Botschaft an die G20
Seite 2: AKW-Bauer verzweifelt gesucht
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Oder sprechen wir über die Atomkraft: In den USA laufen noch 99 Atomkraftwerke, die 2016 knapp 20 Prozent zur Stromversorgung beitrugen. Der Kraftwerkspark ist extrem überaltert.
Die ältesten beiden Anlagen ging bereits 1969 ans Netz, 47 Reaktoren laufen bereits 40 Jahre oder länger. Nach 36 Jahren Pause wurde 2013 erstmals wieder mit dem Bau von AKW begonnen. Vier Baustellen gibt es derzeit, die dem Kraftwerksbauer Westinghouse erhebliche Kopfschmerzen bereiten. Einst eines der Flaggschiffe der US-Industrie ist der Konzern längst nach Japan verkauft und Teil des Toshiba-Konzerns.
Im März musste Westinghouse in den USA Konkurs anmelden, weil die Kosten auf den Baustellen explodiert waren. Im Dezember hätten die Verbindlichkeiten der Toshiba-Tochter bei 9,8 Milliarden US-Dollar gestanden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Die Zukunft der Baustellen ist ungewiss. In Waynesboro, Georgia, wo zwei der Reaktoren entstehen sollen, will der künftige Betreiber die Fortführung in die eigenen Hände nehmen. Nach einem Bericht örtlicher Medien vom vergangenen Donnerstag ist man sich bei der Aufsichtsbehörde jedoch nicht sicher, ob das eine sinnvolle Angelegenheit wäre.
Eine Untersuchung durch eine Beratungsfirma sei zu dem Schluss gekommen, dass schlimmstenfalls mit weiteren 36 Monaten Verzögerung auf dann sechs Jahre und weiteren Zusatzkosten in Höhe von drei Milliarden US-Dollar zu rechnen sei. Ursprünglich hatten die beiden im Bau befindlichen Reaktoren 14 Milliarden US-Dollar kosten sollen, aber Kritiker gehen inzwischen davon aus, dass bis zu 29 Milliarden US-Dollar ausgegeben werden müssen.
Wie es aussieht macht man in den USA also ganz ähnlich Erfahrungen wie mit dem Reaktorbau in Finnland und Frankreich. Das hat derweil das US-Repräsentantenhaus nicht davon abgehalten, die Steuergeschenke für den Reaktorbau abzusichern. Stimmt der Senat ebenfalls zu, werden die entsprechenden Steuererleichterungen über das Jahr 2020 hinaus ausgedehnt und damit die Bauverzögerung belohnt.
Ansonsten: Die Öl- und Gasproduktion konnte in der Tat in den USA in den letzten Jahren erheblich ausgeweitet werden. Aber zum Netto-Exporteur sind sie damit noch lange nicht geworden, wie die Daten der amtlichen Energy Information Administration zeigen. Geschweige denn, dass sie auf dem Weg wären, Saudi-Arabien vom Thron zu stoßen.
Außerdem haben die USA kaum noch leicht auszubeutende Vorkommen. Das meiste Öl und Gas stammt aus dem Fracking und damit relativ hohe Produktionskosten. Der niedrige Ölpreis hat bereits manches Unternehmen in den Konkurs getrieben und weitere könnten folgen, sollte der Preis noch weiter gedrückt werden.
Keine Antwort indes liefert Trump auf die Frage, was die US AKW-Flotte demnächst ersetzen könnte. Wie oben gezeigt, läuft schon fast die Hälfte der Reaktoren 40 Jahre oder länger und müsste spätestens im nächsten Jahrzehnt ersetzt werden.
Windkraft ist eine der Optionen und hat im März, wie berichtet, erstmals zehn Prozent der landesweiten Stromproduktion geliefert. Die Infrastruktur für den weiter raschen Ausbau ist in den USA inzwischen vorhanden und zum Glück für das Land, hängt der Erfolg nicht nur von der Politik in Washington ab, sondern liegt zu einem nicht unerheblichen Teil auch in den Händen der Bundesstaaten.