Bundesbank: Deutsche so reich wie nie

Seite 2: Aufbau von Vermögen ausgeschlossen

Bei einem Teil der Bevölkerung in Deutschland wuchsen die Vermögen – andere rutschen immer tiefer in die Armut. Steigende Mieten, Lebenshaltungskosten und Inflation machen vor allem denen zu schaffen, die ohnehin nicht viel haben.

In verschiedenen Regionen der Bundesrepublik schlugen die Tafeln Alarm. In Norderstedt zum Beispiel, dort stieg die Zahl der Bedürftigen im Vergleich zum Jahresanfang um 20 Prozent. Und bei diesem Anstieg sind die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine noch nicht berücksichtigt.

Auch aus Nürnberg wird berichtet, dass der Andrang an den Tafeln riesig sei. Dort seien es zwar auch vor allem die ukrainischen Flüchtlinge, die zu den Essensausgaben strömten, doch auch Einheimische kämen immer öfter. Vor allem alte Menschen seien auf die Hilfen angewiesen, weil sie mit ihrer niedrigen Rente kaum über die Runden kämen. "Kein Wunder, wenn man sieht, was man jetzt auch im Discounter bezahlen muss", wird eine ehrenamtliche Helferin vom Bayerischen Rundfunk zitiert.

Vermögen aufbauen, Geld in Aktien anlegen oder auf dem Sparbuch ansammeln, ist für viele gar nicht möglich. Es sind in der Bundesrepublik rund acht Millionen Menschen, die von existenzsichernden Leistungen wie Hartz IV, Sozialhilfe, Grundsicherung im Alter und Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz leben. Das ist fast jeder zehnte Einwohner Deutschlands.

Hinzu kommen dann aber noch die Personen, die Wohngeld, Kinderzuschlag oder Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket erhalten. Und auch die, die mit ihren Einkommen nur knapp über der Anspruchsgrenze von solchen Sozialleistungen liegen, rutschen bei höheren Lebenshaltungskosten leicht in die Armut. Ein Vermögen aufzubauen, ist für sie auch kaum möglich.

Vor diesem Hintergrund forderte Hennig-Wellsow, dass der Staat "stärker in die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums" eingreift. Am Mittwoch erklärte sie weiter, dass die Menschen nicht nur bei steigenden Preisen stärker entlastet werden müssten, es müsse sich auch etwas bei Lohnen und Gehältern grundlegend ändern. "Entscheidende Hebel sind hier Erleichterungen, um Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären, damit sie für alle Unternehmen und Beschäftigten in einer Branche gelten", sagte sie.

Darüber hinaus müssten auch Sozialleistungen so ausgestaltet werden, dass sie wirksam vor Armut schützten. Das gelte für die Rente, für die Grundsicherung und für Leistungen für Kinder.

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