Corona-Schauspiel um die Medizinjuristin Beate Bahner, für die alles ganz anders war
Plötzlich sind die Polizisten ganz freundlich, sie habe nicht mitbekommen, dass Versammlungen verboten wurden, ihre (AfD)-Anhänger sind enttäuscht - Ein Corona-Spuk
Wir hatten gestern von dem seltsamen Fall der Medizinjuristin Beate Bahner berichtet. Sie hatte aus Protest gegen die Corona-Anordnungen, die Grundrechte aussetzen, einen Eilantrag an das Bundesverfassungsgericht geschickt, das diesen für unzulässig beurteilte. Zudem rief sie zu Demonstrationen auf, weswegen die Staatsanwaltschaft gegen sie wegen des Aufrufs zu Straftaten, da Versammlungen nach den Corona-Anordnungen verboten wurden, ermittelte. Sie hatte auch das Verfassungsrecht auf Widerstand geltend gemacht. Aufsehen erregte, dass sie von der Polizei, die sie zu ihrem Schutz rufen ließ, weil sie sich bedroht fühlte, am Ostersonntag in die Psychiatrie gebracht wurde, da sie einen verwirrten Eindruck machte. Zudem wurde sie des tätlichen Angriffs und des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte beschuldigt (Medizinrechtlerin, die gegen die Corona-Notstandsgesetze protestierte, in die Psychiatrie gesteckt). Am Dienstagabend konnte sie die Psychiatrie wieder verlassen und zu dem gestern angesetzten Anhörungstermin erscheinen.
Bahner hatte zu bundesweiten Demonstrationen am Ostersamstag aufgerufen, offenbar ohne jede Resonanz. Sie kam sich als Einzelkämpferin vor, die die Welt und besonders Deutschland vor der mit den Infektionsschutz-Maßnahmen einkehrenden "Tyrannei" retten wollte. Der Coronavirus-Pandemie stritt sie jede Gefährlichkeit ab, an ihr sei noch kein Deutscher verstorben.
Es wurde gerätselt, ob Bahner zumindest am Abend des Ostersonntags wirklich verwirrt gewesen war und sich gegen eine Einweisung tatkräftig gewehrt hat. Sie hatte jedenfalls Angst, weil ein Fahrzeug länger vor ihrer Garage geparkt gewesen sei. Als Gegnerin der Schutzmaßnahmen hatte sie vielleicht Sorge, von aufgebrachten Menschen bedroht zu werden. Und sie hatte am Ostersamstag eine "Corona-Auferstehungs-Anordnung" veröffentlicht, die ironisch sein könnte, aber vermutlich doch ernst gedacht war und eine verstiegene Selbstüberschätzung demonstriert, die in Paranoia umgekippt sein könnte. Mit der Ankündigung ihrer Entlassung aus der Psychiatrie heißt es auf ihrer Website:
Beate Bahner benötigt keine anwaltliche Vertretung, nachdem nahezu die gesamte Anwaltschaft und nahezu die gesamte Justiz seit zwei Wochen in ganzer Hinsicht versagt und damit zur Abschaffung des Rechtsstaats und zur blitzschnellen Etablierung des monströsesten und ungeheuerlichsten Unrechtsregimes beigetragen haben, das die Welt je gesehen hat.
Sie versteht sich also weiterhin als Einzelkämpferin gegen das "Unrechtsregime" und für den Erhalt des Rechtsstaats. Bahner, die von AfD-Sympathisanten verehrt wird, erschien gestern um 13 Uhr vor der Polizeidirektion Heidelberg. Hier hatten sich bereits Anhänger, darunter auch AfD-Politiker, versammelt, nach Heidelberg24 sollen es 250 gewesen sein, die skandiert haben: "Wir sind das Volk." Das ist auch durch ein Video belegt. AfD-Stadträte hatten sich zuvor der Sache Bahner angenommen. Die AfD teilte mit: "Dutzende Bürger haben sich spontan vor dem Gebäude eingefunden."
Die Polizei rief die Menschen auf, den Platz zu räumen, hat dies aber dann nicht durchgesetzt, obgleich es ja eigentlich eine verbotene Versammlung war, auf der nach Fotos zu urteilen das Abstandsgebot nicht immer eingehalten wurde. Bahner erklärte den Anwesenden, dass sie einen "wunderbaren Beistand" habe: "Ich weiß ja, ihr seid da." Offenbar hätte sie gerne gehabt, dass Ken Jebsen vor Ort ist, sie rief mehrmals nach ihm und wurde belehrt, dass ja auch noch andere Kameras da seien. Das Bad in der Menge gefiel ihr sichtlich. Dann ging sie unter Rufen "Freiheit" in die Polizeidirektion und verkündete im Anschluss überraschend, dass sie sich bei der Polizei wegen des Aufruhrs und "dass ihr jetzt alle gegen das Gesetz verstößt" entschuldigt habe. Die seien "wirklich freundlich" gewesen.
Ihre Verletzungen habe sie nicht von der Polizei erhalten, sondern sie sei betrunken vom Fahrrad gestürzt. Möglicherweise wurde sie auf der Polizeidirektion belehrt, welche Folgen ihr Aufruf zum Ungehorsam haben könnte. Dass sie von der Polizei misshandelt wurde, sei unter Verschwörern und der rechten Lügenpresse herumgegangen, obgleich sie das selbst erzählt hatte. Jetzt aber sagt sie: "Die Polizei, dein Freund und Helfer würde das nie tun." Lest keine rechte Lügenpresse, beteuerte sie, antwortete aber nicht auf Fragen nach der Audiodatei, die sie ihrer Schwester aus der Psychiatrie geschickt hatte.
Gut möglich, dass ein Deal verabredet wurde, denn die Polizeidirektion dürfte kein Interesse daran haben, dass Bahner zur Märtyrerin eines Aufstands gegen die Obrigkeit wird. Sie meinte, sie sei halt viel im In- und Ausland herumgereist und habe versäumt zu lesen, dass sich die Gesetzeslage verändert habe und Demonstrationen verboten worden seien. Deswegen habe sie um mildernde Umstände gebeten. Ironie, wie die Rhein-Neckar-Zeitung vermutet?
Ihre Anhänger waren sichtlich enttäuscht, dass von dem Aufstand gegen die Obrigkeit nichts übrig bleiben sollte. Am Schluss, bevor Bahner zu Freunden gehen wollte, verlas sie dann doch noch ihren Aufruf "Shutdown beenden leicht gemacht". Darin heißt es etwa, dass die Menschen gemeinsam zum Picknick - nicht zur Demo - gehen sollen, was dann vielleicht doch wieder ein Aufruf zu einer Straftat sein könnte:
Und dann esst und trinkt gemeinsam, erzählt Euch die besten Witze, seid albern und lacht wie verrückt miteinander! Das ist das beste Mittel gegen Schockstarre! Und dann fallt Euch alle in die Arme und haltet Euch fest - ganz lange, ganz fest. Wir brauchen das jetzt dringend, denn die meisten von uns hat dieser Horrorfilm zutiefst erschüttert und entsetzt. Und dann esst und trinkt einfach weiter und lacht und tanzt und singt den ganzen Tag und die ganze Nacht und die nächsten Wochen und Monate und Jahre - und überhaupt sooft Ihr könnt! Seid wieder unbeschwert und fröhlich wie noch im März, und schmiedet dann Pläne für Euer weiteres Leben. Und redet ganz viel miteinander darüber, wie wir alle, Du und ich, jede und jeder von uns, unsere schöne Welt ab sofort noch besser machen können! Und dann stehen wir auf, gehen raus und packen es wirklich an!
Beate Bahner
Die Geschichte ist verrückt und endet in Ambivalenz, Beate Bahner zeigte sich als wenig verwirrtes, aber narzisstisch von sich überzeugtes Chamäleon, die "Systemkritiker" scheiterten daran, mit ihr eine Galionsfigur des großen Widerstands gegen das Unrechtsregime aufbauen zu können. Vielleicht war alles nur ein Jux, bei dem Polizei, Staatsanwaltschaft und Psychiatrie mitspielten. Es sind verquere Zeiten, die Welt ist ein Traum. Das hatten wir schon einmal zu Zeiten des Schwarzen Tods, als die Welt in die Irrealität oder die Fake News versank und sich Philosophen aufmachten, im radikalen Zweifel nach Gewissheit zu suchen.