Das Buffalo-Massaker: Rechter Terror, der aus dem Mainstream kommt
- Das Buffalo-Massaker: Rechter Terror, der aus dem Mainstream kommt
- "Umvolkung": Rechte Verschwörungstheorie neu aufgelegt
- Permanentes Schüren von Wut
- Auf einer Seite lesen
Der Täter des US-Massakers war ein Rassist. Das Weltbild hinter der Tat aber ist mehrheitsfähiger ist, als es sich viele eingestehen wollen
Am Samstag fährt ein weißer Teenager 300 Kilometer in die nördliche Stadt Buffalo im Bundesstaat New York in den Vereinigten Staaten. Was dann geschieht, folgt einem scheinbar bekannten Drehbuch.
Er eröffnet das Feuer mit einer halbautomatischen Waffe auf dem Parkplatz eines Supermarkts, dann geht er in das Geschäft und setzt das Massaker fort. Der 18-Jährige tötet zehn Menschen, drei werden verletzt. Der Täter kann nach seiner Tat von Polizeibeamten überwältigt werden.
Es sieht auf den ersten Blick nach einem weiteren Amoklauf eines frustrierten Jugendlichen in den USA aus, der eine Schockwelle durchs Land schickt, während eine kleine US-amerikanische Stadt erneut fassungslos-trauernd zurückgelassen wird. Doch das ist nicht die ganze Geschichte.
Denn der Massenmord ist weit mehr als eine Frusttat eines Verwirrten. Es ist ein rassistisches, nach ersten Erkenntnissen lange geplantes Attentat.
Der Täter suchte sich gezielt ein von Afroamerikanern bewohntes Viertel aus, weit entfernt von seinem eigenen Wohnsitz. Elf der dreizehn Opfer sind am Ende Schwarze. Die US-Behörden sprechen von "Hassverbrechen und einem auf die Rasse bezogenen gewaltsamen Extremismus".
Bürgerrechtler wie Al Sharpton, zivilgesellschaftliche Gruppen, US-Präsident Joe Biden und diverse amerikanischen Politiker sind empört angesichts der Grausamkeit und fordern nicht zum ersten Mal, mehr gegen solche rassistisch motivierten Hassverbrechen zu unternehmen.
Die Debatte über Präventionsmaßnahmen hat bereits begonnen. Es wird über schärfere Waffengesetze debattiert. Eine sehr frustrierende Angelegenheit in den USA, weil niemand sich ernsthaft mit der mächtigen Waffenlobby anlegen möchte. Auch die "dunklen Seiten" des Internets und die schädlichen Wirkungen der "Digitalisierung" geraten in den Fokus.
Das hat zum Teil seine Berechtigung. Aber damit wird das eigentlich Beunruhigende des Buffalo-Verbrechens nicht adressiert. Denn das, was am Wochenende in den USA stattfand, ist ein politisches Attentat, inländischer Terror, der zunehmend aus dem politischen Mainstream seine Nahrung erhält.
Der Attentäter filmte seine Tat auf einem Social-Media-Kanal live, wo er auch ein 180-seitiges Manifest veröffentlichte, das an das des norwegischen rechtsextremen Massenmörders Anders Breivik erinnert.
Der US-Sender NBC hat das Dokument durchgesehen. Er berichtet, dass das Manifest Dutzende von Seiten mit antisemitischen und rassistischen Stereotypen enthalte. Das ganze gipfele immer wieder in der so genannten "Great Replacement Theory", die der Attentäter mehrmals erwähne.
Nach dieser Verschwörungstheorie versuchten "Linke" planvoll, die "Ureinwohner" durch "Immigranten" und "Farbige" zu ersetzen, die man als minderwertig und leichter zu kontrollieren betrachte. Gegen dieses Umvolkungsprogramm meinte nun der Attentäter von Buffalo ankämpfen zu müssen.
Aus dieser Theorie schöpfte er die Rechtfertigung für seine Gewaltorgie gegen Schwarze, während er sich mehrmals auf das Hassverbrechen von Brenton Tarrant beruft, der im Jahr 2019 in Christ Church, Neuseeland 51 Menschen erschoss.