Debatte ums Elterngeld: Wie mit falschen Zahlen Stimmung gemacht wird
Seite 2: Altersarmut für wohlhabende Muttis
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In der Debatte wird noch ein weiteres Argument in den Ring geworfen. Die geringere Einkommensgrenze würde wieder zurück zum Einverdienermodell führen. In der Rheinischen Post wird dies Lisa Paus vorgeworfen. Das würde die finanzielle Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern fördern und ein höheres Risiko für Altersarmut bedeuten.
Allerdings war es Lisa Paus selbst, die in einem Schreiben an Christian Lindner darauf hinwies. Die Bundesregierung würde den Anreiz schaffen, dass diejenigen zu Hause bleiben, die das geringere Einkommen hätten, heißt es in dem Schreiben. Mit anderen Worten: Frauen würden in der Zeit des Bezugs von Elterngeld in eine neue finanzielle Abhängigkeit von ihren Männern geraten.
Wie allerdings die Gefahr von Altersarmut entstehen soll, wird nicht näher dargelegt. Frauen, die in einer Familie mit einem Haushaltseinkommen von über 150.000 Euro leben, verdienen nach Berechnung des IW im Schnitt 65.000 Euro im Jahr. Die Männer bekommen im Schnitt 140.000 Euro im Jahr.
Zwei Probleme tauchen bei dieser Argumentation auf: Einmal wird so getan, als würden die Frauen dann auf ihr Gehalt von 65.000 Euro verzichten müssen. Dabei verzichten sie lediglich auf das Elterngeld in Höhe von 21.600 Euro im Jahr. Denn das Elterngeld ist auf 1.800 Euro im Monat begrenzt.
Was bedeutet Familie nochmal?
Dann kann auch von Altersarmut keine Rede sein und führt die Debatte um die soziale Schieflage im Land ins Absurde. Um nach 45 Arbeitsjahren oberhalb der Grundsicherung zu landen, ist ein Verdienst von 12,97 Euro pro Stunde notwendig. Mit einem Jahresgehalt von 65.000 Euro liegt der Stundenverdienst deutlich höher. Vorher bestand kein Grund zur Sorge und nach dem Bezug von Elterngeld droht auch keine Altersarmut, wenn die betreffende Person wieder ins Arbeitsleben und die alte Gehaltsklasse zurückfindet.
Die Debatte um das Elterngeld zeigt, dass viel zu wenig über das Verständnis von Familie gesprochen wird. Heißt Familie auch, dass die Gesellschaft von Spitzenverdienern verlangen kann, ihre Angehörigen für einen Zeitraum von 14 Monaten versorgen? In der Pflege, beim Unterhalt und in anderen Bereichen geht das doch auch und wird nicht mit dieser Vehemenz beanstandet.
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