Demo für unbegrenzte Flatrate

Abmahnungen des angeschlagenen TV-Kabelunternehmens UPC lösen bei österreichischen Breitband-Kunden kuriosen Protest aus

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Erstmals findet in Wien eine Demo gegen einen Provider statt. Auslöser dafür waren Abmahnungen an Chello-Kunden wegen angeblich zu hohen Download-Volumens, obwohl der Breitbandanbieter UPC mit unlimitierten Internetzugang wirbt. Ein Betroffener ruft jetzt zu einer Protestkundegebung gegen den Platzhirschen Chello auf. Die Reaktionen der User sind geteilt.

Kurz nach Bekanntwerden der Finanzkrise des niederländischen TV-Kabelunternehmen United Pan-Europe Communications (UPC) schickte die österreichische Niederlassung angeblich vermehrt Abuse-Warnungen an einzelne Kunden.

So erhielt Thomas Zehetbauer folgendes Schreiben: "Wir erhielten Hinweis darauf, dass Sie möglicherweise einen Server bzw. öffentliche Dienste / Services auf einem Anschluss betreiben, welches den mit uns vereinbarten Anschlussbedingungen bzw. Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu wider laufen würde." Der Chello-Kunde wurde aufgefordert, die Sache zu bereinigen. Es entspann sich ein reger Mail-Wechsel, in dem Zehetbauer darlegte, dass die "Einrichtung eines eigenen SMTP Dienstes in Ermangelung eines zuverlässigen vom Provider (chello) bereitgestellten mail relay leider erforderlich" gewesen wäre. Fazit: Dem Kunden wurde der Anschluss schließlich gesperrt.

Auch in einschlägigen Internet-Foren häuften sich in den letzten Wochen die Meldungen über Missbrauchs-Abmahnungen. Häufigste Begründung: zu hohes Download-Volumen. Da es für Österreicher so gut wie keine attraktiven Flatrate-Alternativen zu Chello gibt, verfiel Thomas Zehetbauer auf die kurios anmutende Idee, heute eine Protestkundgebung abzuhalten.

Kritisiert werden die durchgeführten Port-Scans ebenso wie die Download-Abmahnungen. UPC selbst sieht die Sache anders: "Es gibt Abmahnungen", räumt Pressesprecherin Ingeborg Schultes ein. "Allerdings sind dies weit weniger als 1 Prozent unserer 152.000 Kunden. Mahnungen gibt es etwa für Kunden mit automatisierten Downloads. Kürzlich hatten wir einen Fall von 162 Gig. Für die Mehrheit der Kunden bedeuten derartige Abmahnungen eine Verbesserung, zumal zu hoher Download den reibungslosen Betrieb gefährden würde. Dass andere User nicht beeinträchtigt werden dürfen steht auch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Falsch ist die Meldung, dass bereits bei einem Download-Volumen von 4 oder 8 Gig abgemahnt würde."

Offensichtlich sehen das auch viele andere Chello-User so. In diversen Foren wird zwar gerne über die immer wieder auftretenden technischen Probleme gemeckert, die Protest-Aktion selbst fand aber ein geteiltes Echo.

Zehetbauer will mit der Kundgebung auch "ein Zeichen an die Politik" setzen, zumal "sich am österreichischen Telekom- und Internet-Markt noch lange kein fairer Wettbewerb durchgesetzt hat und die Gefahr besteht, dass Österreich - wenn eine solche Vorgehensweise toleriert wird - schnell vom technischen Fortschritt überholt werden und zu einem Entwicklungsland der Informationsgesellschaft werden könnte." Die Marktdominanz weniger Großkonzerne sorgt auch bei anderen Usern für Unmut. In der Gruppe ADSL-Aktion engagieren sich bereits über 3.000 Internet-Nutzer u.a. für eine Erhöhung des Datentransfervolumens des ADSL-Anbieters Telekom Austria.