Der Anfang vom Ende der Kohle
Seite 4: China setzt auf die Sonne
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Und zu guter Letzt die gute Nachricht der Woche: Chinas Solarenergiemarkt schwingt sich zu immer neuen Höhen auf. Im Sommer 2016 hatten sich noch hiesige Hersteller im Vorschussjammern geübt, weil sie einen Rückgang des Absatzes in der Volksrepublik und eine erneute preisdrückende Überproduktionskrise befürchteten. Doch die blieb aus. Zwar gab es in der zweiten Jahreshälfte einen deutlichen Rückgang der Installationen in China, aber das entpuppte sich im Nachhinein als bloße Delle im aufwärts gerichteten Trend.
Das legen nämlich die Prognosen für die diesjährige Marktentwicklung nahe. Die Plattform EnergyTrend geht davon aus, dass in diesem Jahr weltweit rund 100 Gigawatt neuer Solaranlagen installiert werden. Im vergangenen Jahr waren es knapp 80 GW, im Jahr davor rund 50 GW. 2012 wurden erste 30 GW weltweit installiert. Das rasante Wachstum der Solarindustrie hält also weiter an und aufgrund der Massenproduktion sinken die Preise für Solarmodule. Allerdings machen sie inzwischen deutlich weniger als die Hälfte der Anlagenkosten aus. Ein nicht unwesentlicher Teil der Wertschöpfung erfolgt inzwischen auf der lokalen Ebene durch die Handwerksbetriebe, die die Anlagen errichten und ans Netz anschließen.
Fast die Hälfte der neuen Anlagen wurden auch in diesem Jahr - beachtliche 48 GW - in China ans Netz angeschlossen, das weiter damit kämpft, seine schnell wachsenden Solar- und Windkraftanlagen ins Netz zu integrieren. Aber immerhin kommt offensichtlich der Markt für dezentralisierte Dachanlagen auch in der Volksrepublik langsam in Schwung. Mit 22 GW wurde fast die Hälfte in kleineren Anlagen, oft auch in Dörfern, installiert. Dort sind sie in entlegenen Regionen Teil eines Programms zur Überwindung der ländlichen Armut.
EnergyTrend geht davon aus, dass in den nächsten Jahren ähnlich viel in China installiert wird und dort die Solarleistung bis 2020 auf 250 GW anwächst. Damit wären die Planvorgaben auf diesem Gebiet mal wieder erheblich übererfüllt. Außerdem würde damit die Solarenergie langsam in den Bereich vorstoßen, wo sie Kohlekraftwerke aus dem Markt drängen kann, die in China inzwischen ohnehin zu wenig ausgelastet sind, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
Ein Rechenbeispiel soll die Bedeutung der Ausbauzahlen verdeutlichen: Science Daily schrieb kürzlich in einem Bericht über Luftverschmutzung, die die Ausbeute der Anlagen mindert, dass China anstrebe, 2030 zehn Prozent seines Stroms mit Solaranlagen zu produzieren. Je nachdem, wie der chinesische Strombedarf weiter wächst, wären das in etwa 600 bis 700 Milliarden Kilowattstunden. Um das Ziel zu erreichen, müssten bei den chinesischen Einstrahlungsverhältnissen je nachdem, wo die Anlagen stehen 350 bis 470 GW installiert sein.
Voraussetzung ist dafür allerdings auch, dass die Luftverschmutzung in den Städten zurückgeht, die den Ertrag besonders im Nordosten um bis zu 35 Prozent mindern kann. Allerdings würden beim jetzigen Ausbautempo bis Ende 2030 bereits rund 770GW solare Leistung installiert sein, was schon eine ganze Reihe Kohlekraftwerke überflüssig gemacht und damit die Luftverschmutzung reduziert haben dürfte (zumal ja auch die Verbreitung von Verbrennungsmotoren in PKW und LKW zurückgedrängt werden soll).
Wir dürfen also vorsichtig optimistisch sein, dass China den weiteren Anstieg seiner Treibhausgasemissionen schon deutlich vor 2030 gestoppt haben wird. Letzteres ist bisher das offizielle Ziel, auf das sich die Volksrepublik im Rahmen des Pariser Abkommens verpflichtet hat.