Brandkatastrophe in Russland
Seit Juni herrscht in Teilen Russlands eine außergewöhnliche Hitzewelle, Hitze und Rauch haben die Todesraten in Moskau verdoppelt und dann kommt auch noch ein Magnetsturm
In Russland wüten noch immer unzählige Wald- und Torfbrände als Folge der seit Juni herrschenden Hitzewelle, in der die Temperaturen oft über 36 Grad lagen. Auf 200.000 Hektar soll es in 17 Provinzen brennen. Das Feuer bedroht auch die "geschlossene" Stadt Osersk, in der sich eines der größten Atommüllaufbereitungs- und Lagerungszentren, befindet. Die Stadt hat den Notstand verhängt. Auch das Kernforschungszentrum Sneschinsk im Ural galt als bedroht, die Feuer seien aber am Montag gelöscht worden.
Wenn die Feuer nach Brjansk im Südwesten Russlands vordringen, könnten die dort seit dem Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl 1986 im Boden befindlichen radioaktiven Substanzen wieder in die Luft gelangen und sich verbreiten, warnte das russische Katastrophenministerium. Dassselbe könnte geschehen, wenn sich die Feuersbrunst südlich von Moskau in den Gebieten Tula und Lipezk ausbreiten sollte. Nicht nur in Russland, auch in Ukraine wüten nach Itar-Tass schon 579 Feuer.
Seit Juni herrscht in Teilen Russland eine außergewöhnliche Hitzewelle, in der die Temperaturen bis auf 42 Grad anstiegen. Brände gibt es in Westrussland und in Ostsibirien, eine anhaltende Dürre im Süden. Die Hoffnung ist, dass ab Mitte der Woche sich das Wetter verändern wird.
Die Nasa hat ein Bild mit den Temperaturanomalien vom 20-27. Juli in Russland im Vergleich mit den Durchschnittstemperaturen im selben Zeitabschnitt zwischen 2000 und 2008 veröffentlicht. Die Daten stammen vom Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) des Terra-Satelliten. Gebiete mit überdurchschnittlicher Wärme sind in Rot und Orange dargestellt, mit unterdurchschnittlicher Wärme in Blau. Wie man sieht, ist es in großen Teilen Nordrusslands oder in Kasachstan kälter als im Durchschnitt dieser Jahrzeit. Auch in Teilen Osteuropas bis nach Deutschland war es überdurchschnittlich warm.
Mittlerweile sind 8000 Soldaten und 700 Flugzeuge zur Brandbekämüfung eingesetzt, berichtet die Agentur Ria Novosti. Wegen der Dürre wird die Weizenernte um ein Drittel geringer ausfallen. Zudem wird es Ernteeinbußen bei Zuckerrüben und Kartoffeln geben. Die Regierung hat ein Ausfuhrverbot für Weizen, Gersten, Roggen, Mais und Mehl bis zum Ende des Jahres verhängt.
Allein um Moskau herum gibt es auf 250 Hektar 35 Wald- und 14 Torfbrände. Letztere sind vor allem dafür verantwortlich, dass Moskau im Rauch versinkt und sich die Todesrate für Menschen aufgrund der anhaltenden Hitze und des Smogs verdoppelt hat. Um die 700 Menschen würden pro Tag sterben, vor allem an Herzinfarkten, sagte der Leiter der Gesundheitsabteilung in Moskau. Aus der Regierung wurde schnell abgewiegelt und zurückgeschossen, es gäbe keine Hinweise darauf. Doch Ärzte in Moskau würden bestätigen, berichtet die Tagesschau, dass die Zahl der Todesfälle steigt. Sie behaupten auch, dass ihnen befohlen worden sei, die Gründe für den Anstieg nicht zu nennen. Ähnliches berichtet auch Ria Novosti. In Moskau wurde der Verkauf von Atemmasken beschränkt. Jeder darf nur noch 10 kaufen. Damit will man Panikkäufe und vor allem Geschäftemacherei unterbinden. Offenbar hatten Manche Tausende für 0,2 Eurocent das Stück gekauft und um einen vielfach höheren Preis dann auf den Straßen verkauft.
Die Rekordhitzewelle in Russland hat zu großen Wald- und Torfbränden geführt, die große Mengen an CO2 in die Atmosphäre freisetzen. Täglich nimmt die Kohlenmonoxid-Konzentration um 700.000 Tonnen im europäischen Teil Russlands zu, wie aus Daten hervorgeht, die mit dem Atmospheric Infrared Sounder (AIRS) an Bord des Nasa-Satelliten Aqua in der Höhe von 5 km erhoben wurden. Während am 21. Juli die CO-Konzentration noch weitgehend über dem europäischen Gebiet Russland vorhanden war, hat sie sich am 1. August nicht nur deutlich verstärkt, sondern auch ausgebreitet.
Alexander Frolov, der Chef der Meteorologischen Behörde, kündigt an, dass sich die Lage ab Mittwoch bessern könnte. Dann würden Regen und andere Winde erwartet. Er erklärte auch, ohne genauer anzugeben, wie er das belegen kann, dass die gegenwärtige Hitzewelle so ungewöhnlich sei, dass es eine solche seit 1000 Jahren nicht gegeben habe. Am Montag ist der Smog tagsüber schon zurück gegangen, aber am Abend schon wieder zurückkehrt, wie Interfax meldet. Jetzt werden die Grenzwerte nur noch um das Dreifache überschritten, am Samstag lagen sie noch sechsmal so hoch. Es könnte aber wieder schlimmer werden, denn die Brände um Moskau haben sich über das Wochenende noch vermehrt.
Schön sagte der russische Zivilschutzminister Sergej Schojgu am Montag: "Wir müssen lernen, unter diesen Klimabedingungen zu leben. Keine Organisation kann jetzt genau sagen, wie lange das noch dauern wird."
Dazu kommt nach russischen Wissenschaftlern, dass zeitlich mit der Brandkatastrophe auch die Sonnenaktivität zugenommen hat. Letzte Woche hat es bereits einen von einer Sonneneruption ausgelösten starken Magnetsturm auf der Erde gegeben, durch den die kosmische Strahlung erhöht wird. der von einem Sonnenplasma ausgelöst. Jetzt warnen Wissenschaftler die Moskauer Bürger vor einem neuen Magnetsturm, der sich auf das Befinden auswirken und zu Schlaflosigkeit und Leistungsabfall führen könne. Die Menschen sollten anstrengende körperliche und emotionale Belastungen vermeiden.