Chinesische Wissenschaftler weisen Wasser in Mondgestein nach

Zu sehen ist der chinesische Rover Yutu-2 auf der Mondoberfläche in Form einer Computerillustration

Mondrover Yutu-2 (Computerillustration): China plant im Rahmen seines Mondprogramms ab 2031 eine bemannte Forschungsstation aufzubauen

(Bild: Alejo Miranda/Shutterstock.com)

Forscher haben in Mondproben Wassereis entdeckt. Neues, bisher unbekanntes Mineral sorgt für Aufsehen. Bemannte Mondbasis ab 2031 geplant.

Die Erforschung des Mondes bringt immer wieder neue Erkenntnisse zu Tage. Chinesische Wissenschaftler konnten in Gesteinsproben des Erdtrabanten jetzt erstmals Wassereis nachweisen, wie die South China Morning Post berichtet hat.

Nasa-Erkenntnisse überholt

Die Entdeckung basierent auf Bodenproben der Chang'e-5-Mission aus dem Jahr 2020 und könnte grundlegende Fragen zur Entstehung des Mondes und den Möglichkeiten seiner Nutzung beantworten.

Frühere Proben, die von den amerikanischen Apollo-Astronauten zur Erde gebracht wurden, zeigten keine Anzeichen von Wasser, woraus die Wissenschaftler schlossen, dass der Mondboden völlig trocken sein müsse. Diese Annahme wurde jahrzehntelang durch Daten der Nasa gestützt – und ist jetzt überholt.

Unbekanntes Mineral

Die neue Entdeckung, die am 16. Juli in der renommierten Fachzeitschrift Nature Astronomy veröffentlicht wurde, stammt von Forschern des Beijing National Laboratory for Condensed Matter Physics und des Institute of Physics der Chinesischen Akademie der Wissenschaften sowie weiteren lokalen Forschungseinrichtungen.

Konkret fanden die Forscher einen "prismatischen, plattenförmigen, transparenten Kristall", der etwa so breit wie ein menschliches Haar ist. Dabei soll sich um ein "unbekanntes Mondmineral" mit der Bezeichnung ULM-1 handeln.

Die ULM-1-Kristalle (mit der chemischen Formel (NH4)MgCl3-6H2O) bestehen zu etwa 41 Prozent aus Wasser mit Ammoniakanteilen, die die H2O-Moleküle trotz der starken Temperaturschwankungen auf dem Mond stabil halten, so die Studie.

Wie die Wissenschaftler darlegten, konnte eine Kontamination der wasserhaltigen Mineralien durch irdische Quellen oder Raketenabgase ausgeschlossen werden.

Ein Geochemiker, der nicht an der Studie beteiligt war und anonym bleiben wollte, zeigte sich überzeugt, dass weitere Beweise von zukünftigen Untersuchungen zu erwarten seien. Wenn das wasserhaltige Mineral in den Mondproben vorhanden sei, müsse es in mehr als einem Stück gefunden werden.

Die Suche nach Wasser auf dem Mond

Die Suche nach Wasser auf dem Mond ist seit Jahrzehnten ein zentrales Anliegen der Mondforschung. Als die Apollo-Mission der USA in den 1960er Jahren Menschen auf den Mond brachte, suchten Forscher mit als erstes nach Anzeichen von Wasser – ohne Erfolg. Das Konzept eines "trockenen Mondes" blieb lange Zeit unangefochten.

Erst in den letzten Jahren wurde diese Annahme durch technologische Fortschritte wie Mikroanalyseverfahren und Fernerkundungstechniken in Frage gestellt. So entdeckte 2009 die indische Raumfahrtagentur ISRO mit ihrer Mission Chandrayaan-1 Anzeichen von hydratisierten Mineralien in sonnenexponierten Bereichen des Mondes.

Im Jahr 2020 gab die NASA die Entdeckung von Wasser auf der sonnenbeschienenen Oberfläche des Mondes bekannt, basierend auf Daten des Stratospheric Observatory for Infrared Astronomy, das Wassermoleküle im Clavius-Krater, einem der größten von der Erde aus sichtbaren Krater auf der Südhalbkugel des Mondes, nachgewiesen hat.

Das Fehlen von Mondproben aus hohen Breiten und den Polarregionen bedeutete jedoch, dass weder die Herkunft noch die tatsächliche chemische Form des lunaren Wasserstoffs bestimmt werden konnten.

Chinas Mondprogramm

Die Entdeckung von Wasser auf dem Mond könnte nun die Türen für neue Möglichkeiten der Erforschung und Nutzung des Erdtrabanten öffnen und markiert einen signifikanten Fortschritt in der Raumfahrtforschung.

China sieht in seinem Raumfahrtprogramm mehr als nur ein Prestige- und Forschungsprojekt. Ziel des Mondprogramms ist auch, die Ressourcen des Erdtrabanten zu erschließen. Allen voran das auf der Erde selten vorkommende Helium-3.

"Der Mond könnte eine neue und riesige Energie- und Ressourcenquelle für die Menschheit werden. Wer den Mond zuerst erobert, wird als erster davon profitieren", sagte der chinesische Raumfahrtforscher Ouyang Ziyuan, der als einer der Väter des chinesischen Mondprogramms gilt.

Ab 2031 will die Volksrepublik mit dem Aufbau einer bemannten Mondstation beginnen, der insgesamt fünf Landungen umfassen und bis 2035 abgeschlossen sein soll.