Corona in den USA: Problem Arbeitslosigkeit bleibt

US-Präsident Trump freut sich über einen Trend, der nach Auffassung seiner Kritiker wegen der hohen Corona-Infektionszahlen schon wieder überholt ist

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4,8 Millionen US-Amerikaner kamen im Juni wieder in Brot und Arbeit, die Arbeitslosenrate ist von 14,7 Prozent im April auf 11,1 Prozent gesunken. Der Monatsbericht des Arbeitsministeriums löste ein weiteres Hoch beim Aktienhandel an der Wall Street aus und Jubel im Weißen Haus. Der Aufwärtstrend wurde dort als Riesenerfolg plakatiert und das Kleingedruckte übergangen.

Dazu gehören die aktuellen Zahlen aus dem heutigen Wochenbericht des Labor Departments. Diese legen den nächsten Trend nahe: eine erneute Zunahme der Arbeitslosenmeldungen um 1,4 Millionen - und wie manche Beobachter feststellen, kommen diese aus den Staaten, die früh mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen angefangen haben.

Ohnehin handelt es sich sowohl beim Monats- wie auch beim Wochenbericht um Zeitaufnahmen, die, wie die New York Times feststellt, bei der Erfassung Schwierigkeiten bereiten: Demnach hat das Arbeitsministerium zu Protokoll gegeben, dass die Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt höher wäre, wenn es nicht die fortdauernden Schwierigkeiten bei der Datenerfassung gäbe.

Angemerkt wird dazu, dass die Datenerfassung Mitte Juni erfolgte, also bevor die gemeldeten Corona-Infektionen in Arizona, Florida und "einigen anderen Staaten" neue Spitzenwerte hatten. Die Kurve würde sonst ziemlich anders ausschauen. Mittlerweile denke man in Kalifornien und Texas wieder über Betriebsschließungen nach.

Welche weiteren Auswirkungen auf die Wirtschaft die Verbreitung des Sars-CoV-2-Virus noch entfalten wird, ist schwer vorauszusehen. Zwar werden nach wie vor täglich Rekordzahlen von bekannt gewordenen Infektionen aus den USA gemeldet - und es gibt die vielzitierten Aussagen von Fauci, wonach man derzeit größte Mühe hat, die Ansteckungswelle einzudämmen, aber bis zur Wahl im November sind es noch einige Monate. Die große Freude des Amtsinhabers über die Jobzahlen im Juni entspricht dem Druck, dem er durch die Kritik letzten Wochen und dem Vorsprung seines Konkurrenten ausgesetzt ist. Trump sieht nicht gut aus in der Corona-Krise.

Im Februar hatte er noch den Nimbus des Siegers, der kaum zu schlagen sein wird, nicht zuletzt wegen der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die auch seine Kritiker staunen ließ: Mehr Jobs als zuvor und dazu höhere Löhne.

Genau den Februar wählen sich nun Trump-kritische Medien und Fachleute, um die Euphorie auszuhebeln. Auch wenn es auf dem Arbeitsmarkt besser aussehe als zuvor im Mai und vor allem im spektakulären Tief im April: Im Vergleich mit dem Februar bleibe eine tiefe Talsohle als bestimmendes Bild und es sei unsicher, wie die Wirtschaft da "nachhaltig" wieder herauskomme.

Aufgetischt wird dazu, dass es sich um keine qualifizierten Jobs handelt, sondern um krisenanfällige Erwerbstätigkeiten, die im Juni wieder für Beschäftigung sorgten. Den großen Anteil würden Jobs ausmachen, die Dienstleistungen sind, die die Leute auch schnell wieder temporär arbeitslos machen würde, wenn sich die Pandemie so verbreitet, dass die nächsten strengen Maßnahmen und Betriebsschließungen nötig sind. Als Indiz dafür wird der besagte Wochenbericht herangezogen.

Schaut man sich die Entwicklung genauer an, so die ersten Reaktionen von Wirtschaftsexperten, die eher keine Trump-Anhänger sind, dann zeige sich der Kern einer problematischen Arbeitslosigkeit: Was passiert mit denen, die seit mehr als 14 Wochen arbeitslos sind? Laut den Zahlen geht die Arbeitslosigkeit bei denen herunter, die kürzer als diese Zeit arbeitslos waren, und sie steigt bei denen, die länger arbeitslos waren. Wie verteilt sich die Erholung der Wirtschaft?

Präsentiert werden Zahlen, die weiter "strukturelle Ungleichheiten" bekräftigen, zum Nachteil der Latinos, der Schwarzen und der Schlechtausgebildeten.

Erwähnt wird aber auch, welchen praktischen Vorteil die Regierung aus den Monatszahlen ziehen kann. Trump und sein Team können anhand der Zahlen dafür argumentieren, dass die Verlängerung der Stimulus-Maßnahmen infolge der Corona-Ausnahmesituation nicht so stark ausfallen muss, wie es die politischen Gegner fordern, und auch nicht auf alle verteilt, vor allem müsse man die Extra-Arbeitslosengeldzahlungen (siehe: Corona-Krise in den USA: Arbeitsniederlegungen und Angst vor neuer Arbeitslosigkeit) aufgrund dieser Situation nicht weiter so hoch halten.