Bundestagstrojaner: Oppermann bestreitet Versäumnisse

Das Büro des SPD-Fraktionsvorsitzende gab die Hinweise auf einen Trojaner nach eigenen Angaben an die IT-Abteilung des Bundestages weiter - die schweigt bislang

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Letzten Monat wurde bekannt, dass das Bundestags-IT-Netzwerk mit Malware infiziert wurde, die dort Informationen sammelte und an einen bislang noch unbekannten Empfänger weiterleitete. Dem aktuellen Stand nach könnte über ein Jahr dauern, bis das Netzwerk erneuert und wieder in einem sicheren Zustand ist.

Dem durch seinen Einsatz gegen Netzsperren und gegen Genitalverstümmelung bekannten MOGiS-Vorsitzenden Christian Bahls zufolge gab es schon vor einem Jahr ernste Hinweise darauf, dass Bundestagsrechner mit Malware infiziert wurden: Bahls bekam nämlich zwischen dem 19. Dezember 2013 und dem 25. November 2014 insgesamt sechs Virenmails an eine Adressen zugestellt, die seinen eigenen Angaben nach nur ihm selbst und dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann bekannt waren (vgl. Bundestags-Hack: Ignorierte Oppermann Indizien?).

Thomas Oppermann. Foto: Gerrit Sievert

Vier dieser Mails enthielten Viren im Anhang, zwei weitere nutzten Internet-Exploits. Die fünfte Mail, die Bahls am 4. Juni 2014 empfing, war seiner Einschätzung nach eine Zero-Day-Attacke. Deshalb informierte er Oppermann via E-Mail darüber und teilte ihm mit, es sei "davon auszugehen, dass einer seiner Rechner oder der Rechner einer seiner Mitarbeiter von einem Trojaner infiziert und alle seine E-Mails durchsucht wurden. Außerdem warnte er Oppermann davor, dass dadurch auch Keylogger installiert werden können, die Passwörter aufzeichnen. Deshalb empfahl er dem SPD-Fraktionschef "sich an einen IT-Sicherheitsberater Ihrer Wahl zu wenden um die Infektion mit Schadsoftware aufzuspüren und diese zu beenden".

Auf Anfrage von Telepolis teilte das Büro von Thomas Oppermann mit, man habe die Hinweise "damals unverzüglich an die IT des Bundestages weitergegeben". Die habe darauf hin "eine umfassende Überprüfung durchgeführt", bei der " auf keinem Rechner von Herrn Oppermann oder seinen Mitarbeitern ein Virus oder ein Trojaner festgestellt" worden sei. Fragen an die Bundestagsverwaltung, inwieweit diese Schilderungen zutreffen, blieben bislang ohne Atworten.

Wer seinen eigenen Rechner auf Malware überprüfen will, der kann das mit der neuen Disinfec't-DVD die dem aktuellen c’t-Heft beiliegt. Sie enthält neben dem Open-Source-Scanner ClamAV auch Anti-Viren-Software der Firmen Avira, Bitdefender und Kaspersky, die ein Jahr lang über das Internet mit aktuellen Signaturen versorgt werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.