Das Nazi-Problem der Frankfurter Buchmesse

Seite 2: Was bedeutet das: Nazis "Raum geben"?

Die Politologin und Rechtsextremismus-Expertin Natascha Strobl spricht sich auf Twitter offen für Begegnung und Debatte aus, was deren Präsenz auf der Messe angeht.

Sie wendet ein, ein Ausschluss von der Buchmesse wäre ja "kein Verbot" als solches:

Verlage sind (…) nicht "verboten", wenn sie nicht auf einer Buchmesse ausstellen. Sie können weiter operieren und Bücher verlegen und haben einfach eine Plattform weniger. Es sind ja auch nicht alle Autor:innen, die nicht dabei sind, zensiert oder verboten. Das ist einfach falsch.::Natascha Strobl, Politologin und Publizistin

Weiter geht schon Daniel Schwerd von der Linkspartei. Er wirft der Buchmesse vor, nicht wie behauptet für Toleranz einzustehen. "Sie geben ihnen Raum und normalisieren sie", sagt er mit Bezug auf rechtsextreme und rassistische Positionen der Verlage.

Der Politiker und Kolumnist Martin Böttger zuckt süffisant die Achseln. Er findet die Buchmesse als solche gänzlich uninteressant, ein Marktplatz eben, allerdings mit einem Beigeschmack:

Nun stellt sich heraus, ach du schreck, die Mehrheit der Menschen besteht ja gar nicht aus weißen Biodeutschen. Manche sind sogar Schwarze. Und viele von denen fühlen sich auf solchen "Marktplätzen", in Deutschland zumal, nicht sicher.

Kolumnist Martin Böttger

Die Buchmesse - für ihn eine Kommerzveranstaltung mit Eventisierungszwang, "dem viel kritisierten Facebook ähnlich".

Und die KP China?

Übrigens, als Beispiel mal, auch das chinesische Regime ist auf der Buchmesse vertreten: Mit der China International Publishing Group (CIPG) gibt sich ein Verlag der regierenden Kommunistischen Partei Chinas die Ehre.

Das Unternehmen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas hat seinen Sitz in Peking und beschäftigt nach eigenen Angaben 2.588 Mitarbeiter.

In rund 40 Sprachen erscheinen rund 5.000 Buchtitel jährlich, dazu diverse Periodika, außerdem betreibt die CIPG mindestens 30 eigene Websites.

In den vergangenen Jahren habe sich Chinas KP zu einer "extrem nationalistischen und faschistoiden Partei" entwickelt, sagte der Politologe Wu Qiang im Gespräch mit der ARD anlässlich des 100. Jahrestages der Parteigründung im Sommer. Womit er recht haben dürfte.

Proteste rund ums Frankfurter Festival finden sich da keine. Das Buch-Fest benebelt die Sinne durch Preisverleihungen und Lobeshymnen auf Freiheitswerte. Daran hat sich auch nach dem Corona-Jahr 2020 nichts geändert.