Corona-Monitoring der Abwasserströme
- Corona-Monitoring der Abwasserströme
- EU setzt Deutschland unter Druck
- Auf einer Seite lesen
Was in den Nachbarländern Schweiz, den Niederlanden Belgien und Luxemburg schon lange üblich ist, ist in Deutschland über Pilotprojekte noch nicht hinausgekommen.
Im Abwasser lassen sich eindeutige Hinweise auf Corona-Viren schon deutlich früher finden, als sie üblicherweise bei den Gesundheitsämtern auftauchen. Fragmente aus dem Genmaterial des Sars-Cov-2-Virus, das die Infektionskrankheit Covid-19 auslöst, finden sich in den Ausscheidungen der infizierten Menschen. Diese Virusfragmente können bereits in geringsten Konzentrationen in Abwasserproben nachgewiesen werden.
Dieser Nachweis gelingt sogar, bevor erste Symptome auftreten. Auch bei Infizierten mit milden oder gar asymptomatischen Verläufen sind solche viralen Spuren zu finden. Dadurch kann eine lokale Virusinfektion viel früher entdeckt werden als durch Antigen- oder PCR-Tests der Bevölkerung. Die Analyse ist im Einzugsgebiet der jeweiligen Abwassersysteme flächendeckend und dies auch noch mit einer grundlegend besseren Systematik und zu reduzierten Kosten.
So stellt sich die Frage, warum wird das nicht in Deutschland nicht flächendeckend durchgeführt?
Der Hauptgrund für das Zögern der öffentlichen Hände ist offensichtlich nicht in der Technik der etablierten Probenentnahme und der Tests zu finden, die mit einer molekularen Analysetechnik arbeiten, die im Grunde auf den bekannten PCR-Tests basiert. Auch die anfallenden Kosten sind im Vergleich zum Aufwand für andere Corona-Maßnahmen eher marginal. Und die Proben sind nicht infektiös, so dass man keine Hochsicherheitsumgebung benötigt. Das Problem in Deutschland besteht wohl in erster Linie in der Organisation der Kostenübernahme.
Keine Möglichkeiten für eine systematische Kostenübernahme?
Den Betreibern der Abwassersysteme und Kläranlagen scheinen die Hände gebunden zu sein, weil sie die Kosten für das Monitoring, angefangen bei der Probenentnahme bis zur Analyse, nicht aus den Abwassergebühren finanzieren dürfen und die deutsche Administration bislang jenseits von Projektfinanzierungen keine Möglichkeiten für eine systematische Kostenübernahme finden konnte.
In Deutschland ist man bei der Abwasserüberwachung über die Planung noch nicht hinausgekommen und eine Integration in die nationale Teststrategie Deutschlands zum Nachweis des Sars-Cov-2-Virus steht noch immer aus. Ein Grund dafür könnte in den zerfaserten Zuständigkeiten im deutschen föderalen System liegen.
Das Interesse aus Politik und Verwaltung in Deutschland ist bislang noch auffallend gering. Dies mag neben den Fragen nach den Zuständigkeiten auch an der Lobbyarbeit der etablierten Labore liegen, die zwar regelmäßig über Überlastung klagen, aber standhaft den Marktzugang neuer Wettbewerber abwehren.
Eine Testinfrastruktur, wie sie Wien erfolgreich aufgebaut hat, ist in Deutschland gegen den Widerstand der vorhandenen Testlabore nicht realisierbar.
Abwassermonitoring in anderen Ländern
Ein nationales Corona-Frühwarnsystem im Abwaser ist bereits in Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, der Schweiz sowie in Spanien etabliert.
Länder wie die Niederlande, die Schweiz laden ihre einschlägigen Abwasser-Daten zum Infektionsgeschehen schon auf Dashboards hoch. Und in Australien, wo das Abwassermonitoring inzwischen flächendeckend eingesetzt wird, ist das System bei den dort sehr niedrigen Fallzahlen mittlerweile das ausschlaggebende Maß für die nachfolgende Teststrategie.
Erst wenn die Häufigkeit der positiven Befunde im Abwasser ein bestimmtes Niveau überschreitet, wird mit Individual-PCR-Tests begonnen.