Corona-Pandemie: Für New York stellt "der Rest der Bundesstaaten eine Gefahr dar"

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Um die niedrigen Infektionsraten zu halten, kämpft New York mit lokalen Shutdowns, strikten Einreisebeschränkungen und massenhaften Tests

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Noch vor der Wahl stellte Andrew Cuomo, der demokratische Gouverneur von New York, am Samstag neue Richtlinien für Besucher des Bundesstaats vor, die ab 4. November gelten. Damit sollen die New Yorker geschützt und größere Hotsopots verhindert werden. Die Microcluster-Strategie der gezielten Shutdowns in lokalen Hotspots wie in Brooklyn oder Queens habe funktioniert. In der ersten Welle hatte es New York hart erwischt, jetzt gebe es hier die drittniedrigste Infektionsrate in den USA: "Der Rest der Bundesstaaten stellt eine Gefahr dar." Auf den Rat von Experten hin, werde man die Test- und Quarantänepraxis ändern.

Bislang mussten Einreisenden aus Bundesstaaten auf einer Liste mit hohen Infektionsraten 14 Tage nach Ankunft in Quarantäne bleiben. Jetzt gibt es keine solche Liste mehr und auch keine Orientierung an Zahlen, sondern nur noch eine Regel für alle Einreisenden aus Bundesstaaten, die nicht direkt an New York angrenzen. Sie dürfen nur noch einreisen, wenn sie ein negatives Testergebnis vorlegen, das drei Tage vor der Ankunft gemacht wurde. Bei Ankunft müssen sie nur noch drei Tage in Quarantäne und werden am vierten noch einmal getestet. Fällt er positiv aus, muss der Aufenthalt in Quarantäne fortgesetzt werden. Wer nicht getestet werden will, muss 14 Tage in Quarantäne bleiben. Den Test- und Quarantäneregeln sind auch New Yorker unterworfen, die sich länger als 24 Stunden in einem anderen Bundesstaat aufgehalten haben. Reisende aus fast allen Staaten müssen bei Einreise in Quarantäne.

Die Regel gilt nicht für Pendler und Tagesbesucher aus den angrenzenden Bundesstaaten, auch systemrelevante Arbeiter sind ausgenommen. New Yorker, die ihr Land für weniger als 24 Stunden verlassen, müssen innerhalb von vier Tagen nach Rückkehr einen Test machen. Alle Einreisenden müssen aber den Fragebogen zu ihrer Reise ausfüllen. Gouverneur Cuomo und Bürgermeister Bill de Blasio hatten die New Yorker zuvor aufgefordert, den Bundesstaat nicht zu verlassen. Verhindert werden sollen damit vor allem auch Reisen in der Urlaubszeit um das Thanksgiving-Fest Ende November. "Nur weil sie deine Familie, bedeutet nicht, dass sie vor Covid geschützt sind. Und deswegen werden wir Anstiege sehen", so Cuomo.

Schwierigkeiten mit den Tests und den Infektionszahlen

Die Positivenrate liegt bei 1,5 Prozent in New York, in den Microcluster-Zonen mit einem Shutdown bei 3,1 Prozent, wenn man diese außer Acht lässt, sind nur 1,36 Prozent positiv. In den USA lag die Positivenrate in der 43. KW bei 7,1 Prozent. Was die Zahlen betrifft, so berichtet die New York Times gerade, dass die kostenlosen Tests in New York nicht allen Bewohnern gleich mäßig zugutekamen. Die Menschen in den reicheren Stadtvierteln wurden bis zu vier Mal häufiger getestet als die in den armen Vierteln. Zwar gibt es 200 Teststationen, Informationen werden vor allem über das Internet verbreitet, was ärmere Bevölkerungsschichten ausschließt, die keinen Internetzugang besitzen. Die ärmeren Schichten hatte es in der ersten Welle im Frühjahr vor allem erwischt.

Besonders stark angestiegen waren die Infektionszahlen Ende Oktober in einigen Wohngegenden New Yorks, in denen vorwiegend ultraorthodoxe Juden leben. So war in Kiryas Joel, einem Ort im Orange County, die Positivenrate auf die Rekordhöhe von 34 Prozent angestiegen, um dann plötzlich auf 2 Prozent zu fallen. Aufgrund des "dramatischen Rückgangs" lockerte Cuomo die Beschränkungen. Wie NYT berichtet, gibt es aber erhebliche Zweifel daran, dass die Daten stimmen.

Das ist auch die Meinung der zuständigen Gesundheitsbeauftragten Irina Gelman. Sie sagt, es würden mehr Menschen zu Ärzten mit Symptomen kommen oder sich als gefährdet geben, aber es würden sich weniger testen lassen, was die Positivenrate sinken lässt. Die Weigerung, sich testen zu lassen, sei ein "alarmierender Trend". Aber die Positivenrate relativ zur Zahl der durchgeführten Tests kann natürlich deutlich variieren, wenn mehr oder weniger oder wer getestet wird. Aufschluss gibt die Positivenrate, auf die sich auch der Gouverneur bezieht, sowieso nur, welcher Anteil der Getesteten positiv ist, aber nicht, welcher Anteil der Bevölkerung. Auch in den "roten Zonen" von New York City soll es zu Testverweigerungen gekommen sein. Fällt die Positivenrate, werden die Maßnahmen gelockert und dürfen beispielsweise wieder Geschäfte und Schulen geöffnet oder mehr Menschen in Gotteshäuser gelassen werden. Das könnte schon ein Anreiz sein, die Positivenrate zu manipulieren.

Schulen in den lokalen Shutdown-Vierteln dürfen wieder öffnen, wenn, so die Anordnung von Ende Oktober, Schüler und alle Personen, die auf Schulen in den lokalen Shutdown-Vierteln kommen wollen, vorher negativ getestet worden sind. Überdies müssen 25 Prozent der Schüler und Lehrer wöchentlich getestet werden. Bei einer Positivenrate von 2 Prozent in New York City oder von 3 Prozent im Rest des Bundesstaats müssen die Schulen wieder geschlossen werden.