Bundesbank: Deutschlands Wirtschaft kommt nicht in Schwung

Deutsche Bundesbank belegt wirtschaftliche Schwächephase in Deutschland

Die Deutsche Bundesbank warnt vor anhaltender wirtschaftlicher Schwächephase in Deutschland.

(Bild: Kittyfly / Shutterstock.com )

Die Bundesbank erwartet trotz leichter Erholung keine baldige Trendwende. Industrie und Bau schwächeln. Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schwindet.

Deutschland steckt nach wie vor in einer wirtschaftlichen Schwächephase. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte im dritten Quartal 2024 erneut leicht gesunken sein, wie aus dem aktuellen Monatsbericht der Deutschen Bundesbank hervorgeht. Vor allem die Industrie und das Baugewerbe leiden unter der anhaltenden Nachfrageschwäche.

Hohe Finanzierungskosten und Unsicherheit belasten Investitionen

Ein Grund dafür sind demnach die "noch immer vergleichsweise hohen Finanzierungskosten", heißt es in dem Bericht. Sie würden nach wie vor "die Investitionstätigkeit und damit die Nachfrage nach Investitionsgütern dämpfen".

Auch die Unsicherheit über die künftigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bremse die Unternehmen. Die Auslandsnachfrage nach deutschen Industrieprodukten erhole sich trotz moderat wachsender Absatzmärkte nur leicht, so die Bundesbank. "Dies deutet auf anhaltende Probleme mit der Wettbewerbsfähigkeit hin."

Automobilindustrie als Lichtblick – aber nur vorübergehend

Einen kurzen Lichtblick gab es zuletzt bei der Industrieproduktion, die im August dank eines kräftigen Anstiegs in der Automobilbranche zulegen konnte.

Doch das war wohl nur ein Strohfeuer: "Dass sie derart kräftig zulegte, nachdem sie im Juli stark zurückgegangen war, spricht dafür, dass hierfür auch Sonderfaktoren wie die Lage von Werksferien ausschlaggebend waren", analysiert die Bundesbank.

Abgesehen von der Automobilindustrie war der Produktionsrückgang breit über die Branchen verteilt. Auch in den energieintensiven Industrien lag die Produktion im Juli und August im Durchschnitt leicht unter dem Vorquartal. Ihre Erholungstendenz aus dem ersten Halbjahr setzte sich damit nicht fort.

In das Bild einer insgesamt schwachen Industriekonjunktur passt laut Bundesbank, dass die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes laut ifo Institut ihre Geschäftslage im dritten Quartal deutlich schlechter beurteilten als im Vorquartal.

Privater Konsum mit nur geringen Impulsen trotz Reallohnsteigerungen

Auch vom privaten Konsum dürften im dritten Quartal nur geringe Impulse ausgegangen sein. Zwar sind die Realeinkommenszuwächse intakt, da die Lohnabschlüsse nach wie vor über den Preissteigerungen liegen. Dennoch beobachtet die Bundesbank eine anhaltende Verunsicherung der Verbraucher.

"Eigentlich sind die Voraussetzungen für eine kräftige Ausweitung der privaten Konsumausgaben gut", stellt die Bundesbank fest. Allerdings zeigten sich die privaten Haushalte auch im dritten Quartal verunsichert und zögerten, ihre zusätzlichen Ausgabenspielräume zu nutzen.

Die Sparneigung verharrt auf sehr hohem Niveau. Auch die rückläufigen Pkw-Neuzulassungen und die Geschäftserwartungen im Einzelhandel deuten auf einen eher verhaltenen Konsum hin.

Arbeitsmarkt reagiert vergleichsweise mild

Die konjunkturelle Abkühlung schlägt allmählich auch auf den bislang robusten Arbeitsmarkt durch. Der Beschäftigungsaufbau gerät ins Stocken. Die von der Nachfrageschwäche betroffenen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes und des Handels bauen dem Bericht zufolge zunehmend Personal ab. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im September saisonbereinigt um 17.000 auf 2,82 Millionen.

Allerdings hält sich der Anstieg noch in Grenzen. Viele Unternehmen halten angesichts des Fachkräftemangels an ihrem Personal fest. Auch in einigen Branchen wie Gesundheit, Erziehung und Unterricht, Logistik und Finanzwesen wurde weiteres Personal eingestellt.

Die Arbeitslosenquote verharrte bei 6,0 Prozent. Für die kommenden Monate rechnet die Bundesbank nur mit einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Kommunen stöhnen unter Rekorddefizit

Auch der Staat bekommt die Konjunkturschwäche zu spüren – hauptsächlich auf kommunaler Ebene. Im ersten Halbjahr verzeichneten die Städte und Gemeinden ein Rekorddefizit von 17 Milliarden Euro und übertrafen damit das Defizit des Vorjahreszeitraums von rund zehn Milliarden Euro.

Dabei klaffen Einnahmen und Ausgaben der Kommunen immer weiter auseinander: Während etwa die Gewerbesteuer noch leicht sprudelte, gingen die Einkommensteueranteile stark zurück. Dagegen stiegen die Ausgaben für soziale Leistungen, Personal und Sachinvestitionen kräftig an.

Ein baldiges Ende der kommunalen Finanzmisere ist daher nicht in Sicht. Zwar erwartet die Bundesbank für die kommenden Jahre ein solides Wachstum der Steuereinnahmen. Gleichzeitig stünden die Kommunen aber vor großen Herausforderungen auf der Ausgabenseite, etwa beim Kita-Ausbau, der Verkehrswende oder der Klimaanpassung. Eine "grundlegende Erholung zeichnet sich derzeit nicht ab", warnt die Bundesbank.