Burger Bär
Der Stadtbär und sein täglicher Gang zu McDonalds
Die Invasion begann in den späten 70er Jahren. McDonalds Mann David Wallerstein hatte die folgenschwere Idee, große und extragroße Portionen einzuführen, weil er durchschaute, dass es seinen Kunden unangenehm wäre, sich "zwei Essen" zu bestellen (Völlerei ist immerhin eine der Todsünden und zumindest ein soziales Tabu). So wurde die Übergröße als neue Marketingmagie in die Köpfe implementiert.
Eine normale Portion Pommes Frites enthielt 1960 noch 200 Kalorien, heute sind es 610. Mit der Kategorie "Supersize" nahm das große Fressen seinen Lauf: Die USA sind weit mehr von Übergewicht bedroht als von Terroristen. 300.000 Tote fordert die Fettsucht jährlich. 26 Prozent sind sehr dick, mehr als 60 Prozent sind übergewichtig. Und bis zum Jahre 2050 sollen es annähernd 100 Prozent sein (vgl. Massenverfettungswaffen). In Deutschland und Großbritannien sieht es nicht so viel besser aus. Dick sind die Erwachsenen, dick sind die Kinder und Jugendlichen (vgl. Bei der Mediengeneration nimmt die körperliche Fitness drastisch ab) und dick sind die Haustiere, sie alle Couch Potatoes, Angehörige der Generation sedens (vgl. Vom homo sedens und anderen Mißbildungen). Doch laut einem Bericht des Journal of Zoology beherrscht der Supersize-Fast-Food-Terror nicht nur Mann, Frau, Kind und Katze, sondern auch die wilden Tiere - zumindest jene, die in urbanen Regionen leben.
Eine Studie über Schwarzbären in der Sierra Nevada kommt zu dem Ergebnis, dass Bären, welche in der Nähe der Stadt leben, sich längst den Lebensstil der Fast-Food-Generation zu eigen gemacht haben. Sie bewegen sich (um eine Drittel) weniger als ihre Kollegen auf dem Land und wiegen etwa 30 Prozent mehr als diese. Statt kernig den ganzen Tag umherzuwandern und nach Beeren oder Wild zu suchen, gehen die "Städter" einfach essen. Wozu gibt es Fast-Food Restaurants, Einkaufscenter und Wohnhäuser im Vorort, die alle prächtigen Müll hinterlassen, zum Teil direkt hinterm Haus? Um den dicken Menschen nicht in die Quere zu kommen, werden die dicken urbanen Bären zunehmend nachtaktiv. Und weil das ganze Jahr so viel zu tun ist - nämlich fressen - hält der Stadtbär keinen so langen Winterschlaf wie der Meister Petz auf dem Lande. Da die Müllkippen niemals schließen, gibt es keinen Grund sich monatelang aufs Ohr zu legen; es wird einfach weiter gegessen.
So kommt es einem zunächst absurd, aber bei kurzem Nachdenken immer weniger abwegig vor, dass zwei Schwarzbären aus Nevada City Klage gegen McDonalds erhoben haben, weil der Fast Food Riese sie nicht über die Gefahren seiner Big Meals aufgeklärt hat (vgl. Fremde fette Welt).