China: Zentraler Recyclinghof des Planeten ist geschlossen
Seite 2: Papiermüllstau in Hongkong
Im Juli hatte China bereits ein Importverbot für 24 Arten "ausländischen Mülls" erlassen, darunter auch für gemischten Papiermüll. Seitdem türmten sich auf den Docks von Hongkong Berge von Altzeitungen, Altpappe und Altpapier aus den Büros der Welt, 2500 Tonnen täglich, ohne Bestimmungsort auf dem chinesischen Festland. Eine Armada von Frachtschiffen, beladen mit Papiermüll aus aller Welt, lag wochenlang untätig auf Reede. Der Importbann hatte auch Folgen auf diejenigen Rentner Hongkongs, die sich mit dem Papiersammeln ihren Lebensunterhalt aufbessern müssen und nun kaum noch Abnehmer bei den Recyclingunternehmen fanden. China, bisher der weltgrößte Papierrecycler, produzierte noch 2016 63.3 Millionen Tonnen Zellstoff aus Altpapier, 24% davon gingen auf Altpapier-Importe zurück.
Im September 2017 hatten die Chinesen die Anforderungen bei einem akzeptablen Schwellenwert für die am Altpapier haftenden Kontaminationen hochgeschraubt. Demnach hätte das importierte Papier künftig noch zu 0.3% verunreinigt sein dürfen - zuvor lag die Grenze bei 1.5%. Damit soll die Schadstoffbelastung zurückgefahren werden - für viele Recyclingfirmen ein unverhältnismäßig strenger Wert, der für sie gleichbedeutend mit einem totalen Importverbot ist. Die Papiermüllexporteure hielten unterdessen bereits in Europa oder Asien nach anderen Märkten Ausschau. Mitte November 2017 schließlich kamen die Chinesen der Industrie leicht entgegen - der festgelegte Schwellenwert liegt nun ab nächstem Jahr bei 0.5% Verunreinigungen.
Der Importstopp hatte zwischenzeitlich bereits Folgen für den Preis von Papierprodukten. Ein Papiermühlenmanager in Südchina hatte im September gegenüber Reuters erklärt, dass sich der Preis für die Tonne Fertigpapier verdoppelt hätte: von 3000 Yuan (453 US-Dollar) auf 6000 Yuan (906 US-Dollar). Auch Online-Unternehmen wie Amazon sahen sich mit einem Kostenanstieg bei Verpackungsmaterial konfrontiert. Die Pappe stammt zum Großteil aus chinesischem Papierrecycling.
Ende September noch hatte die chinesische Seite überraschend zahlreiche Einfuhrgenehmigungen für den Rest des Jahres ausgestellt. In Hongkong hatte das die Hoffnung genährt, den Papierberg im Hafengelände zügig abtragen zu können.