Cruise Missiles im Selbstbau
Ein Neuseeländer sucht zu demonstrieren, dass Terroristen oder andere Interessierte mit wenig Geld Marschflugkörper in der Garage bauen können
Kann der Krieg gegen den Terrorismus mitsamt der "Bush-Doktrin", auch die Länder als Feinde zu betrachten, die Terroristen unterstützen oder ihnen Waffen liefern, die Welt sicherer machen? Um sich und ihre Alliierten vor Angriffen mit Raketen zu schützen, die mit biologischen, chemischen oder nuklearen Sprengköpfen ausgestattet sind, errichtet die US-Regierung ein möglichst weltweites Raketenabwehrsystem. Doch für wenig Geld können auch einzelne in der Garage eine Cruise Missile bauen, um damit Anschläge durchzuführen.
Bruce Simpson, ein Elektronik- und Softwareexperte, lebt in Neuseeland, eigentlich weit ab von den unruhigen Zonen dieser Erde. Der Bastler, der seit einiger Zeit eine der deutschen V1 ähnliche Rakete zu entwickeln sucht, fühlte sich von Warnungen mancher amerikanischer Waffenexperten herausgefordert, dass es relativ einfach und billig sei, einen Marschflugkörper zu bauen. Er hat sich vorgenommen, selbst mit Bestandteilen, die man normal im Handel kaufen kann, für einen Preis von unter 5.000 US-Dollar zu bauen. Mittlerweile ist er bereits dabei, den von ihm entwickelten Antrieb zu testen.
Sinn seines Projekts ist, so Simpson, den Menschen zu zeigen, dass im Prinzip jeder ohne große Vorkenntnis eine solche Rakete bauen kann. Jede terroristische Gruppe könne, zumal wenn sie sich Experten hole, derartiges machen. Die Gefährdung also sei hoch, dass Terroristen oder wer auch immer mit billigen Marschflugkörpern Ziele angreifen werden. Simpson will die Menschen angesichts dieses Risikos wachrütteln und damit auch dafür sorgen, dass mehr Geld in die Verteidigung gesteckt wird, um solchen Bedrohungen gewachsen zu sein. Wie das gehen soll, verrät er allerdings nicht, abgesehen davon, dass jeder wachsam sein müsse, schließlich könne der Nachbar in seiner Garage gerade heimlich an einer solchen Terrorwaffe basteln.
Was seine Intentionen auch sein mögen, so dürfte sein Projekt, sollte es erfolgreich sein, doch auch den Wunsch in manchen fördern, die bislang noch nicht daran gedacht haben, mit solchen billig und leicht zu bauenden Marschflugkörpern Anschläge durchzuführen oder damit zu drohen. Das will Simpson, der sein Projekt auf einer Website einer möglichst großen Öffentlichkeit vorstellen will, natürlich nicht so sehen: "Offensichtlich ist es nicht das Ziel der Website, Terroristen oder anderen bösartigen Typen Pläne für eine funktionierende Cruise Missile in die Hand zu geben, sondern zu beweisen, dass die Staaten sich auf diesen Typ eines ausgeklügelten Angriffs in ihren Grenzen vorbereiten müssen."
Simpson hat angeblich die meisten Teile über eBay und bei amerikanischen Verkäufern erstanden, ohne Verdacht zu erregen. Darunter auch ein GPS-System für 120 US-Dollar, das er innerhalb einer Woche und ohne Probleme mit dem Zoll erhalten habe. Ende dieses Monats will er sein selbstgemachtes Cruise Missile bereits starten: "Es ist wie ein kleines Flugzeug mit einem Düsenantrieb", erklärt er. Damit könne man jedes Ziel in einer Entfernung von 100 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 600 km/h erreichen - mitsamt einer Last von 10 Kilogramm, womit sich schon eine Menge Unheil anrichten ließe. Und er beteuert, dass die Luftwaffe seine Rakete nicht stoppen könne. Gleichwohl will er diese für den endgültigen Flugtest natürlich einbeziehen. Noch hat Simpson, abgesehen von der ersten Phase des Einkaufs der benötigten Teile, das Entwicklungstagebuch noch nicht veröffentlicht. Interessierte müssen also noch ein wenig warten, wenn die Publikation nicht zuvor verhindert wird.
Selbstgebaute Marschflugkörper, die Sprengstoff oder chemische, biologische oder radioaktive Waffen transportieren, wären natürlich nicht die einzige Möglichkeit, wie Terroristen die vorhandene Hightech nutzen könnten. Selbstmordanschläge sind womöglich nur eine vorübergehende Erscheinung, um mit hoher Wahrscheinlichkeit Kontrollen umgehen und die geplanten Anschläge mit Bomben oder zu Raketen umgewandelte Passagierflugzeuge ausführen zu können. Noch benutzen nur Militärs etwa bewaffnete Drohnen, aber in Zukunft steht zu erwarten, dass Drohnen oder andere fernsteuerbare oder autonome Roboter auch von nichtstaatlichen Akteuren eingesetzt werden könnten (Warum auch militärisch die teure Großtechnologie ein Auslaufmodell sein könnte).