Corona-Impfungen: Wirksamkeit vorsichtig bewerten, Zulassungen ausweiten

Seite 2: Corona-Epidemie: Was tun gegen die Impfstoff-Knappheit?

In meinem Telepolis-Artikel am 26. Dezember über die Letalität von Covid-19 habe ich mich für eine möglichst schnelle Durchimpfung unserer Bevölkerung auf freiwilliger Basis entsprechend dem von der Politik beschlossenen Priorisierungsplan ausgesprochen (Letalität von Covid-19 fünfmal höher als bei saisonaler Grippe).

Sollte zu diesem Zweck bei uns zu wenig Impfstoff zur Verfügung stehen, müsste die zuständige Behörde, das Paul-Ehrlich-Institut, prüfen, ob nicht noch weitere Impfstoffe in Deutschland zugelassen werden können. Dazu gehört auch der russische Impfstoff Sputnik V, bei dem es sich um einen neuen genetischen Vektor-Impfstoff handelt.

Peter Mühlbauer hat in Telepolis unlängst in einem lesenswerten Artikel darauf hingewiesen (EU-Impfstoff: Sputnik V rückt näher), dass in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet eine Phase-3-Studie veröffentlicht wurde, die zeigt, dass der vom russischen Gamaleja-Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie entwickelte Covid-19-Impfstoff Sputnik V eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent gegen einen "symptomatischen Verlauf" der Krankheit aufweist.

Grundlage der im Peer-Review-Verfahren international geprüften Studie sind die Daten von etwa 15.000 geimpften und weiteren etwa 5.000 nicht geimpften volljährigen Probanden aus der russischen Hauptstadt Moskau. Von den Nichtgeimpften hatten sich drei Wochen nach Testbeginn 1,3 Prozent aus dieser Gruppe mit bestätigten Covid-19-Symptomen gemeldet, von den Geimpften nur 0,1 Prozent.

Mühlbauer berichtet darüber, dass dieser hoffnungsvolle Impfstoff auch im Dessauer Werk des Pharmaunternehmens IDT Biologika in Lizenz hergestellt werden könnte und dass auf dem letzten Impfgipfel im Bundeskanzleramt das auch schon ein Thema gewesen sein soll. In den Hauptmedien war darüber aber leider nur wenig zu hören.

Das ist angesichts der überall in Deutschland vorhandenen katastrophalen Knappheit an Impfstoff absolut unverständlich. Beispielsweise gehöre ich in wenigen Wochen zu einer Personengruppe, die über 80 Jahre alt ist, in Deutschland ca. 4,5 Millionen Personen umfasst und noch eine statistische Lebenserwartung von 8,6 Jahren bei Männern und 9,1 Jahren bei Frauen hat.

Von dieser Hochrisikogruppe für eine schwere Covid-19 im Falle einer Infektion konnte in Deutschland bisher nur kleiner Teil geimpft werden. Insgesamt gehören bekanntlich mindestens 30 Millionen Menschen in Deutschland zu einer Risikogruppe für einen schweren Verlauf von Covid-19.

Auch ich habe mich bisher vergeblich um einen Impftermin bemüht, und wann ich einen erhalten werde, steht in den Sternen. Und das gilt für die Mehrzahl meiner Altersgenossen und ebenfalls für Millionen weiterer Risikopersonen. Deshalb halte ich eine nachdrückliche Initiative von politischer Seite für das Gebot der Stunde.

Diese sollte sich für die schnelle Verfügbarkeit von mehr wirksamem und sicherem Impfstoff einsetzen und auch dafür, dass dabei der Sputnik-V-Impfstoff berücksichtigt wird, der bei uns offensichtlich schnell produziert werden könnte. Damit könnten in den nächsten Monaten viele Tausend Menschenleben gerettet werden.

Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin- Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin- Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Er ist Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Nikotin-Tabakforschung e.V. (DGNTF) und arbeitet in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. Email: klaus-dieter.kolenda@gmx.de

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