Bioanbau und Ernährungssicherheit, zivile Opferzahlen im Ukraine-Krieg und Immunstatus der Bevölkerung
- Bioanbau und Ernährungssicherheit, zivile Opferzahlen im Ukraine-Krieg und Immunstatus der Bevölkerung
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Drei Fragen aus dem Forum. Eine Telepolis-Kolumne.
Gefährdet Bioanbau die Ernährungssicherheit?
Im Kommentar auf den Artikel "Getreideernten besser als erwartet" von Susanne Aigner spannt ein User den Bogen nach Sri Lanka, wo ein Verbot von chemischen Düngemitteln und Pestiziden zu einer Nahrungsmittelkrise geführt habe.
Hoffen wir dass die nur bluffen und die Naturschutzmaßnahmen nicht zu Lebensmittelknappheiten und Hungersnöten führen wie in Sri Lanka." Er zitiert einen Artikel in der NZZ, in dem wiederum der Moderator Tucker Carlson von Fox News zitiert wird. "Ganzes Land kollabiert wegen Green New Deal" titelte Fox News eine Sendung. Der User schlussfolgert: "Also es gibt wohl einen Zusammenhang zwischen dem umgesetzten Verbot von chemischen Düngemittel und Ernteausfällen. Geringere Erntemengen ohne Chemie ist unzweifelhaft zu erwarten. Siehe auch Bioanbau die weniger Ertrag liefern. Das ist nicht von der Hand zu Weisen. Die Frage die sich mir stellt, wird es auch zu Hungersnöten kommen wenn Europa solche Vorgaben umsetzt? Gibt es wissenschaftliche unvoreingenommen Studien die sagen, das bezahlbare Lebensmittel erhalten.
Wie im Artikel in der NZZ auch dargelegt, handelt es sich bei Sri Lanka um einen besonderen Fall, weil die Umstellung auf 100 Prozent Bioanbau von heute auf morgen und qua Verordnung von oben erfolgte.
In der EU geht die Umstellung hingegen sehr langsam voran. Im Jahr 2020 wurde in den EU-27 auf 9,08 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche nach Öko-Richtlinien angebaut, im Jahr 2012 waren es 5,88 Prozent. Wie im Artikel bereits benannt, kämpft die Biobranche auch nicht mit Ernteausfällen, sondern mit Absatzproblemen.
Wenn die Menschen weniger Geld zur Verfügung haben, kaufen sie seltener die teureren Bioprodukte. Die Frage, ob bezahlbare Lebensmittel erhalten bleiben, lässt sich ohnehin nur abhängig davon beantworten, wie viel Geld die Verbraucher:innen im Portemonnaie haben, bzw. welcher Anteil ihres Einkommens übrigbleibt, wenn Wohnung und Energie bezahlt sind.
Dass die "konventionell" erzeugten und zum Teil importierten Lebensmittel bislang so günstig waren, ist auch eine Folge der Subventionierung. Zum einen der Agrarsubventionen der EU, die noch immer zum größten Teil als Flächenprämien ausgezahlt werden, unabhängig davon, was auf diesen Flächen geschieht. Zum anderen über Subventionen für fossile Energieträger.
So ist etwa die Produktion mineralischer Düngemittel als "energieintensiver Prozess" von der Energie- und Stromsteuer befreit. Trotzdem sind die derzeit hohen Energiepreise dafür verantwortlich, dass auch die Lebensmittel für Kund:innen teurer werden – hier werden Kosten für Dünger und Pestizide, Agrardiesel sowie Transportkosten eingepreist.
Subventionen, um Lebensmittel bezahlbar zu halten, sind dabei sicherlich sinnvoll, dass diese in erster Linie den konventionellen Erzeuger:innen zugutekommen jedoch nicht.
Was nun die Befürchtung angeht, dass Erträge durch ökologische Anbaumethoden und Umweltschutzmaßnahmen nicht mehr ausreichen würden, so rückt diese in weite Ferne, wenn man sich die Statistik zum Getreidekonsum in der EU anschaut. Zwei Drittel davon entfallen auf Tierfutter, in Deutschland werden etwa rund 24 Millionen Schweine gehalten.
Deutschland exportierte 2021 1,5 Millionen Tonnen Fleischerzeugnisse mehr als es importierte. Bei weniger Exportüberschüssen sowie einer Reduktion des Fleischkonsums wäre daher in Bezug auf die Versorgungssicherheit noch viel Luft nach oben.
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