Corona: Rückgang der Fallzahlen durch natürliche Immunität

Seite 2: Beträchtlicher Teil der Bevölkerung in Deutschland bereits immun

Wahrscheinlich liegt die geringe Wirkung harter Restriktionen zunächst daran, so auch die Vermutung von Ioannidis und Kollegen, dass die Vorsichtsmaßnahmen, die die meisten Menschen angesichts steigender Infektionszahlen selbständig ergreifen, in der Regel schon viel bewirken. (Wenn viele beim ersten Anzeichen einer Infektion Abstand halten und möglichst zuhause bleiben, wird die Ausbreitung des Virus sicherlich schon erheblich gebremst, werden darüber hinaus selbst kurze oder nicht sehr enge Kontakte zwischen den übrigen, zu über 99 Prozent gesunden Menschen unterbunden, aber kaum.)

Sobald die Infektionszahlen über längere Zeit recht hoch waren, wird die weitere Ausbreitung zwangsläufig auch immer mehr durch den wachsenden Anteil derer zusätzlich gebremst, die durch eine überstandene Infektion immun geworden sind.

In Deutschland waren bis zum 8. Februar insgesamt 2,3 Millionen positiv auf Corona getestete Fälle gemeldet worden. Die Dunkelziffer ist jedoch beträchtlich. Das RKI schätzt den Faktor, um den die Zahl der tatsächlich bereits Infizierten in Deutschland aktuell vermutlich höher liegt, auf vier bis sechs, das Expertenteam um den Internisten Matthias Schrappe auf circa fünf und der Virologe Christian Drosten auf sechs bis acht.

Eine im Auftrag des Robert-Koch-Instituts in Kupferzell durchgeführte Studie kam für die erste Welle auf mindestens Faktor zehn.

Wenn wir vom mittleren Faktor sechs ausgehen, so können Anfang Februar hierzulande bereits rund 14 Millionen Menschen infiziert gewesen sein, 17,5 Prozent der Bevölkerung. Mit den aktuell wöchentlich gemeldeten 60.000 bis 70.000 Fällen wächst die Zahl Woche für Woche hochgerechnet um rund 0,4 Millionen, d.h. fast 0,5 Prozent. Ähnlich viele immune Menschen kommen im Moment durch Impfen hinzu.

Die sich unter Berücksichtigung der Dunkelziffer ergebende Infektionssterblichkeit (Infection Fatality Ratio, IFR) stimmt auch ungefähr mit Schätzungen der Sterblichkeitsrate von Infizierten überein. Bei ca. 62.000 bisher mit oder an COVID-19 Gestorbenen kommt man bei 14 Millionen Infizierten auf eine Rate von 0,44 Prozent. Eine von der WHO veröffentlichte Metastudie des international angesehenen Epidemiologen John Ioannidis von der Stanford University schätzt den Medianwert der IFR über alle untersuchten Länder auf 0,23 Prozent. Sie ist aber stark abhängig von der Altersstruktur der Infizierten.1

Da in Deutschland die höheren Altersgruppen überdurchschnittlich von Infektionen betroffen waren, ist eine etwas höhere IFR durchaus zu erwarten.

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