China warnt vor Aufrüstung im Weltall
US-Präsident Bush kündigt die Entwicklung neuer Waffensysteme an
In China stoßen die Ankündigungen der neuen Bush-Regierung, das nationale Raketenabwehrschild (NMD) endgültig aufzubauen, bekanntlich ebenso wenig auf Gefallen wie in Russland oder in Europa. Aber das NMD ist noch weit weg, unabsehbar teuer und technisch noch unausgereift. Als Provokation haben die Chinesen aber auch eine Übung angesehen, in der sich das US-Militär in Form eines Strategiespiels auf kriegerische Auseinandersetzungen im Weltraum vorbereiten will.
Ganz zufällig kommt diese Reaktion nicht, denn in dem mehrtägigen Strategiespiel "Schriever 2001 Wargame", das Ende Januar auf einem Stützpunkt der Luftwaffe in der Nähe von Colorado Springs stattfand, ging vom Szenario aus, dass 2017 eine rote Supermacht, deren Identität nicht allzu schwer zu erraten sein dürfte, ein kleineres Nachbarland - die "Braunen" -, deren Identität auch nicht schwer zu erraten ist, bedroht. Die US-Luftwaffe will damit, nachdem kurz zuvor eine Abteilung für Weltraumwaffen eingerichtet hat, als zuständig auch für den Weltraum zeigen (Kriegsspiele im Weltraum).
Beides zusammen, die militärische Ausrichtung auf den Weltraum, die auch in einer vom jetzigen Verteidigungsminister Rumsfeld geleiteten Expertengruppe verstärkt wurde, und das NMD gehen für Yao Yunzhu, dem Abteilungsdirektor für den asiatisch-pazifischen Raum in der Akademie der Militärwissenschaften, wie China Daily am 13.2. berichtete, in Richtung eines Wettrüstens, das sich auch in den Weltraum erstrecken wird: "Die Konsequenz wird ein gefährliches Wettrüsten im Weltraum sein." Darauf allerdings bereiten sich die Chinesen auch schon länger vor und haben ihr Raumfahrtprogramm intensiviert.
Für Yao stellt das Strategiespiel jedenfalls ein Zeichen dafür dar, dass die USA mit der Militarisierung des Weltraums beginnen wollen, um hier ihre Überlegenheit zu sichern. Daily China schreibt, dass dies das erste Strategiespiel war, bei dem der kriegerische Schauplatz sich im Weltall befand. "Wir könen nur unsere Sorge über die negativen Folgen und die Kettenreaktion zum Ausdruck bringen, die durch ein solches schlecht durchdachtes Szenario verursacht werden."
Teng Jianqun, Chefredakteur der "World Military Review" setzte nach und betonte, dass das NMD-Projekt die Struktur des strategischen Gleichgewichts gefährde und die Voraussetzungen für ein neues Wettrüsten schaffe. Die USA könnten unter ihrem Schutzschild möglicherweise schneller einen Angriff mit Nuklearwaffen ausführen, während andere Länder sich weiter aufrüsten, um den dadurch bewirkten nachteil zu kompensieren: "Wenn man absolute Überlegenheit mit militärischen Mitteln anstrebt, zerstört man die regionale Sicherheit und schädigt die Interessen aller Parteien." Die politischen Implikationen lägen für China und Russland auf der Hand. "Wenn irgendein Land", so Teng, "sich auf eine militärische Konfrontation mit China im Weltraum vorbereitet, dann müssen wir dies sehr aufmerksam verfolgen und uns auf das rüsten, was geschehen kann."
US-Präsident Bush hatte in einer Rede in Norfolk deutlich gemacht, dass er das Militär strategisch neu ausrichten will, wozu auch eine Neuorientierung bei der Entwicklung neuer Waffensysteme gehört. Erst nach einer Neubewertung des Militärs wird die von ihm angekündigte Erhöhung des Rüstungsetats einsetzen. Für das nächste Jahr sind erst einmal als Start neben einer besseren Bezahlung der Soldaten "nur" 2.6 Milliarden mehr für Forschung und Entwicklung vorgesehen. "Wir kennen noch nicht genau die Form des künftigen Militärs", sagte Buch. "Aber wir kennen die Richtung, in die wir gehen müssen. Auf dem Land müssen die schweren Streitkräfte leichter werden. Unsere leichteren Streitkräfte müssen töglicher werden. All muss leichter einzurichten und zu unterhalten sein. In der Luft werden wir auf der ganzen Welt mit äußerster Genauigkeit zuschlagen können und dabei Flugzeuge und unbemannte Systeme verwenden."
Bush sprach von der "Revolution in der Kriegstechnologie". Heute käme es nicht mehr primär auf die Größe, sondern auf "Mobilität und Wendigkeit" sowie auf den Zugang zu Informationen wie beispielsweise Bildern an. Als Strategie nannte er: "Der beste Weg, Frieden zu bewahren, ist die Definition des Krieges durch uns."
Bush betonte vor allem, dass es ihm um die neuen Waffensysteme zur Abwehr der künftigen Bedrohungen geht, die nach dem Ende des Kalten Kriegs entstanden sind. Weiterhin müsse man sich gegen die nuklearen, chemischen und biologischen Massenvernichtungswafen schützen: "Mit der modernsten Technologie", so unterstrich er noch einmal die Bedeutung des NMD, "müssen wir uns den Bedrohungen entgegen stellen, die mit einer Rakete kommen." Die Militarisierung des Weltraums scheint damit auch abgemacht sache zu sein: "Im Weltraum werden wir unser Netzwerk von Satelliten schützen, die entscheidend für das Funktionieren unserer Wirtschaft und die Verteidigung unser gemeinsamen Interessen sind."