China holt im Drohnen-Wettrüsten auf.

Die große Militärparade am Donnerstag wird viele neue Waffensysteme präsentieren

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

China ist, will man der South China Morning Post Glauben schenken, der weltgrößte Hersteller von Drohnen. Bei militärischen Drohnen lag das Land bislang zurück. Kurz vor der großen Militärparade am 3. September anlässlich des 70. Jahrestags des Siegs über Japan und des Endes des Zweiten Weltkriegs, der zum nationalen Feiertag erklärt wurde, stellte China schon vorweg seine bislang größte Militärdrohne vor. Auch ein Modell der Überschall-Antischiffrakete wurde gesichtet.

Die neue Drohne, die wie ein Nachbau der US-Reaper-Drohne aussieht, wurde im Staatsfernsehen präsentiert.

Die Militärparade, auf der Präsident Xi Jinping sprechen wird, soll die Welt beeindrucken. 12.000 Soldaten, 500 Fahrzeuge und 200 Flugzeuge werden der Weltöffentlichkeit und den 30 eingeladenen Staatsoberhäuptern sowie den 35.000 Zuschauern präsentiert. Auch 1000 Soldaten von 17 Ländern werden erstmas mit aufmarschieren, um zu zeigen, dass China keineswegs militärisch isoliert ist. 84 Prozent der Militärtechnik wird erstmals vorgeführt. Besonders hervorhoben werden Panzer, Militärhubschrauber, strategische Bomber und Anti-Panzer-Raketen. Offiziell soll die Militärparade nicht nur das Ende des Zweiten Weltkriegs, sondern auch den Wunsch der Menschheit nach Frieden feiern. Daher werden am Ende der Parade 1000 Schweine freigelassen, die symbolisieren sollen, dass China ein friedliebendes Land ist.

Besonders gefeiert wird der Sieg über Japan. Xi Jinping rief denn auch die Chinesen auf, den "Nationalgeist des anti-japanischen Kriegs" fortzuführen, weil dem Land in Zukunft viele "große Schlachten" bevorstünden. Primär für den Sieg sei der Patriotismus gewesen.

Auf der Militärparade werden auch eine ganze Reihe neuer Kurz-, Mittel- und Langstreckenraketen der Öffentlichkeit präsentiert. Schon unter einer Plane verborgen sollen langestützte ballistische Langstreckenraketen des Typs DF-5B (Dong Feng) in Peking "gezeigt" worden sein, die angeblich mit mehreren, unabhängig steuerbaren Nuklearsprengköpfen (MIRV) ausgestattet werden und das US-Raketenabwehrsystem austricksen könnten. Vermutlich gibt es 20 DF-5Bs, die jeweils mit drei Sprengköpfen ausgestattet werden können.

Beunruhigend für die USA, die ebenso wie Russland über MIRV-Raketen verfügen, aber auch in geringerem Maße Frankreich und Großbritannien, ist, dass China lange Zeit nur ein kleines Arsenal von Atomwaffen zur Abschreckung bereithielt, aber nun womöglich auch mit dem Einstieg in MIRV-Raketen im Zuge der Modernisierung der Streitkräfte und im Kontext der zunehmenden Spannungen mit den USA und den Nachbarländern im Chinesischen Meer atomar hochrüstet. Die weitere geplante Verlegung des US-Raketenabwehrsystems in den asiatischen Raum zur Eindämmung von China hat sicherlich dazu beigetragen und löst, ähnlich wie gegenüber Russland, eine Zunahme der Konflikte und ein Wettrüsten aus. Während die USA gegenüber Russland behaupteten, das Raketenabwehrsystem sei gegen nordkoreanische und iranische Raketen ausgerichtet, tut man im asiatisch-pazifischen Raum so, als sehe man sich nur von Nordkorea bedroht. Allerdings dürfte die atomare Hochrüstung auch in Zusammenhang mit dem regionalen Konkurrenten Indien stehen.

Das Pentagon warnt in seinem Jahresbericht, dass die Modernisierung der chinesischen Streitkräfte die technische Überlegenheit der USA reduzieren könne. Aufgerüstet würden nicht nur das Raketenarsenal, die Luftwaffe und die Verteidigung im Weltall, sondern auch die Kapazitäten für den Cyberwar und die elektronische Kriegsführung ausbauen. Von Drohnen ist hier allerdings nicht die Rede. Die Überlegenheit, die die USA im Bau und im Einsatz von Überwachungs- und Kamppfdrohnen besitzt schwindet schnell. Russland, Iran, Nordkorea und China haben enorm aufgeholt, in mehr als 50 Ländern werden Drohnen gebaut, um die 90 Länder setzen diese ein, auch wenn es sich in der Regel noch um Überwachungsdrohnen handelt.

Das weltweite Aufrüsten in der Drohnentechnik birgt die Gefahr in sich, dass es hier schnell einmal zu einem zwischenstaatlichen Konflikt kommen kann, der weiter eskaliert. Drohnen werden, weil unbemannt, in gefährlicheren Missionen eingesetzt und können möglicherweise auch zu provokativen Zwecken eingesetzt werden.

China jedenfalls startete am Sonntag vor der großen Parade bereits zu Demonstrationszwecken den ersten 20-minütigen Testflug der Drohne Caihong-5 mit einem Gewicht von mehr als 3 Tonnen und einer Flügelspanne von 20 m. Beladbar ist die Drohne mit 900 Pfund Last, sie soll mehr als 30 Stunden lang Überwachungs- und Kampfeinsätze fliegen und sechs Raketen mit sich führen können. Mit der Drohne, die den Predator- und Reaper-Drohnen vergleichbar ist und deren Flug im Staatsfernsehen vorgeführt wurde, dürfte sich die strategische Lage im Ost- und Südchinesischen Meer ändern.

So könne die Drohne ein Radarsystem mit sich führen, mit dem sich in Gebäuden Ziele erkennen und verfolgen lassen. Nach Ou Zhongming, dem Chefdesigner der Drohne, würde ein solches Radarsystem die Einsatzmöglichkeiten von militärischen Drohnen bei Antiterroreinsätzen verändern. Er erklärte indirekt nach SCMP auch, was sich verändern wird. Bislang dürften die Drohnen nicht auf Ziele in Gebäude feuern, bevor sie von Sicherheitskräften am Boden nicht die Erlaubnis erhalten haben. Überdies könnten die Drohnen nun Einsätze auch ohne Hilfe von Bodenpersonal durchführen, Deswegen hätten Drohnen bis jetzt nur eine "unterstützende Rolle bei konventionellen Militäreinsätzen" gespielt.

Neben durch Mauern sehendem Radar sollen die Drohnen auch mit anderen fortgeschrittenen Techniken der elektronischen Kriegsführung ausgestattet sein. So sollen sie beispielsweise feindliche Radarsysteme ausschalten können, um sich und andere Drohnen zu schützen.