Brüsseler Träume von Smart Appliances

Seite 2: Welche Elektrogeräte könnten sich für eine Nachfrageflexibilisierung eignen?

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Die höchste Flexibilisierung mit den geringsten Komforteinbußen für den Nutzer sah die Studie zu Beginn bei Geschirrspül- und Waschmaschinen, kombinierten Waschtrockern, Boilern, Heizgeräten, Wärme- und Kreislaufpumpen, der Air Condition und bei Batteriespeichern. Weitere Möglichkeiten der Abschaltung bei Bedarf sieht man bei Wäschetrocknern, Kühl- und Gefriergeräten, der Gebäudebelüftung sowie bei Ladegeräten. Nur im Notfall zieht man auch eine Abschaltung von Wasserkesseln, Staubsaugern und Lampen in Erwägung. Im Bereich der gewerblichen Stromverbraucher wurden Kühlsysteme sowie die Bereiche Heizung, Lüftung und Klimatechnik auf ihre Flexibilitätspotenziale untersucht.

Neben den denkbaren Abschaltungen aufgrund von regionalen Stromengpässen wurde auch untersucht, ob sich die smarten Geräte auch im Rahmen von sogenannten Day-ahead-Modellen nutzen lassen. Wer jetzt davon ausgeht, dass der durchschnittliche private Stromkunde auch nur ansatzweise dafür zu begeistern sein könnte, seinen Strombedarf einem eigenen aktiven Management zu unterwerfen, hat den Stromkunden nicht verstanden. So hat sich in vergangenen Pilotprojekten gezeigt, dass schon der Einsatz einer Waschmaschine eher vom Bedarf und den Rahmenbedingungen des Nutzers gekennzeichnet wird, als von den Wünschen und Hoffnungen der Stromwirtschaft.

Der Betrieb von Waschmaschinen mitten in der Nacht ist in den Hausordnungen der meisten Mietwohnungen untersagt und die Öko-Programme der Waschmaschinen erreichen ihre Waschleistung nur durch verlängerte Laufzeiten bei reduzierter Temperatur der Waschlauge. Wer berufstätig ist, hat bei Laufzeiten von drei Stunden und mehr nur eine geringe Flexibilität in Bezug auf Start und Ende des Waschvorgangs. Zudem liegt der materielle Wert des Waschguts meist deutlich über den finanziellen Anreizen zur Verschiebung des Waschvorgangs.

Die Flexibilisierungs-Blütenträume der Energiepolitik erweisen sich als kaum realisierbar

Erstens spielen die Kunden nicht so mit, wie sich das Politik und Energiewirtschaft erhofft haben. Zweitens sorgt die zunehmende Energieeffizienz bei den elektrischen Haushaltsgeräten dafür, dass sich das mögliche Flexibilisierungspotenzial pro Gerät zunehmend reduziert. Und drittens stellt auch die Ansteuerung der Elektrogeräte eine zunehmende Herausforderung dar.

Wenn für die Übermittlung der Informationen ein Internetzugang genutzt werden soll, wird dieser in der Folge auch für Hacker genutzt werden, die anhand der spezifischen Verbrauchsdaten des Kühlschranks und anderer Verbraucher schnell ermitteln können, ob in der betreffenden Wohnung jemand zuhause ist. So manches Stadtwerk muss heute schon Cyberattacken im Minutentakt abwehren. Will man eine solche nicht autorisierte Datennutzung unterbinden, müsste ein physikalisch getrenntes Energiedatennetz verlegt werden.

Eine weitere Herausforderung hat sich im Rahmen von Lot 33 dadurch ergeben, dass nur im Falle einer Kombination von PV-Anlage und heimischen Batteriespeicher ein wirtschaftlich darstellbares Flexibilisierungspotential ermitteln ließ. Warum ein heute vielfach als Prosumer bezeichneter privater Stromerzeuger seinen Batteriespeicher dem Netzbetreiber zu Verfügung stellen sollte, geht aus der Studie nicht hervor.

Auf der Basis der vorliegenden Zwischenergebnisse wird die Studie erweitert

Die Ergebnisse der Tasks 1-6 lassen es nicht zu, den Task 7 mit den Vorschlägen für eine EU-Verordnung unmittelbar anzuschließen. Daher geht die Studie mit einer zweiten Phase in die Verlängerung, bevor sie zu begründeten Vorschlägen an die Politik führen soll. Es wäre jedoch nicht die erste Ökodesign-Vorbereitungsstudie, die zum Ergebnis käme, dass es keine Regulierungsoption gibt, welche mit hinreichender Sicherheit das politisch gewünschte Ergebnis liefern könnte.

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