demnach um 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Jahresdurchschnitt fielen die Preise um 13,3 Prozent.

In den Büchern der Banken und Investoren schlägt sich dieser Preisverfall jedoch nicht so schnell nieder. Nur wenige Kredite werden als notleidend eingestuft, auch wenn ihre Zahl in letzter Zeit zugenommen hat.

Das liegt unter anderem daran, dass deutsche Banken bei der Bewertung einen langfristigen Ansatz verfolgen, der Preisschwankungen ausgleichen soll. Außerdem aktualisieren deutsche Banken die Bewertungen der von ihnen finanzierten Immobilien weniger häufig als Banken in den USA oder Großbritannien.

Alarmstufe Rot: Experten warnen vor einer Welle von Wertberichtigungen

Valeriya Dinger, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Universität Osnabrück, warnt jedoch vor den möglichen Folgen: "Es würde mich nicht überraschen, wenn wir eine Welle von Wertberichtigungen deutscher Banken auf ihr inländisches Gewerbeimmobilien-Engagement sehen würden", so Dinger gegenüber Bloomberg.

Auf dieses Risiko weist auch ein Bericht von Fitch Ratings hin. Sollten sich die internen Bewertungen der Banken als zu optimistisch erweisen oder einfach der Marktstimmung hinterherhinken, könnten die Wertberichtigungen auf Kredite deutlich steigen. Die Ratingagentur geht davon aus, dass die Verluste der Kreditgeber aus Engagements im gewerblichen Immobiliensektor bis 2025 hoch bleiben werden.

Ein Immobiliencrash im Zeitlupentempo: Wie real ist das Risiko?

Diese Entwicklung könnte nach Ansicht von Experten zu einem Immobiliencrash in Deutschland im Zeitlupentempo führen. Dieser könnte sich beschleunigen, wenn Immobilieneigentümer wie die Signa-Gruppe von René Benko oder der Vermieter Adler zum Verkauf gezwungen werden. Dies würde die kleinen und mittleren Kreditgeber belasten, die erst nach den Rettungsaktionen in der Finanzkrise wieder in Fahrt gekommen sind.

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