Botschaft an die G20
Seite 3: Risse und noch mehr Risse
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- Risse und noch mehr Risse
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Szenenwechsel: Am Wochenende wurde bekannt, dass die Bundesregierung indirekt Anteile am umstrittenen belgischen AKW Tihange hält. Dies berichtet unter anderem RP-Online. Demnach hält ein Pensionsfonds des Bundes eine kleine Beteiligung an der Anlagen, von der besonders ein Reaktor, Tihange 2, wegen einiger Tausend Haarrisse in den letzten Jahren Schlagzeilen machte. Diese waren 2012 entdeckt worden.
Anfang Juni wurde bekannt, dass in den letzten Jahren neue hinzugekommen sind, obwohl Tihange-2 seit 2012 die meiste Zeit stillstand. Erst im Dezember 2015 wurde der Reaktor wieder in Betrieb genommen. Die inzwischen ausgeschiedene nordrhein-westfälische Landesregierung hatte Mitte Juni in einer ihrer letzten Amtshandlungen die Anteile des Landes am Tihange-Betreiber Electrobel verkauft.
Japan: Jetzt fünf Reaktoren in Betrieb
In Japan hat derweil westlich von Tokio dieser Tage der Atomreaktor Takahama 3 den Regelbetrieb wieder aufgenommen. Takahama 4 läuft schon seit einigen Wochen. Das berichtet unter anderem die Japan Times. Damit sind in Japan jetzt fünf Reaktoren in Betrieb. 37 weitere stehen still und warten darauf, dass sich die Regierung in Tokio und ihre Besitzer gegen den Widerstand in der jeweils betroffenen Bevölkerung und gegen örtliche Behörden durchsetzen können.
Die beiden Takahama-Reaktoren waren bereits Anfang 2016 für einige Tage am Netz gewesen, mussten dann jedoch erst wegen eines Zwischenfalls und dann aufgrund eines Gerichtsbeschluss wieder ausgeschaltet werden. Beide Anlagen haben bereits 33 Betriebsjahre auf dem Buckel, womit sie langsam an das Ende ihrer ursprünglich vorgesehenen Laufzeit kommen sollten.
Allerdings bemühen sich die AKW-Betreiber auch in Japan, das zwischenzeitlich gänzlich ohne Atomkraft ausgekommen ist, um Laufzeit Verlängerungen. Erst kürzlich hatte die dortige Aufsichtsbehörde die Betriebsgenehmigung für die Takahama 1 und 2 von 40 auf 60 Jahre verlängert. Noch stehen diese beiden Reaktoren still, aber die Regierung und der Betreiber Kepco arbeiten daran, sie wieder ans Netz zu bringen. AKW-Gegner haben sich bisher vor Gericht und durch politischen Druck auf der lokalen Ebene erfolgreich dagegen wehren können.
Das AKW Takahama steht mit seinen vier Reaktoren ganz in der Nähe einer geologischen Verwerfung. Das japanische Archipel besteht aus einem sogenannten Inselbogen, der sich an einer Stelle gebildet hat, an dem sich eine ozeanische Platte der Erdkruste unter den asiatischen Kontinent schiebt. Das Ergebnis sind zahlreiche Vulkane und häufige Erdbeben.
Der Dieselalarm
Und wieder liegt eine Woche zurück, in der energie- und klimapolitisch wesentlich mehr geschehen ist, als hier behandelt worden ist. Zum Beispiel fehlt hier ein Beitrag über den "Dieselarm", der in vielen Städten herrscht, oder über den Abschlussbericht des Bundestagsuntersuchungsausschusses, der sich mit der Abgasbetrug deutscher Autokonzerne beschäftigt hatte.
Die Regierungsfraktionen kamen darin zu der trumpianischen Erkenntnis, dass Stickoxide doch gar nicht so schlimm seien. Das rief umgehend Berliner Wissenschaftler auf den Plan, die den Politikern noch einmal erklärten, was sie seit mindestens 40 Jahren wissen könnten:
Der Einfluss von Stickstoffdioxid auf die menschliche Gesundheit, auch unabhängig von Feinstaub, ist durch zahlreiche epidemiologische Studien wissenschaftlich belegt. Epidemiologische Befunde belegen negative gesundheitliche Wirkungen von Stickstoffdioxid bereits bei Konzentrationen von 20 µg/m3 im Jahresmittel oder darunter. Stickoxide haben auch als Vorläufer von Feinstaub und Ozon gesundheitliche Relevanz.
Barbara Hoffmann (Uni Düsseldorf), Alexandra Schneider (Helmholtz-Zentrum München), Claudia Hornberg (Universität Bielefeld)
Auch wäre noch über das neue, von der Opposition als halbherzig kritisierte aber letzte Woche im Bundestag beschlossene Mieterstromgesetz zu sprechen gewesen, das künftig auch Mieter in den Genuss des auf ihrem Dach erzeugten Stroms kommen lassen soll.
Oder auch darüber, dass in der ersten Ausschreibungsrunde für Windparks große Projektierer sich offensichtlich massenweise als Bürgerprojekte maskiert und damit in unlauterer aber legaler Wiese sich Vorteile verschafft haben.