Chinesisches Militär entwickelt Tool aus Meta-KI Llama
Chinesische Militärforscher haben Metas KI-Modell Llama für eigene Zwecke angepasst. Daraus entstand das Tool ChatBIT für militärische Anwendungen.
Chinesische Militärforscher haben das öffentlich zugängliche KI-Modell Llama von Meta genutzt, um ein eigenes Tool namens "ChatBIT" für potenzielle militärische Anwendungen zu entwickeln. Dies geht aus wissenschaftlichen Artikeln hervor, über die Reuters berichtet.
Chinesische Militärforscher optimieren Metas KI-Modell für Militärzwecke
In einem im Juni veröffentlichten Artikel beschreiben sechs chinesische Wissenschaftler, darunter Mitarbeiter der Academy of Military Sciences (AMS), wie sie eine frühe Version des Llama-Modells von Meta als Grundlage für ChatBIT verwendet haben. Sie integrierten ihre eigenen Parameter, um ein militärisch orientiertes Werkzeug zu schaffen, das Informationen sammelt, verarbeitet und verlässliche Daten für die Entscheidungsfindung liefert.
ChatBIT wurde "für Dialog- und Frage-Antwort-Aufgaben im militärischen Bereich optimiert", so der Reuters-Bericht. Es übertreffe einige andere KI-Modelle und sei 90 Prozent so leistungsfähig wie OpenAIs ChatGPT-4. Wie genau die Leistungsfähigkeit definiert wurde und ob das Tool im Einsatz ist, geht demnach nicht aus dem Fachartikel hervor.
Bedenken zur militärischen Nutzung offener KI-Modelle
Sunny Cheung von der Jamestown Foundation sieht darin laut Reuters den ersten substanziellen Beweis, dass chinesische Militärexperten systematisch untersuchen, wie offene KI-Modelle, insbesondere von Meta, für das Militär genutzt werden können.
Meta begrüßte in der Vergangenheit zwar die Veröffentlichung vieler seiner KI-Modelle wie Llama, schränkte aber deren Nutzung ein. Die Bedingungen verbieten unter anderem die Nutzung für militärische Zwecke, Kriegsführung und die Entwicklung von Inhalten, die zu Gewalt aufrufen. Da die Modelle jedoch öffentlich sind, hat Meta nur begrenzte Möglichkeiten, dies durchzusetzen.
"Jegliche Nutzung unserer Modelle durch die Volksbefreiungsarmee ist nicht autorisiert und verstößt gegen unsere Nutzungsbedingungen", betonte Molly Montgomery, Leiterin Public Policy bei Meta, gegenüber Reuters. Das Unternehmen habe Maßnahmen ergriffen, um Missbrauch zu verhindern.
USA sehen sich mit Chinas KI-Investitionen konfrontiert
Meta argumentiert, dass die USA sich für offene Innovation einsetzen sollten. "Im globalen Wettbewerb um KI ist die angebliche Rolle einer einzigen, veralteten Version eines amerikanischen Open-Source-Modells irrelevant, wenn wir wissen, dass China bereits mehr als eine Billion Dollar investiert, um die USA im Bereich KI zu überholen", so ein Sprecher des Unternehmens.
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Tatsächlich haben laut einem Bericht des Center for Security and Emerging Technology (CSET) der Georgetown University 370 chinesische Institutionen Forschungsarbeiten zur allgemeinen künstlichen Intelligenz veröffentlicht. Damit unterstützen sie Chinas Ziel, bis 2030 in diesem Bereich weltweit führend zu sein.
Chinas Fortschritte erschweren Eindämmung durch den Westen
"Die Zusammenarbeit zwischen den besten Wissenschaftlern Chinas und den besten KI-Wissenschaftlern der USA ist zu eng, als dass sie von den Entwicklungen ausgeschlossen werden könnten", sagte CSET-Analyst William Hannas gegenüber Reuters.
Chinas Fortschritte bei der Entwicklung seiner eigenen KI, einschließlich zahlreicher Forschungslabors, mache es schwierig, das Land davon abzuhalten, die USA technologisch einzuholen.