Chinas Plan B heißt Brasilien: Neue Allianzen im Handelskrieg

Mehrere Autos vor einem Leuchtturm

BYD-Fahrzeuge im brasilianischen Camaçari, wo der Hersteller eine neue Fabrik errichten will

(Bild: Joa Souza/Shutterstock.com)

Trump droht China mit hohen Zöllen. China bereitet Vergeltung und Diversifizierung vor. Brasilien könnte dabei zum größten Profiteur werden.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China droht sich unter der künftigen Regierung von Donald Trump weiter zu verschärfen.

Trump plant neue Strafzölle auf chinesische Importe, während China mit Gegenmaßnahmen reagiert und voll auf Diversifizierung setzt, etwa durch verstärkten Handel mit den Brics-Staaten. Insbesondere Brasilien könnte dabei erheblich profitieren, wie die Asia Times berichtet.

Die Ausgangslage für die Volksrepublik ist schwierig: Trump hat für sein Kabinett gleich mehrere ausgewiesene China-Falken nominiert, darunter Marco Rubio als Außenminister, Mike Walz als Sicherheitsberater und David Perdue als Botschafter in Beijing. Bereits im Wahlkampf hatte Trump angekündigt, chinesische Importe mit Strafzöllen von bis zu 60 Prozent zu belegen.

China bereitet Vergeltung und Diversifizierung vor

Die chinesische Führung hat die Drohgebärden aus Washington sehr wohl registriert und bereitet offenbar bereits Gegenmaßnahmen vor.

Als die Biden-Regierung Anfang Dezember neue Beschränkungen für den Export von Chiptechnologie nach China verhängte, reagierte Beijing innerhalb von 24 Stunden mit einem Ausfuhrverbot für vier seltene Mineralien, die hauptsächlich aus China kommen und für die US-Industrie wichtig sind.

Viel wichtiger könnte jedoch die Strategie der Diversifizierung sein, mit der China den Verlust des US-Marktes zu kompensieren versucht. Bereits heute ist die Volksrepublik für über 100 Nationen der wichtigste Handelspartner, berichtet die Zeitung.

Dem 2009 gegründeten Bündnis gehören neben China noch Brasilien, Russland, Indien und Südafrika an. Später kamen Ägypten, Äthiopien, der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate hinzu. Die Türkei, Aserbaidschan und Malaysia haben Aufnahmeanträge gestellt, weitere Länder dürften folgen.

China setzt auf Brasilien

In diesen Bemühungen rückt (auch angesichts der anhaltenden Rivalität mit Indien) Brasilien in den Fokus. China ist bereits seit 2009 der größte Handelspartner des südamerikanischen Landes, und einer der wenigen, mit denen Brasilien einen Handelsüberschuss erzielt.

Während Trumps erster Amtszeit haben sich Brasiliens Exporte nach China laut Berechnungen des Economist fast verdoppelt. Eine führende Rolle spielten dabei Agrarprodukte, bei denen Beijing als Reaktion auf Trumps Zölle vermehrt von den USA nach Brasilien umschwenkte.

Auch als Absatzmarkt gewinnt Brasilien für China an Bedeutung. Chinesische Autohersteller wie BYD und Great Wall wollen 2025 neue Werke in Brasilien eröffnen und dürften viele Teile aus China importieren. Dieses Jahr hat BYD bereits ein erstes Werk übernommen.

Auch der chinesische Satellitenkommunikationsanbieter SpaceSail, ein direkter Konkurrent von Elon Musks Starlink, hat kürzlich eine Vereinbarung über Investitionen in Brasilien abgeschlossen.

Zudem intensivieren China und Brasilien ihre diplomatischen Beziehungen. Beijing hat kürzlich den Status seiner Partnerschaft mit Brasília aufgewertet. Der linksgerichtete Präsident Luiz Inácio Lula da Silva teilt mit Chinas Staatschef Xi Jinping das Ziel der Brics-Staaten, eine Weltordnung jenseits der US-Dominanz zu fördern.

Im vergangenen Jahr testeten China und Brasilien erstmals den Handel in ihren jeweiligen Landeswährungen anstelle des US-Dollars. Obwohl der Umfang der Transaktion gering war, könnten weitere Schritte in diese Richtung folgen, die De-Dollarisierung des bilateralen Handels ist ein erklärtes Ziel beider Länder und der Yuan könnte dabei eine Schlüsselrolle einnehmen.

Autoindustrie im Fokus

Aber es gibt Grenzen. Nachdem die chinesischen Autohersteller den aufstrebenden brasilianischen EV-Sektor im Sturm erobert haben, stehen sie nun vor wachsenden Herausforderungen.

Der Überschuss an Autos in den Häfen ist auf den Versuch zurückzuführen, neue Zölle zu vermeiden. Inländische Wettbewerber haben mit zusätzlichen Elektromodellen und Investitionen reagiert. Darüber hinaus kühlt sich das EV-Wachstum in Brasilien wie in vielen Teilen der Welt ab.

Die "Flitterwochen sind jetzt vorbei", sagte Alexander Seitz, Vorstandsvorsitzender der südamerikanischen Einheit von Volkswagen, die seit den 1950er Jahren Autos in Brasilien verkauft, gegenüber dem Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Bereits im März will BYD seine erste Elektroautofabrik außerhalb Asiens in Betrieb nehmen. Das Unternehmen investiert 5,5 Milliarden Real (1,1 Milliarden Dollar) in eine ehemalige Ford-Fabrik. In zwei Jahren soll das Werk 300.000 Autos pro Jahr produzieren.

Außerdem will BYD die Zahl seiner Händler in Brasilien verdoppeln, die eine Flotte von rund einem Dutzend Modellen anbieten sollen.

Great Wall Motor rechnet damit, im Mai in einem ehemaligen Daimler-Werk die Produktion aufzunehmen. Dies ist Teil eines Plans, über etwa ein Jahrzehnt 10 Milliarden Real (1,6 Milliarden Dollar) zu investieren.

Auch andere chinesische Unternehmen haben jüngst Pläne angekündigt, nach Brasilien zu expandieren.

Inmitten einer Welle starker Zollschranken in Europa und den USA sehen sie dort offenbar bessere Chancen. US-Präsident Biden hat die Zölle auf chinesische Elektroautos von 25 auf 100 Prozent erhöht, um die heimische Autoindustrie vor vermeintlich unfairen Handelspraktiken zu schützen (Telepolis berichtete).

"Die Chinesen werden versuchen, dieses Land aus automobiler Sicht zu erobern, und wir müssen sehen, wie wir damit umgehen", sagt VW-Manager Seitz. "Letztendlich ist Wettbewerb immer gut, er zwingt uns zum Umdenken."