Chinas Neue Seidenstraße: Brasilien sucht Anschluss an Beijing

Chinesiche und brasiliansiche Flaggen

Grafik: Kirill Tonkikh, Shutterstock

Lateinamerika wird noch chinesischer. Jetzt sucht Brasilien den Anschluss an den Pazifikhandel und ist dafür auch bereit, bei Chinas Neuer Seidenstraße mitzumachen.

Nachdem Brasilien Chinas Investitionsprogramm Neue Seidenstraße (One Belt, One Road, OBOR) jahrelang gemieden hat, plant das größte Land Lateinamerikas nun, sich der Initiative anzuschließen.

Der brasilianische Präsident, Luiz Inacio Lula da Silva, sieht Synergien zwischen den Interessen Chinas und der Schließung von Infrastrukturlücken in Brasilien und strebt nach greifbaren Ergebnissen.

Die brasilianische Regierung hat bereits einen konkreten Vorschlag für den Beitritt zu dem riesigen chinesischen Entwicklungsprogramm ausgearbeitet. Lula verkündete diese Nachricht während einer Veranstaltung zur Ankündigung von Investitionen der brasilianischen Entwicklungsbank.

Brasilia zögert, bei der Neuen Seidenstraße mitzumachen

Lulas Äußerungen waren das erste Mal, dass die brasilianische Regierung offen über die Möglichkeit eines Beitritts zu dem Programm gesprochen hat, obwohl China in der Vergangenheit mehrere Einladungen ausgesprochen hat. Zwar gehörte Brasilien zu den weltweit größten Empfängern von chinesischen Investitionen, dennoch hat man in Brasilia lange gezögert, auch bei der Neuen Seidenstraße mitzumachen.

Außer Brasilien ignorieren in Lateinamerika nur Kolumbien und Paraguay die Neue Seidenstraße. Paraguay unterhält sogar überhaupt keine Beziehungen zu Peking und hat sich stattdessen Taiwan zugewandt.

Die South China Morning Post vertritt die Überzeugung, dass die bisherige brasilianische Zurückhaltung aus der Befürchtung herrührt, der Beitritt könnte westliche Partner verprellen und eine Anpassung an chinesische Zielsetzungen nach sich ziehen.

Diplomaten sagten dem in Hongkong erscheinenden Blatt, dass die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Brasilien bereits so ausgeprägt seien, dass weitere Vorteile nur schwer zu ausgemacht werden könnten.

China hält die Tür offen

Es gab Hinweise darauf, dass der brasilianische Vizepräsident, Geraldo Alckmin, während eines Besuchs in Peking den Beitritt des Landes zur Initiative in aller Form bestätigen werde. Alckmin, Mitbegründer der wirtschaftsliberal ausgerichteten sozialdemokratischen Partei Brasiliens, dementierte jedoch später die Berichte und sagte lediglich, das Thema stehe zur Debatte.

Daraufhin betonte Liu Jianchao, Minister der Abteilung für internationale Angelegenheiten der Kommunistischen Partei Chinas, dass Peking "wirklich möchte", dass Brasilien der Handels- und Infrastrukturstrategie beitritt, aber nicht beabsichtige, "eine Frist zu setzen".

"Es ist Sache der brasilianischen Regierung, sich zu entscheiden", sagte Liu vor Journalisten. "Wir sagen nur, welche Vorteile die Gürtel- und Straßeninitiative für die chinesisch-brasilianische Zusammenarbeit und die Entwicklung Brasiliens bringen würde. Aber wir wollen nichts aufzwingen."

Brasilien sucht Anschluss an den Pazifik

Brasilien und China feiern in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen ihrer bilateralen Beziehungen, und der chinesische Präsident Xi Jinping wird im November zum G20-Gipfel in Rio de Janeiro erwartet. Lula erklärte am Donnerstag, er werde auch auf dem Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (Apec), der im November in Peru stattfindet, zu Gast sein.

China ist Mitglied der Apec, und auch zu diesem Treffen wird Xi erwartet, auf dem der Tiefseehafen von Chancay in Peru eingeweiht wird. Der mit Mitteln aus dem Gürtel und der Straße finanzierte Hafen soll Chinas Handelsvolumen mit Südamerika steigern.

In Bezug auf den Apec-Gipfel sagte Lula: "Brasilien ist zum ersten Mal eingeladen worden, und obwohl ich nicht viel Freizeit habe, habe ich bereits beschlossen, dass ich hinfahre, weil Brasilien in diese 'chinesische Welt' eintreten will". Der brasilianische Präsident fügte hinzu, dass es zu verstehen gelte, "wie wir uns aus wirtschaftlicher Sicht in den Pazifikraum integrieren können".

Diese Worte haben durchaus praktische Bedeutung, denn derzeit wird zum Beispiel eine Eisenbahntrasse projektiert, die Brasilien über die Anden hinweg mit dem Pazifik verbinden soll. Doch bis auf Weiteres wird noch viel davon abhängen, ob die Straßenverbindungen zwischen Peru und Brasilien verbessert werden.

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