Demokratiefördergesetz: Ein Mandat zur Einheitsmeinung?
Seite 2: Ein böser Gewöhnungseffekt
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- Ein böser Gewöhnungseffekt
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Aufgrund der selbstverschuldeten Hinnahme solch anmaßender Ansagen an erwachsene Menschen, die meist von angstfördernder Berichterstattung flankiert waren, ist ein böser Gewöhnungseffekt eingetreten:
Im Regime des Moralismus wird Zensur – denn sie ist der sachliche Kern jedes Gedankenkontrollprogramms – von einem großen Teil der politisch Aktiven, der Journalisten und auch der Bevölkerung achselzuckend hingenommen oder gar als natürlich und wünschenswert betrachtet.
Der Chefredakteur einer überregionalen Zeitungsgruppe – ein Mann mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Medienlandschaft - berichtete mir von seiner größten Frustration in diesen Worten: "Viele Journalisten sagen mir allen Ernstes:
'Wir müssen doch irgendwem auch vertrauen. Wir können doch nicht alles hinterfragen, was vom Staat kommt.' Und dann zitieren sie einfach Pressemitteilungen der Regierung und Ticker-Meldungen, als wären sie Berichte."
Auch solches Verhalten ist nur erklärlich, wenn der Grundsatz, dass der Mensch je weniger Vertrauensvorschuss eines Demokraten genießen darf, je mehr Macht er über seine Mitmenschen ausübt, vollkommen in Vergessenheit geraten und Autoritätsorientierung an seine Stelle getreten ist.
Andere Begriffe für Zensur
Die zitierten Aussagen von Kommissionspräsidenten, Kanzlern und Premierministern hätten bei intakten demokratischen und aufklärerischen Instinkten einen Aufschrei der Empörung gerade unter Journalisten und Rücktrittsforderungen wegen Bürgerverachtung nach sich ziehen müssen.
Auch dank der sträflich arglosen Haltung manches Journalisten gegenüber den Mächtigen und ihren Verlautbarungen wird das Schreckens-Image, das der Begriff "Zensur" sich in der Geschichte totalitärer Regime redlich verdient hat, in der Öffentlichkeit nicht mehr wahrgenommen, sobald für Zensur andere Begriffe gewählt werden.
Einige dieser scheinbar leicht verdaulichen Alternativvokabeln sind aktuell "Bekämpfung von Desinformation", "Abwehr von Fake-News" – und eben "Faktencheck" oder "Kampf gegen Hassrede".
Das ganze Ausmaß des Zensurgebarens zu bestimmen, das im geschilderten Regime des Moralismus nur konsequent ist und das sich daher gerade sowohl "natürlich" herausbildet als auch systematisch aufgebaut wird, würde ein eigenes Buch erfordern; aber mit "Faktencheckern" und der Fahndung nach "Hassrednern" (den Gegenspielern der "Liebesredner") behandeln wir jetzt zwei Elemente des aktuellen Zensurregimes, die den Geist des Ganzen vollkommen repräsentieren.6
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