Corona und das drangsalierte Kind
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Die Kleinen haben unter der Pandemie viel gelitten. Jetzt gilt Impfen als Masterplan. Dumme Idee oder sinnvolle Strategie? Ein Netzwerk bemüht sich um Aufklärung
Die Corona-Impfungen für Fünf- bis Elfjährige sind in Deutschland angelaufen. Doch der Piks fürs eigene Kind ist für viele Eltern ein sensibles Thema. Was bringt es, einem gesunden Kind den Impfstoff zu verabreichen? Sollten Eltern auf den Omikron-Impfstoff warten? Wie gut sind die Impfstoffe getestet? Wie lange wird der Impfstoff überhaupt schützen?
Es wird viel gemunkelt, Experten melden sich zu Wort, die Politik hat die Kinder seit Beginn der Pandemie als Menschen zweiter Klasse behandelt.
Fast 40 Prozent der Eltern würden ihre Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren gegen Covid-19 impfen lassen. Rund 28 Prozent sind noch unschlüssig, während 32,5 Prozent die Impfung ablehnen. Das geht aus einer repräsentativen Barmer-Befragung unter mehr als 1.000 Eltern hervor, die vom 15. bis zum 21. Dezember durchgeführt wurde. Die Mehrheit der Ablehner befürchtet Nebenwirkungen.
Critical Ma's machen mobil
Dass Kinder nicht nur deutlich weniger als Erwachsene gefährdet sind, an Covid-19 zu erkranken, sondern sich möglicherweise auch seltener infizieren, zeigt die internationale Studienlage. Doch die fand in Deutschland von Anfang an wenig Beachtung. Kinder? Die laufen nebenher.
Schon mit Beginn der Pandemie wird klar, dass es beim Thema am politischen Willen mangelt, dem Nachwuchs mehr zu widmen als wohlfeile Sprüche. Und die Eltern sind als Gruppe doppelt vom Corona-Desaster betroffen.
Eine Mütter-Initiative hat sich Abhilfe und Aufklärung auf die Fahnen geschrieben. Sie nennen sich Critical Ma's, und sie stellen eine Reihe nützlicher Fragen, zum Beispiel:
• Gibt es Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen, was die Infektionsgefahr, das Erkrankungsrisiko und das Übertragungsgeschehen anbetrifft?
• Brauchen Kinder eine Impfung, damit die Schulen den Winter über geöffnet bleiben können?
• Was sagt die internationale Studienlage, wie sind die Erfahrungen aus anderen Ländern?
• Wie bringen wir die Kids gut über den Winter?
Geringes Risiko!
Zunächst mal Entwarnung, was die Kids angeht. Das Deutsche Ärzteblatt wusste schon wenige Wochen nach Feststellung der pandemischen Lage:
Kinder erkranken seltener an COVID-19 als Erwachsene. In den größten Kohorten aus China, Italien und den USA waren nur ein bis zwei Prozent aller Patienten unter 18 Jahre alt".
Deutsches Ärzteblatt, Heft 19, 8. Mai 2020
Das Blatt weiter: Bei einem größeren Ausbruch an einem französischen Gymnasium im Frühjahr 2020 zeigten serologische Untersuchungen auf Sars-CoV-2 ein interessantes Ergebnis: 40 Prozent der 15–17-Jährigen und 43 Prozent der Lehrer wurden positiv getestet, aber nur 2,7 Prozent der unter 15-Jährigen.
Das Risiko, sich anzustecken, steigt demnach offenbar mit dem Alter. Verschiedene Studien bestätigen den Befund im Hinblick auf die Infektionsketten, nämlich dass Kinder nicht die entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Sars-CoV-2 spielen.
Jüngere Untersuchungen zeigten mit Bezug auf die Delta-Variante eine möglicherweise höhere Empfänglichkeit und Ansteckungsfähigkeit. Doch selbst die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) spricht in diesem Punkt bis auf heute (Stand: 17.12.2021) nur von der Möglichkeit einer erhöhten Gefahr.
Gerade um Weihnachten wird das Thema wieder von Neuem diskutiert. Das enge Zusammensein in Haushalten steigert das Risiko der Beteiligten, an Covid-19 zu erkranken. Das gilt jedoch vor allem für (erwachsene) Partner von Erstinfizierten. Viele Eltern sind dennoch verunsichert.
Das Risiko, sich bei einem infizierten Indexpatienten im Haushalt anzustecken, liegt einer frühen spanischen Studie (Öffentliches Gesundheitszentrum von Castellón, Frühjahr 2020) zufolge bei Kindern und Jugendlichen (Altersgruppe 0-24 Jahre) bei nur 0,3 Prozent.
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. bestätigte Ende letzten Jahres diese Zahl. Und setzt zum Thema "Schule" hinzu: Von über 32.000 Schulen in Deutschland waren Mitte November 2020 "nur" 106 Schulen geschlossen, so hieß es. Meist liege die Gefahr weniger im Klassenzimmer als im Lehrerzimmer oder im Sozialraum. Es gelte aber:
Schulen sind (…) keine Hotspots der Pandemie.
Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V.
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