Das große Dot-Com-Sterben

Mindestens 130 Internet-Pleiten seit Januar 2000

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Mindestens 130 Internet-Firmen haben seit Januar 2000 ihre Pforten schließen müssen - acht Prozent davon sind europäische Firmen. Der neue Webmergers-Report stellt als Trend fest, dass die Zahl der monatlichen Geschäftsaufgaben steigt: So haben in der ersten Novemberhälfte bereits 21 Dot-Com-Firmen dichtgemacht, während im gesamten Vormonat "nur" 22 Pleiten notiert wurden. Webmergers.com beobachtet und analysiert die E-Commerce-Szene und stellt die Ergebnisse in Form eines alle drei Monate erscheinenden Reports zur Verfügung.

75 Prozent der bankrotten Firmen wendeten sich mit ihrem Angebot direkt an den Endverbraucher, während 26 Business-to-Business-Firmen ihre Zelte abbrechen mußten. Die restlichen Companies bedienten sowohl andere Firmen wie auch den Endverbraucher. Nach Webmergers-Schätzungen verloren durch die 130 Geschäftsaufgaben rund 8000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz.

Webmergers geht auch der Frage nach, warum diese Firmen ohne Übernahmeangebot durch andere Gesellschaften zugrunde gingen. Einigen hätte ganz offensichtlich ein von Haus aus nicht überlebensfähiges Geschäftskonzept zugrunde gelegen, während andere - folgt man den Analytikern - schlicht und einfach keinerlei verkaufsfördernde Werte wie eingeführte Markennamen, selbstentwickelte Technologie, Kundenkarteien, geistiges Eigentum oder auch nur ein gutes Team zu bieten hatten.

Wieder andere hätten einfach zu lange mit der Äußerung von Verkaufsabsichten gewartet und erst mit leeren Kassen versucht, einen Käufer zu finden. Auch das Verhalten von Anteilseignern habe einen rettenden Verkauf oft verhindert, für viele schien der Aufwand, eine Firma zu verkaufen, zu zeitraubend: "It's easier for them just to shut it down", so der Report.

In der Vergangenheit war es für Investoren oft nötig, ganze Firmen aufzukaufen, um den eigenen Mitarbeiterstamm um diverse Marketing- und Netzwerk-Spezialisten zu erweitern. Auch dieser Grund sei weggefallen, die Internet-Explosion der letzten Jahre habe, so Webmergers, einige Tausend entsprechende Kräfte herangezogen.

Auch das Interesse der Non-Internet-Konzerne an entsprechender Investition sei äußerst mäßig, nur neun Prozent der in diesem Jahr für Ankäufe von Internet-Companies verwendeten Gelder flossen aus dieser Richtung. Einer der Analysten merkt an: "Für diese Firmen ist es vielleicht viel spaßiger, die Dot-Coms sterben zu sehen..."