Communities für Frauen: Feminist spaces

Was Frauen online treiben und was Männer damit anfangen können

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Was Frauen online so treiben? Klar, das können sie: SMS schicken (heißt ja nicht umsonst "Schul-Mädchen-Seuche"), Emailen, Chatten, Kochrezepte austauschen. Unter Frauen im Internet stellen sich Männer aber angeblich häufig etwas anderes vor.

"Wir haben 160.000 Page Impressions im Monat", berichtet Annette Männel, Chefredakteurin von Weibblick. Die Psychologin glaubt aber nicht, "dass die alle unser Ost-West-Frauenmagazin lesen wolle". Das amibitionierte Magazinprojekt sieht sie in Nachfolge der ehemaligen DDR-Frauenzeitschrift "Für Dich": Hier finden sich auch sperrige Themen wie der Kinderwunsch älterer Paare oder das Leben mit einem behinderten Kind online-gerecht, dabei mit viel Hintergrund aufbereitet.

Lern-Communitys - nicht nur für Frauen

Über "Feminist Spaces", Communities von und für Frauen, was sie bieten und wie sie zu realisieren sind, diskutierten vor kurzem unter Leitung von Annette Männel Online-Journalistinnen und Wissenschaftlerinnen, kurz: die Macherinnen der im folgenden genannten Seiten, auf einer Fachtagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.

E-Learning-Plattformen, bei denen ausschließlich Frauen als Teilnehmerinnen wie Dozentinnen zugelassen sind, stellen einen hohen Anteil an solchen "feministischen" Communities. Dabei sind gute Lernplattformen natürlich nicht nur für Frauen geeignet - sie sind nur etwas mehr kommunikationsorientiert und sorgen damit für bessere Lernerfolge. Die Notwendigkeit, sich anmelden zu müssen, unterstreicht die Verbindlichkeit des Angebots. Amy Bruckman aus Atlanta präsentierte in Berlin die von ihr entwickelten electronic learning communities.

Dem interkulturellen Lernen für Frauen aus Ost und West, der ersten wie der dritten Welt ist ein eigenständiges Böll-Projekt mit dem Namen GLOW gewidmet: GLOW steht für Global Center of Womens Studies and Politics. Dort gibt es seit kurzem unter dem Namen Glow Campus eine eigene Lernplattform. Kooperationspartner/innen können die Plattform samt Coaching und Support von den Programmiererinnen zu fairen Preisen mieten.

Eine Berliner Arbeitsgruppe an der Humboldt-Universität unterhält eine ganze virtuelle Frauenuniversität. Entstanden ist das Projekt aus einer niedersächsischen Initiative. Besondere Kennzeichen sind auch hier die moderierten Foren und die Lerncommunity. Betreuerin ist Isabel Zorn, die in Jena FIT, das Frauen-Informations-Technik-Zentrum", ins Leben gerufen hat..

Auch für Männer: Genderforschung

Richtig wissenschaftlich wird es beim Berliner Gendernet. Ganz anders bei Aviva: Hier gibt es ein richtig witziges Frauenmagazin online. Eine junge Medienfrauen-Generation meldet sich hier zu Wort, für die der Feminismus der 68erinnen bestenfalls ruhmreiche Vergangenheit der Omas ist.

Die Pionierinnen der Frauen-EDV-Bewegung hingegen vernetzen sich auf www.frauen-computer-schulen.de, einer Site, die von der Münchner Frauen-Computer-Schule AG betrieben wird. Diese AG ist übrigens alles andere als ein Dotcom: Es gibt sie schon lange, bevor sie eine Aktiengesellschaft wurde, und verdankt ihren Gründerinnen Angelika Huber und Elisabeth Seidl eine echte Unternehmerinnen-Erfolgsstory. Auf der Site der Münchnerinnen gibt es nicht nur eine Übersicht aller Frauen-Computer-Schulen und eine aktuelle Terminübersicht, sondern auch eine liebevoll zusammengestellte Sammlung feministischer Links.

Kataloge voller Frauen

Einen ganzen Katalog für Frauen im Netz gibt es auf www.woman.de, einer der ältesten Frauen-Sites überhaupt. Um "Frauen und Beruf" geht es auch bei den Cyberwybern.

Einen Schwerpunkt "Frauen im Dritten Reich" hat Jana Arakeljan auf www.frauennews.de zusammengestellt. Das Online-Projekt der Einzelkämpferin stellt praktisch nutzbare Informationen für Frauen zusammen. Jana Arakeljan wurde deshalb für ihr Engagement mit dem Alternativen Medienpreis 2001 ausgezeichnet. Dieser Tipp und viele weitere Links finden sich auf dem Lern-Server von Nora Bugdoll.

Überhaupt sind Medienfrauen online am meisten aktiv - wen wundert's. Helga Dickel und Carolina Brauckmann stellen auf www.diemedia.de die gleichnamige CD-ROM mit Frauenprojekten vor. Links und Beiträge zu Frauenthemen, auch Medienseminare von und für Frauen gibt es bei Birgit Poppke und Susanne Broos auf www.womanticker.de. In dieser Runde dürfen die Communitys von Frauen in Online-Berufen wie www.women.de und die Webgrrls mit ihren Mailinglisten nicht fehlen. Speziell für Mädchen wurde Lizzynet gegründet.

Also alles nicht das, was sich Männer so in der Regel unter "Seiten mit Frauen" vorstellen. Damit sie nicht ganz leer ausgehen, hat eine Gruppe junger Berliner Medienfrauen Mediapussy gegründet. Unter der Rubrik "Pussypool" gibt es eine gute Linksammlung. Wer will, kann auch ein T-Shirt mit Pussy erwerben und sich als Teil der Mediapussy-Community fühlen - mittendrin in den "feminist spaces". Nur wer Kochrezepte sucht, sollte doch lieber hier nachsehen.