Bundeswehr: Vorentscheidung für F-18 statt Eurofighter?
Die Zertifizierung als Träger amerikanischer Kernwaffen würde bei der Airbus-Maschine angeblich etliche Jahre länger dauern als bei der von Boeing
Bis spätestens Ende März 2020 will die deutsche Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer entschieden haben, ob sie als Ersatz für 90-Tornado-Kampfflugzeuge, deren Betrieb sich ab 2025 wegen hoher Wartungs- und Reparaturkosten nicht mehr lohnen soll, Airbus-Eurofighter oder amerikanische F-18 von der Boeing-Tochter McDonnell Douglas kauft. Dazu holt sie gerade Informationen ein.
Einem bislang weder bestätigten noch dementierten Bericht der Süddeutschen Zeitung nach haben ihr die amerikanischen Militärzertifizierungsbehörden nun mitgeteilt, dass eine für etwa 45 der 90 Flieger notwendige Zertifizierung bei den Eurofightern voraussichtlich drei bis fünf Jahre länger auf sich warten lassen würde als bei den F-18. Bei dieser Zertifizierung geht es um die "nukleare Teilhabe" - die Fähigkeit, US-amerikanische Kernwaffen zu tragen, die in der Eifel stationiert sind (vgl. Bundeswehr sucht neuen Atombombenträger).
Von der Leyen wollte keine F-35
Offizieller Grund für die längere Dauer ist dem amerikanischen Zeitvoranschlag nach, dass Vorgängermodelle der aktuellen F-18 bereits zertifiziert wurden. Das klingt nicht unplausibel, auch wenn es darüber hinaus Mutmaßungen gibt, die US-Administration halte die Zulasser im Interesse der Verkäufe eigener Rüstungsfirmen nicht unbedingt zu gefährlich engen Zeitplänen für die Zertifizierung der Eurofighter an. Diese Eurofighter haben allerdings auch noch andere Nachteile als ein zeitaufwendigeres Zertifizierungsverfahren.
In Österreich wird man sie nach mehreren parlamentarischen Untersuchungsausschüssen und Ermittlungen der Justiz ab 2020 nach und nach ausmustern und andere Kampfflugzeuge kaufen, die kostengünstiger, besser ausgerüstet, weniger mängelbehaftet und "Tag und Nacht einsatzbereit" sein sollen. Durch diesen Umstieg erwartet sich die Alpenrepublik Einsparungen zwischen 100 Millionen und zwei Milliarden Euro (vgl. Österreichischer Verteidigungsminister zeigt Airbus an).
Noch rascher als eine Kernwaffenzertifizierung für die F-18 würde womöglich eine bei den teureren F-35-Tarnkappenbombern von Lockheed Martin gehen. Diese Maschinen schloss Annegret Kramp-Karrenbauers Vorgängerin Ursula von der Leyen jedoch Anfang des Jahres aus, was unter anderem die ehemaligen Luftwaffeninspekteure Karl Müllner und Klaus-Peter Stieglitz massiv kritisierten. Ohne dieses Kampfflugzeug haben Piloten ihrer Ansicht nach "gegen einen Gegner mit einer passablen Luftverteidigung kaum eine Chance, ihre Ziele zu erreichen und ihren Auftrag zu erfüllen, was auch potenzielle Feinde wüssten (vgl. Lindsey Graham: NATO ist die "beste amerikanische Investition seit dem Zweiten Weltkrieg").
"Système de combat aérien du futur"
Einen möglichen bis wahrscheinlichen Grund, warum von der Leyen die F-35 trotzdem frühzeitig aus dem Wettbewerb ausschloss, offenbarte sie einige Monate darauf, als sie auf der Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget im Beisein des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron ein Rahmenabkommen zum Aufbau eines "Future Combat Air Systems" (FCAS) unterzeichnete, das die Franzosen "Système de combat aérien du futur" oder kurz "SCAF" nennen (vgl. Deutsch-französisch-spanisches "Luftkampfsystem der Zukunft"). Dieses "Luftkampfsystem der Zukunft" soll mehr umfassen als einen Eurofighter-Nachfolger, auf dessen Bau sich Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits 2017 geeinigt hatten (vgl. Merkel und Macron planen Eurofighter-Nachfolger): Zum Beispiel Drohnen und die Steuerung von Satelliten.
Entscheidet sich Kramp-Karrenbauer nun für die F-18 und gegen eine Eurofighter-Zertifizierung oder einen Tornado-Weiterbetrieb, könnte es sein, dass sich der aktuelle Koalitionspartner ihrer CDU quer stellt. In der SPD hat man nämlich bereits durchblicken lassen, dass man beim Rüstungskauf nicht nur Preis und Leistung, sondern auch "politische" Faktoren mit berücksichtigt haben will.
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