CoVid-19 und Tourismus in Griechenland

Seite 2: Die Infektionen werden mit Zeitverzögerung bekanntgegeben

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Die am Dienstag in den Medien verkündeten Infektionen, finden sich in der Statistik, die am Abend vom EODY bekannt gegeben wurde, nicht wieder. So wurden am Dienstag auf der Insel Korfu zwei Urlauber positiv getestet und in ein Quarantänehotel gebracht. Diese Infektionen wurden am gleichen Abend ebenso wenig erfasst wie drei Fälle auf der Insel Lesbos.

Dahinter steckt keine Verschleierungsabsicht, sondern vielmehr die bürokratische Verzögerung oder Systemversagen. Es ist dem Staatsapparat nicht möglich, die Testergebnisse der an Flughäfen, Seehäfen und Landgrenzen getesteten Touristen zeitnah zu erfassen. Zudem hat sich gezeigt, dass die stichprobenartigen Tests, die anhand eines nicht näher bekannten Algorithmus errechnet werden sollen, nicht effektiv genug sind. Darüber hinaus funktionieren die in der staatlichen Werbung gepriesenen "Protokolle" für die Eindämmung der Pandemie nicht immer so, wie beworben.

Eine Reisegruppe aus Serbien war vor der Schließung der Grenze für Serben auf die Insel Euböa, in den Bäderort Aidipsos gereist. Ein Mann fühlte sich in der vergangenen Woche unwohl und suchte mit seiner Gattin das örtliche staatliche Gesundheitszentrum im dortigen Krankenhaus auf. Dort gab er seine Symptome, die auf eine Corona-Infektion hindeuteten, an.

Ein Test vor Ort konnte nicht gemacht werden. Ergo wurde das Paar in das Hospital auf dem Festland in Lamia verwiesen. Der einzige Krankenwagen von Aidipsos konnte für diese Fahrt nicht eingesetzt werden, weil das Krankenhauspersonal wegen der langen Dauer der Fahrt Angst hatte, dass er dann bei einem eventuellen weiteren Notfall fehlen würde.

Ergo wurden die beiden in ein Taxi gesetzt, welches sie zur Fähre nach Arkitsa auf dem Festland brachte. Von dort ging es per Taxi weiter ins Krankenhaus nach Lamia. Die Taxifahrer waren über die Erkrankung der beiden nicht informiert. Beide, der Mann und die Frau wurden in Lamia positiv auf CoVid19 getestet. Nach den Taxifahrern wurde gefahndet, damit auch sie in Quarantäne kamen.

Später stellte sich heraus, dass auch weitere Mitglieder der Reisegruppe infiziert waren. Alle 80 kamen in Quarantäne und wurden entgegen dem eigentlich verkündeten Prozedere so schnell wie möglich per Bus nach Serbien gebracht. Eigentlich sollten positiv getestete Touristen laut Plan der Regierung bis zu einem negativen Test im Quarantänehotel vor Ort verbleiben. Nachdem am Sonntag eine weitere Infektion, diesmal einer rumänischen Touristin in Aidipsos bekannt wurde, klagen die Geschäftsleute vor Ort, dass die Stadt nun wie ausgestorben sei. Aus Angst bleiben auch inländische Touristen fern.

Eine CoVid-19 Infektion gab es auch in einem Campingplatz in Nordgriechenland. Dort waren Kinder untergebracht. Zunächst wurde der Campingplatz weiter betrieben. Lediglich die direkten Mitbewohner der Infizierten, einer Fünfzehnjährigen, wurden getestet und in häusliche Quarantäne geschickt. Der Campingplatz wurde erst geschlossen, als auch bei einem zehnjährigen Mädchen nach vierundzwanzig Stunden das Fieber nicht sank. Dann erst gab es den Test, der positiv ausfiel. Im Zelt des Mädchens waren weitere Kinder untergebracht. Die Sanitäranlagen auf dem Campingplatz waren für alle Bewohner gemeinsam.

Auf der Insel Lesbos wurde das staatliche Gesundheitszentrum von Kalloni für mehrere Tage geschlossen, weil das dortige medizinische Personal in engen Kontakt mit drei CoVid-19-Fällen kam, und offenbar nicht ausreichend geschützt war.

Infiziert ist auch eine fünfköpfige Familie aus Serbien, die auf der Insel Lefkada Urlaub machte. Sie wurde von der Insel ins Krankenhaus auf dem Festland in Ioannina gebracht.

Vom angeblich wegen Corona ausgebauten Gesundheitsdienst - keine Spur

In der Hauptstadt sieht es hinsichtlich der medizinischen Versorgung offenbar nicht besser aus. Ein Busfahrer der kommunalen Verkehrsbetriebe von Athen fühlte sich am vergangenen Samstag unwohl. Er hatte Symptome einer Corona-Infektion und rief die Hotline des staatlichen Gesundheitsdienstes EODY an. Dieser schickte einen Krankenwagen, der den Busfahrer unter Einhaltung aller medizinischen Schutzprotokolle um 17 h ins Sotiria-Krankenhaus brachte.

Das Sotiria ist eins der Krankenhäuser der Hauptstadt, die für CoVid-19 eingeplant sind. Im Sotiria erfuhr der fiebrige Mann nach mehreren Stunden Wartezeit, dass es angeblich keine Corona-Test-Materialien gäbe, und er deswegen ein weiteres Krankenhaus aufsuchen müsse. Der Mann bat um einen Transport, da er vom Krankenwagen im Schlafanzug ins Sotiria gebracht wurde, weder genügend Geld dabei noch eine verfügbare Begleitperson hatte.

Tatsächlich wurde er um Mitternacht geröntgt, es wurde ihm Blut abgenommen und die Ärzte diagnostizierten eine schwere Bronchitis, was dem Mann um 2:30 mitgeteilt wurde. Um drei Uhr wurde er von den Ärzten ins Gennimatas Krankenhaus geschickt. Dort müsse er den CoVid-19 Test machen, sagte man ihm. Einen Krankenwagen, oder eine sonstige Transportmöglichkeit stellte man ihm nicht zur Verfügung. Er ging zu Fuß.

Im zweiten Krankenhaus wurde er am Eingang von einem Arzt abgefangen. Der Arzt verweigerte ihm nach Rücksprache mit dem Oberarzt das Betreten des Krankenhauses. Die Begründung war, das Sotiria müsse Tests haben. Schließlich ging er zurück nach Hause und rief beim EODY an.

Dort meinte man, dass er nun 14 Tage in häuslicher Quarantäne verweilen solle. Der EODY habe nur beratende Funktion, erfuhr der Patient, der nun darauf wartet, dass sein Arbeitgeber ihm eine Möglichkeit zum Test verschafft. Ansonsten muss er in einer privaten medizinischen Einrichtung auf eigene Kosten einen Test machen lassen.

Das Bild, welches die Regierung, die sich des europaweit besten Corona-Managements rühmt, abgibt, entspricht in der Realität nicht dem, was vom Regierungssprecher regelmäßig verkündet wird. Schließlich zeigen am Dienstag veröffentlichte Fotos aus dem Krankenhaus Attikon in Athen, dass auch in Corona-Zeiten in griechischen Krankenhäusern Patienten in Betten auf Krankenhausfluren liegen müssen.