Das Ende der Gemütlichkeit

Wie sich die Gegner der Expo 2000 auf das Finale am 1.Juni vorbereiten

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Noch ist alles ruhig in Hannover. Und von geplanten Aktionen gegen die Eröffnung der Weltausstellung am 1. Juni nichts zu spüren. Nicht zuletzt weil auch die lokalen Medien bisher kaum oder wenig über den geplanten Widerstand gegen die Expo 2000 berichtet haben. Dennoch bereiten sich die Gegner des gigantischen Spektakels auf den ersten Juni vor. Und haben inzwischen im Internet einen detaillierten Überblick über ihre Aktionen veröffentlicht, mit denen sie die Expo-Eröffnung verhindern oder zumindest behindern wollen.

Schon am Samstag, den 27. Mai, ist die Generalprobe mit einer Demonstration unter dem Motto "Die Beherrschung verlieren - EXPO NO!". Da am gleichen Tag auch der inzwischen völlig umgebaute Hauptbahnhof in Anwesenheit des Kanzlers Gerhard Schröder feierlich wieder eröffnet wird, rechnen die Expo-Gegner mit verschärften Kontrollen der Bahngäste. Und raten aus diesem Grund anreisenden Demonstranten auf Vorortbahnhöfe auszuweichen.

Der eigentliche Höhepunkt der Aktionen ist natürlich der 1. Juni. Und wer sich daran beteiligen möchte, dem wird nicht nur "unauffällige Kleidung" empfohlen, sondern der muss ganz schön früh aufstehen: Geplant sind die Blockaden nämlich "ab frühmorgens überall und vor allem dort, wo sich das Verkehrschaos noch ein bisschen ausweiten lässt unter dem Motto: ,Die EXPO wird nicht eröffnet.' Kleine und große, nette, spaßige oder direkte Aktionen auf Straßen, Kreuzungen, Eingängen usw." Und am Nachmittag soll das erhoffte Chaos dann seinen Höhepunkt erreichen: um 17 Uhr auf dem Aegi, einem der zentralen Verkehrsknotenpunkte der Stadt - mit einer "Kissenschlacht unter dem Motto ,Das Ende der Gemütlichkeit'".

Freitag ist dann offenbar frei für die rund 6000 Polizisten, die in Hannover während der Expo 2000 für Recht und Ordnung sorgen sollen. Und auch für die Demonstranten, die sich im eigens errichteten Camp am soziokulturellen Veranstaltungszentrum "Faust" für einen Tag zumindest richtig gemütlich einrichten können. Doch lang währt die Ruhe nicht, denn schon am Samstag und Sonntag sind weitere Aktionen geplant, beispielsweise eine "Reclaim The Streets Party" zur "Rückeroberung des öffentlichen Raumes".

Damit die Kommunikation unter den Expo-Gegner reibungslos läuft, sollen diverse Info-Points, also Anlaufstellen, aufgebaut werden. Gleichzeitig ist ein Handy-SMS-Infosystem in Vorbereitung sowie eine begleitende Berichterstattung über einen Radiosender. Und natürlich ist auch Karl Nagel wieder mit von der Partie, der über seine Chaos-Tage-Seite regelmäßig und aktuell im Internet über das ungemütliche Geschehen in Hannover berichten möchte.